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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt -
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0418

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Personal- und Ateliernachrichten

2Zt

Dir Wänaden auf den thrakischrn Bergen, von Otto Sin ding

in den Meistern einer flotten Behandlung und eines ansprechenden
Tons Vorbilder sahen. In ihrer Schar sei besonders aus Herrn
Wenban hingewiesen, dessen liebenswürdige, feinsinnige, land-
schaftliche Blätter diesen Aussatz inspirierten.

sv. Hannover. Am 8. Juli d. I. feierte der Hofmaler
und Professor Fried r. Kaulbach hier, der Vater des Akademie-
Direktors Fritz Aug. v. Kaulbach, seinen 70. Geburtstag.
Es dürsten daher einige biographische Notizen des immer noch
schaffenssreudigen Meisters für einen größeren Leserkreis von
Interesse sein. Friedrich Kaulbach wurde am 8. Juli 1822 in
Arolsen, im Fürstentum Waldeck geboren. Schon als Kind ent-
wickelte er großes Talent zum Zeichnen und Malen und da der
Vater, welcher in seinem Fache selbst ein Künstler war, ebenfalls
sehr viel Liebe zur Kunst hatte, so wurde alle freie Zeit des
Schülers auf das Studium der Antike und Pastellmalerei ver-
wandt. Mit 17 Jahren zog der so vorbereitete Jüngling nach
München in das Haus seines damals schon berühmten Vetters
W. v. Kaulbach und trat in dessen Atelier ein, wo er 5 Jahre
verblieb. Dann ging er nach Italien auf Studienreisen. Von dort
zurückgekehrt, malte er sein erstes größeres Bild: Adam und
Eva finden ihren Sohn Abel erschlagen, welches viel Anerkennung
fand. Diesem Werke folgte bald ein zweites: Othello vor der
schlafenden Desdemona im Kampfe mit sich selbst. Daneben malte
der Künstler viele Porträts bekannter Münchener Persönlichkeiten
u. a. die Prinzessin Alexandrine, Tochter des Königs Ludwigs I.,
welche solchen Anklang fanden, daß er mit Aufträgen überhäuft
wurde, und wenig Zeit mehr fand, größere historische Entwürfe
aussühren zu können. In jene Zeit fällt ein Auftrag von König
Max zu einem großen Bilde: „Die Krönung Karls des Großen
in der Peterskirche zu Rom." Aber auch dieses Bild konnte erst
später in Hannover vollendet werden. Vom Senat der Akademie
in München zum Professor ernannt, lehnte er das Amt eines
Lehrers der Akademie ab, um freier schaffen zu können. Vornehm-
lich wurde der so rasch beliebt gewordene Künstler an die Höfe
in Deutschland gezogen, um fürstliche Persönlichkeiten zu malen.
So auch in Hannover, wo Kaulbach die ganze königliche Familie
auf einem großen Bilde darstellte. Diese wohl unstreitig bedeutendste
Porirätleistung Kaulbachs befindet sich zur Zeit noch im könig-
lichen Schlosse zu Herrenhausen. Der verstorbene König Georg V.
von Hannover suchte den Meister Kaulbach nun an Hannover
zu fesseln. Er ernannte ihn zu seinem Hofmaler und baute ihm
ein großes schönes Atelier nebst Wohnhaus in der Nähe des
Schlosses am Waterlooplatze in idyllischer Ruhe gelegen. Kaulbach
verabschiedete sich nun in München, wodurch er freilich dauernd
die Gunst des Königs Max verscherzte. Nach Hannover zurück-
gekehrt, malte er zunächst die Krönung Karls des Großen, welches

sich jetzt im Maximilianeum in München befindet und begann
dann den Entwurf eines großen Bildes: „Romeo und Julia",
welches den Meister nun seit über 20 Jahren beschäftigt, und
welches gewissermaßen als die Hauptaufgabe seines Lebens von
ihm betrachtet wird. An hervorragenden Porträt bildern, welche
Kaulbach geschaffen, sind noch zu nennen: Se. Majestät Kaiser
Friedrich nebst drei Söhnen, unfern jetzigen Kaiser im 10. Lebens-
jahre; Prinz Albrecht nebst Gemahlin; Prinz Albrecht Vater
und Gemahlin; Königin Marie von Hannover, Prinzeß Mary
von Hannover und viele andre. Der Meister ist seiner idealen
Kunstanschauung treu geblieben und steht trotz seiner 70 Jahre
noch in der Vollkraft seines künstlerischen Schaffens. Möge dem-
selben ein schöner Lebensabend beschielten sein! li2i8l

— Budapest. Der Ausschuß des Künstlerhauses in Buda-
pest hat beschlagen, dem verstorbenen Maler Anton Ligeti ein
Grabdenkmal zu errichten und zu dessen Ausführung die Summe
von 2500 Gulden bestimmt. Das Konkurrenzausschreiben soll
demnächst erlassen werden. — Alois Strobl hat das Modell
seiner dritten Figur für das Arany-Denkmal vollendet und der
Erzgießerei übergeben. — Die Stadt Baja hat Gyula Bezeredi
den Auftrag zu einer Statue des Dichters Coloman Thot erteilt.
— Die Konkurrenzausschreiben für das Adrassy-Denkmal und
das Monument für den General Klapka sollen demnächst erlassen
werden.

u. Straßburg. Der am hiesigen Nikolaus-Staden er-
richtete Neubau der Drachenschule erhält durch den hiesigen Bild-
hauer Wetze! seinen plastischen Schmuck. Über dem Mädchen-
schuleingange findet „die Häuslichkeit" und über dem Eingänge
der Knabenschule „der Fleiß" seine Darstellung. Den Mittelbau
schmückt die 2'/z Meter hohe Bildsäule des den Drachen tötenden
Sankt Georg und an den Schlußsteinen von drei Fensterbogen
werden der Glaube, die Sittsamkeit und die Fröhlichkeit nach den
Modellen des Bildhauers in Sandstein ausgehauen. I121Z!

* Dresden. An die Kunstakademie zu Dresden ist soeben
als Professor der Radierer und Bildhauer Ernst Moritz Geyger
berufen worden, wodurch in die Dresdener Kunst ein ebenso be-
deutungsvoller wie erfreulicher Keim zu erneuter Blüte gelegt
wird. Geyger wurde am 9. November 1861 zu Rixdorf bei
Berlin geboren; er besuchte 1877 die Berliner Kunstschule, 1878
bis 1884 die dortige Kunstakademie, seitdem hat er sich nach seiner
eigenen Aussage redlich bemüht „vor der Natur zu verlernen,
was ihm auf der Akademie beigebracht worden war". Er hat
zunächst unter Hans Meyers Anleitung begonnen zu radieren,
seit 1888 aber sich mit Vorliebe dem Modellieren zugewendet.
Die letzten Jahre hat er gleich Klinger und dem verstorbenen
Stauffer-Bern in Italien zugebracht. Geyger gehört mit den

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