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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt -
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0421

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Ausstellungen und Sammlungen — vermischtes

— Bielefeld. Die Ausstellungen des Westfälischen Aus-
stellungsverbandes (Kunilverein Münster und Bielefeld) haben
dieses Jahr einen besonders günstigen Verlauf genommen. Die
Beschickung zumal von Düsseldorf, München, Karlsruhe (Pros.
Baisch, C. Grethe) war sehr gut, das Interesse sehr lebendig und
der Besuch sehr rege. Über Erwarten gestaltete sich aber das
Verkaussresuliat. In Bielefeld allein wurden, gegen früher für
8000—10 000 M., in diesem Jahre für 00 O00 M. 43 Brlder,
ein Siebentel der Ausstellung, darunter Bilder bis zu 2000 M.
verkauft; sür eine Stadt von der Größe Bielefelds ein sehr er-
freuliches Resultat. Für die nächste Ausstelluug in Bielefeld 1894
sind schon jetzt die Aussichten sehr günstig und daher auf eine
gute Beschickung seitens der Künstler zu rechnen. lnssj

— Monte Carlo. In Monte Carlo wird unter dem
Titel > Vxposit.on internationale ckes Leaax-Srts cke la krincipaute
cke dlonaco« eine internationale Kunstausstellung stattsinden, die
Vom 15. November 1892 bis 15. April 1893 währen soll. Es
dürfen nur eingeladene Künstler ein bis zwei Gemälde ausstellen,
deren Breite I in 20 cm nicht übei steigen darf. lni5!

* Dresden. Die kgl. sächsische Regierung hat für die
diesjährige Ausstellung von Aquarellen, Pastellgemälden, Radie-
rungen und Handzeichnungen wiederum zwei goldene und drei
silberne Medaillen bewilligt. li2ie;

— Salzburg. Aus der Salzburger VIII. Jahresausstellung
ist das Gemälde „Guten Morgen, Herr Vetter!" von dem Maler
Joses Ringeisen in Wolfratshausen noch vor der Eröffnung
vom Kunstverein zu Salzburg erworben worden. Von weiteren
Ankäufen verzeichnen wir: H. Kaulbach „Junge aus Capri",
H. Zügel „Schafe", Otto Pöltz „Genre", Horst-Hacker
„Im Walde", W. Eilers „Drehorgelmann". 11234;

— München. Verkäufe auf der VI. internationalen Kunst-
ausstellung. Von Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-Regenten wurde
ein Ölgemälde „Zur Erntezeit in Kurhessen" von Hugo Mühlig
in Düsseldorf augekaust. Von Privaten wurden gekauft: ein
Aquarellbild, „Kanal" von Jakob Maris im Haag, sodann
folgende Oelgemälde: „Nach der ersten Kommunion" von Karl
Frithjof Smith in Weimar; „Sommerabend" von Josua v. Gieil
in München; „Fütterung" von Felix Schlesinger in München;
„Arabisches Cafe" von Thomas Moragas in Barcelona; „Ko-
sakenlager" von Joseph v. Brandt in München; „Im Freien"
von Otto von Baditz in Budapest; „Galanterie" von Baldomero
Galofre in Barcelona; „Frühlingswölkchcn" von Guglielmo
Ciardi in Venedig; „Seelenvergnügt" von Karl Kronberger in
München; „Frühschnee" von Fr. Schlesinger in München; „Die
Vermählung des Torero" von Rico Cejudo in Rom; „Raucher"
von OttoSchröder in München; „Eine Landpartie" vonK. v.Bergen
in München; „Einsam" von Richard Linderum in München;
„Abend" von Ernst Meißner in München; „Zur Gesundheit"
von Ernst Schmitz in München; „Pferdemarkt" von Ludwig
Hartmann in München. Für die Lotterie sind angekauft worden
die Gemälde „Berglandschaft" von Richard Thierbach in Stolberg;
„Im Boudoir" von W. Auberlen in Stuttgart; „Vorfrühlings-
abend" von Fritz Bär in München; „Frommes Buch" von Karl
Voß; „Früher Morgen" von Ludwig Dill in München; „Früh-
ling" von Karl Heinisch in München; „Gute Freunde" von Max
Pitzner in München; „Frühlingswehen" von Karl Blos in
München; „Campolungo" von Alfred Zott in München. Der
Verkauf gestaltet sich durchaus erfreulich. Bis zum 10. Juli sind
insgesamt sür 280 000 M. Kunstwerke verkauft worden, gegen
nicht ganz 200000 M., die bis zum gleichen Datum auf der
Jubiläums-Ausstellung 1888 erzielt worden sind. Zieht man in
Betracht, daß der Ausstellung 1888 eine vierjährige Pause voran-
ging, während die diesjährige die fünfte in ununterbrochener
Reihenfolge ist, und außerdem die Verlosungsankäufe in geringerem
Maßstabe vorgenommen werden als 1888, so ist es wohl berechtigt,
wenn das Resultat als ungemein günstig bezeichnet wird. Ii2os;

Vermischtes

tk. Der Roman der Madonna. Aus Rom schreibt
man uns: Ein höchst eigentümliches Schicksal ist einem alten
Madonnabilde beschicken gewesen, das nach mehr als dreißig-
jähriger Wanderung endlich Ruhe gefunden hat. Verschwand da
im Jahre 1861 aus der Kirche von San Severino, Marche, ein
ängstlich gehütetes, überaus kostbares Madonnen-Gemälde von
LorenzoSalimbeni, dem Zeitgenossen Giottos; und zwar stellte
das Bild die Gottesmutter dar, umgeben von den beiden Heiligen
San Giovanni und San Severino, weßhalb es auch vielfach
unter dem populären Diminutiv-Namen „San Giovannino"

zz;

bekannt war. Der Entführer der lieblichen Madonna war aber
nicht etwa ein gottbegeiüerter Künstler, sondern ein von sehr
materiellen Gründen geleiteter Dominikanermönch aus Alessandria,
Namens Agostino Vogogna, der mit seiner Beute (der Gottes-
mann hatte auch eine „Pieta" mitgehen heißen) nach Verona
floh und die beiden Bilder daselbst verkaufte. So kam der
Lau Giovannino, nach welchem die Behörden eifrig, aber ganz
vergeblich fahndeten, in den Besitz eines reichen Klerikalen, der,
um seines Schatzes völlig sicher zu sein, das Bild in seinem

Porträt. Von Karl Hartmann

VI. Internationale Kunstausstellung I892 zu München

Schlafgemach einmauern ließ. Erst beim Tod des Alten hörte
man wieder für einen Augenblick von dem San Giovannino,
als nemlich die Erben sich um das Gemälde stritten. Aber die
Spur des letzteren ging alsbald wieder verloren und auch die
Polizei war in ihrem Eifer erlahmt; saß doch der Entführer des
Bildes, der diebische Mönch, bereits hinter Schloß und Riegel. -—
So schien das einst so sehnsüchtig vermißte Kunstwerk bereits für
immer verschollen, als der Zufall letzthin den Abgeordneten Luzi,
einen vortrefflichen Kunsthistoriker, in den Palazzo Borghese
 
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