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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Die beiden Jahresausstellungen der Düsseldorfer Künstler im März 1892
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0269

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Die beiden Iahresausstellungen der Düsseldorfer Künstler im März 4392

es innere Vereinsfragen sind, die eigentlich auch nur für die Beteiligten Interesse haben. Es ist zu ver-
muten und zu hoffen, daß die Düsseldorfer Künstler nach dem bewährten strategischen Grundsätze Moltkes
„Getrennt marschieren, vereint schlagen" handeln und auf der Arena des internationalen Wettbewerbs, auf
den großen Ausstellungen in Berlin und München, dem Felde der Ehre, vereinigt erscheinen.

In der Ausstellung der Kunsthalle sind von den Meistern, deren eigener Ruhm demjenigen der
Düsseldorfer Schule zu gute kommt, vor allen Andreas und Oswald Achenbach, Benjamin Vautier, Ehr. Ludwig
Bockelmann, sowie die Meister Gilbert v. Canal, Christian Kröner, Petersen-Angeln, S. Jakobsen, H. Deiters,
Adolf Seel vorzüglich gut vertreten. Andreas Achenbach ist außer mit seinem großen Bilde, einer seiner
berühmtesten Marinen, „Morgen bei Ostende", einem aus dem Jahre 1875 stammenden Bilde mit reicher
Staffage, welche dem Herrn Louis Weddigen Hierselbst gehört, mit zwei Werken neuesten Datums repräsentiert.
Das eine ist eine holländische Landschaft, Motiv bei Groningen, meisterhaft im Ausbau der Komposition und
von schöner kräftiger Wirkung; das andre ist eine Marine, die vielleicht mehr noch als die Landschaft die
merkwürdige Frische des ewig jungen Meisters zeigt; das Meer, die Luft und die Staffage, Fischerboote mit
großen geblähten Segeln, sind in der Gesamtwirknng von dem organischen Zusammenhang, den wir stets an
den Bildern Andreas Achenbachs bewundern. Auch Oswald Achenbach hat ein herrliches Werk hier, das
frisch von der Staffelei kommt, ein Motiv von Portici, die »Osteiüa ckelln tossn nnricx)«, eine Mondschein-
stimmung von höchstem Reiz. Benjamin Bautier gab sein neuestes, ziemlich figurenreiches Bild zu dieser
Ausstellung, „Ein williges Modell" betitelt. Er hat früher einmal ein „unwilliges Modell" gemalt, zu dem
dieses neue Bild gewissermaßen ein Seitenstück bildet. Das junge Schwarzwülder Mädchen, das von einem
Maler zum Studium gemalt wird, ist in der That ebenso gutwillig als reizend; sie achtet der Neckereien ihrer
losen Gespielinnen nicht, die sie necken und durch Kitzeln mit einem Halm sogar ans ihrer äußerlichen Ruhe
und Haltung bringen möchten. Sie erreichen indeß anscheinend ihren Zweck nicht, das gute Kind trägt mit
Geduld die Neckerei und den Schabernack, der ihr angethan wird, und steht, den Rechen in der Hand haltend
und sich damit stützend, tapfer und ausdauernd Modell. Die Szene ist mit dem liebenswürdigen und feinen
Humor geschildert, der Vautier immer eigen ist und auszeichnet. Jede Figur ist charakteristisch, in der Zeich-
nung meisterhaft und lebensvoll im Ausdruck. Ehr. Ludwig Bockelmann hat eine größere Familien-
Porträtgruppe und zwei kleine Einzelfiguren gebracht. In dem ersteren zeigt der ausgezeichnete Genremaler
sein treffendes, brillantes Talent der Charakteristik, des Erfassens des Wesentlichen in der Erscheinung und die
Kraft des Ausdruckes in der psychologischen Wiedergabe der Köpfe, wie in der Koloristik. Auch die zwei
Einzelfiguren, einen alten kleinbürgerlichen Mann auf dem Wege zur Kirche und denselben in der Kirche
betend, den alten Cylinderhut vor das Gesicht haltend, darstellend, sind meisterhaft individualisiert und prächtig
gemalt. Emil Hünten hat ein größeres Bild, für das Kasino des hier garnisonierenden Husarenregiments
gemalt, ausgestellt, das eine Episode aus der Geschichte desselben, seine Teilnahme an der Schlacht bei Ligny,
darstellt. Das Regiment steht in Reservestellung, abwartend, ob ihm Befehl gegeben wird, in die Aktion ein-
zugreifen. Die Darstellung ist recht lebendig und anschaulich und die Zeichnung und Malerei sehr zu loben.
Recht ansprechend ist auch sein kleines Bild „Einquartierung". Von dem kürzlich verstorbenen ausgezeichneten
Genremaler Friedrich Hiddemann ist ein älteres Bild, „Im Coupee dritter Klasse", eine köstliche humoristische
Darstellung, ausgestellt, mit entsprechenden Trauerdekorationen, zum Andenken an den verewigten Meister.
Von hervorragenden Genrebildern sind noch zu nennen: Hans Bachmanns stimmungsvolles Bild „Abend-
frieden", Th. van der Beeks „Der blinde Bettler an der Kathedrale von Sevilla" und sein kleines Genre-
bild „Neckerei" sowie zwei sehr hübsche Pastellbilder, Karl Heydens Interieur „In der Küche" und „Länd-
liches Idyll", Hugo Oehmichens „Beim Vesperbrot" und „Eingeschlafen", Hubert Salentins „Betendes
Mädchen", F. Sonderlands „Eine Frage", E. Stammels „Pause in der Arbeit" und einige Genrebilder
von C. M. Webb. Unter den Landschaften ragen außer den bereits genannten insbesondere hervor
G. v. Canals „Abendstimmung" und „Westfälische Mühle", Alfred Metzeners „Blancahorn bei Landeck in
Tirol", Petersen-Angelns „Abendstimmung an der Nordsee", H. Deiters „Herbstwald", Karl Röders
„Winterabend" und „Holländische Landschaft mit Kühen", H. Böhmers Waldlandschaften, Albert Flamms
italienische Landschaften „Brunnen bei Cerbasa" und „Motiv bei Genzana", S. Jacobsens „Mondschein in
Venedig" und „Eifeler Winterlandschaft", die Harzlandschasten von H. L. Frische und W. Nabert, Adolf
Schweitzers „Winterabend" und die beiden Bilder von Theodor Schüz, „Ein Morgen ans der schwäbischen
Alp" und „Wintervergnügen". Perlen der Ausstellung sind Christian Kröners Waldbilder mit Tier-
staffage, „In der Sommerfrische" und „Zu Holze", sowie seine meisterhaft behandelten 13 Aquarelle, in denen
er seine unvergleichliche Naturbeobachtung und Empfindung zeigt. Auch seine Gattin, Frau Magda Kröner,
ist mit einem prächtig gemalten Stillleben hier vertreten. Interessante und tüchtig gemalte Tierstücke bringen
ferner Karl Jutz, reizend ausgeführte Hühner und Enten, L. H. W. Klingender „Sauhatz" und Johann
Deikers „Sauen auf dem Wechsel". Auch einige gute Bildnisse sind hier, so E. Boschs „Porträt eines Herrn
im Jagdkostüm, A. Baurs „Herrenporträt", H- I. Sinkels „Damenbildnis" und L- Schäfers „Kinder-
 
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