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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Kunstgeschichte an unsren Hochschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0432

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Kunstgeschichte an unfern Hochschulen

ZH2

Musgeglitten! von Bastida Ioaquin Sorolla

muß den Gegensatz zur Universität verschärfen, wenn nicht bewußt und entschieden eine Verbindung unterhalten
wird, die sich sofort und so natürlich herzustellen scheint, wenn der Universitätslehrer mit seinen Hörern die
Säle des Museums betritt, und vor den Kunstwerken selber sich Wort und Anschauung zu höherer Einheit
zusammenfinden.

Da stehen aber, scheint es, die Berliner Museumsbeamten im Wege. Unter ihnen sind einzelne
wenigstens, die heutzutage in ihrem Fache zu den anerkanntesten Forschern und gewiegtesten Kennern gehören.
Sie bethätigen ihre Kräfte nicht allein in der Katalogisierung der vorhandenen Bestände und in der Vermehr-
ung durch neue Ankäufe, für die jede Abteilung über namhafte Summen verfügt, sondern sie haben auch
einen schriftstellerischen Eifer hervorgekehrt, der teils in vorzüglichen Leistungen, teils wenigstens in glänzendem
Gewände auf dem vermeintlich eigensten Gebiete der litterarischen Fachvertreter ein besonderes Lager aufschlägt.
Das Jahrbuch der k. preußischen Kunstsammlungen dient zur schleunigen Veröffentlichung und wirksamen Be-
leuchtung der neuen Errungenschaften, nicht selten auch als Ablagerungsort für Bodensatz und Scherben. Kost-
bare Publikationen älterer Schätze wenden sich mit teuern Preisen an die Liebhaber des Auslands. Einige
Jahre glücklicher Käufe haben die Spannung und die Teilnahme wach gehalten und das Ansehen der
k. Museen außerordentlich gesteigert. So bestimmen diese Museumsgelehrten auch in sonstigen kunsthistorischen
Fachzeitschriften das Urteil, das wissenschaftlicher Kritik allein Vorbehalten werden sollte, und es kann nicht
Wunder nehmen, wenn sich gelegentlich Zwistigkeiten mit den Vertretern der Kunstgeschichte an Universitäten
und Hochschulen einstellen, die bald offen Hervorbrechen, bald heimlich nur desto schlimmer ihr Wesen treiben.
Die jüngere Generation wird auf dem Boden der reinen Wissenschaft noch manchen Strauß deswegen durch-
zufechten haben. Ganz besonders mißlich müssen die Verhältnisse sich in Berlin ausnehmen, soviel geht aus
den eigenen Äußerungen dort lebender Zeugen unzweifelhaft hervor. Die Hauptursache liegt in der Ver-
bindung freier Wissenschaft mit dem Staatsbeamtentum, das den Anspruch unfehlbarer Autorität in der Be-
stallung trägt.

Demgegenüber steht die Kunstgeschichte an unsren Hochschulen außerhalb Berlins mitten in wachsender
Schwierigkeit, die dem einzelnen selber noch nicht zum Bewußtsein gekommen. Führende Lehrer, unter denen
 
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