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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt - Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0283

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vermischtes — Aunstlittcratur und vervielfältigende Aunst — vom Aunstmarkt

22,

aus der Hand, welche einen Barbarossa oder Friedrich den Großen
und Bismarck vom Dargestelltwerden ausschließt, zum Besten
der Hausknechte, Sozialdemokraten und Kammerjungfern! Da
liefert nun die Wirksamkeit unserer Gesellschaft eine treffliche
Widerlegung und man kann nur wünschen, daß alle einsichtigen
Kunstfreunde sie nach Kräften unterstützen möchten. Und nicht
blos durch Beitritt (Anmeldungen sind" an geh. Rat Jordan
oder Sekretär Klee von der k. Nationalgalerie in Berlin zu
richten), sondern auch durch sonstige thätige Mitwirkung, damit
sie im Stande sei, sich zu verjüngen und ihren angeblich bureau-
kratisch schleppenden und kostspieligen Geschäftsbetrieb zu ver-
bessern. Hätte sie viermal mehr Mitglieder, so würde sie, ein-
sichtig geleitet, wie sie es immerhin meistens war, noch ganz
anders glänzende Ergebnisse erzielen können. 18-sf

Kunst litkerakur und vervielfältigende Kunst

5°. kt. Wir machen noch besonders auf die in der heutigen
Nummer (S. 2lg) enthaltene Reproduktion einer Studie von
Robert Raudner in Schleißheim aufmerksam, dessen neulich
im Selbstverlag publizierte Radierung eines männlichen Kopfes
durch seine außerordentliche Kühnheit der Behandlung wie
malerische Wirkung ausfällt. Es ist das ein Blatt, das sich kein
Sammler entgehen lassen sollte, weil es hier dem Künstler in
ganz ungewöhnlichem Maße gelungen ist, mit der Radiernadel
förmlich zu malen. M2f

IV ?t. C. W. Allers. Backschisch, Erinnerungen an
die Reise der „Augusta Viktoria" in den Orient. (Berlin, Max Levit's
Kunsthandlung, Preis 100 M.) Ein neues Werk von Allers ent-
faltete bisher immer auch neue Seiten dieses reichen Talentes. Das
thut auch dieses in vollem Maße, obwohl es eigentlich als bloße Im-
provisation nur zur Erinnerung für die Teilnehmer an jener Fahrt
bestimmt war, welche, Cuxhaven am 22. Januar 1891 verlassend, im
Kanal und Biskayschen Meerbusen arg geschüttelt, direkt bis nach
Gibraltar und von da, Genua nur noch flüchtig berührend, nach
Alexandria ging, wo sie am 4. Februar ankamen, um alsbald nach
Kair oaufzubrechen. Dort werden natürlich die Pyramiden u. a. be-
sucht, eine Nilfahrt bis Bedraschen gemacht, und dann schleunigst
wieder nach Alexandria und von dort am 10. Februar nach Jaffa
gefahren. Hier übernimmt Herr Demetrius Damian die weitere
Spedition der Reisenden nach Jerusalem, Betlehem und ans tote
Meer, was uns niit mehr Humor als Gelehrsamkeit geschildert
wird. Schon am 15. Februar schifft man sich wieder ein, um
von Beirut sich über den Libanon nach Damaskus aufznmachen.
Dort verwandelt sich unser Allers bereits in einen „Allers
Pascha", wäre aber beim Rückweg bald in einem Schneesturm
auf dem Libanon stecken geblieben, erreicht aber doch glücklich
noch Beirut und das Schiff, das die Gesellschaft jetzt noch nach
Konstantinopel, Athen, Malta und Neapel bringt um sie dann
an Lissabon vorbei heimzuführen, wo sie am 21. März halb-
erfroren in Cuxhaven wieder aussteigen. Sieht man aber, was
Allers in dieser Zeit gezeichnet und 90 große Folioblätter auf
beiden Seiten dicht damit und einem sehr lustigen Text gefüllt
hat, so staunt man nur über die Schaffenskraft einer Natur, die
in kurzen zwei Wintermonaten unter Stürmen und Regenschauern
auf dem Verdeck geschüttelt oder im Sand der Wüste aus störri-
schen Eseln reitend, fast mit derselben Leichtigkeit produziert, wie
daheim in der Ruhe des Ateliers. Ja, wir finden ihn alsbald
mit den Kameelen in Syrien ebenso vertraut, als mit den stiefel-
putzenden Judenjungen in Jerusalem, oder gar mit den schönen
Damaszenerinnen. Er gibt die letzteren dann ebenso gut wieder
als eine lange Reihe köstlicher Charakterfiguren unter seinen Mit-
reisenden aus Borna, Berlin und Hamburg. Man kann sogar
eine Reihe dieser Zeichnungen zu seinen besten rechnen und
wundert sich nur immer, wie er bei seinen vielen Volksszenen
fast immer die Gesetze der Komposition instinktiv befolgt und
überall das Charakteristische jeder Erscheinung mit sicherem Blick
herausfindet. Selbst seine vielen landschaftlichen Skizzen, so die
auf dem Libanon im Schnee entworfenen, sind Meisterstücke in
der Kunst, mit den geringsten Mitteln viel zu sagen. Und so
hoffen wir denn auch, daß gerade die Allers-Sammler sich dies
hochinteressante, aber nicht in den Kunsthandel gekommene Album
nicht entgehen lassen werden, das in seinem kerngesunden Naturalis-
mus weltweit entfernt von allen biblischen und antikisierenden
Traditionen wie von aller schwärmerischen Romantik, gerade in
seiner durch und durch modernen Behandlung eines uralten
Stoffes das größte Interesse darbietet.

Vom Kunstmsrkt

— Frankfurt a. M. Rudolf Baugels Kunstauklivn in
Frankfurt a. M. versteigert am 21. April und an den folgenden
Tagen eine 1200 Nummern umfassende wertvolle Sammlung
von Kupferstichen. Der interessante mit zahlreichen Reproduktionen
hervorragender Stücke ausgestattete Katalog weist altdeutsche
Meister der frühesten Zeit, Kartenspiele, Ornamente, Wappen
und Exlibris, Meister der englischen und französischen Schule
des vorigen Jahrhunderts, Schwarzkunstblätter re. auf und ist
durch Rudolf Bangel selbst wie auch durch Georg Gutekunst in
Stuttgart erhältlich. PS»!

Kapitän Varends von drr „Kugnsta Vikkvria"
von L. w. Allers

Sxrrchfaal

Wir erhalten von Herrn Franz Simm folgende Er-
klärung mit der Bitte um Aufnahme:

Erklärung.

In der Kunsthandlung Schulte in Köln war im
Februar d. I. das von mir für künstliche Beleuchtung und
plastischen Anbau gemalte Dioramabild „Tod Kaiser Wilhelms",
welches in kürzester Frist hergestellt werden mußte, als Staffelei-
bild ausgestellt; auf dem Bilde war zu lesen: Gemalt 1888
von Franz Simm, übermalt für Tagesbeleuchtung und
renoviert von Gustav Goldberg, beide in München. Da nun
diese Inschrift die Meinung zuließ, daß die allerdings un-
wesentliche Uebermalung, für welche ich gleichwohl keinerlei
Verantwortung tragen möchte, mein Gutheißen gefunden habe,
sehe ich mich zur Wahrung meiner.. künstlerischen Interessen
gedrungen zu erklären, daß erwähnte Überarbeitung ohne mein
Wissen geschehen ist. Das s. Z. an mich gerichtete Ansinnen,
das Bild selbst zu einem Staffeleibilde umzuarbeiten, hatte
ich, ebenso wie dasjenige, solche Arbeit beeinflussen zu wollen,
nicht nur aus andern Gründen, sondern hauptsächlich aus
künstlerischen Rücksichten als mir unmöglich abgelehnt, da das
Bild ja unter ganz andern Gesichtspunkten gemalt wurde.

München, März 92. F Simm.
 
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