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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt -
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0437

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler — Preisausschreiben — Ausstellungen und Sammlungen

Z-lö

Gestorben. Am 13. Juli zu Wien der Maler Franz
Komlossy im Alter von 75 Jahren. — Am 20. Juli zu
München der Maler Konrad Reinherz im Alter von 56 Jah-
ren. Der verstorbene Künstler war als tüchtiger Landschafter
weiteren Kreisen bekannt.

Denkmäler

L.-v. Dem jüngst verstorbenen Großherzog Ludwig IV.
soll in seiner Residenz Darmstadt ein Landes-Denkmal errichtet
werden. Die ersten Präsidenten der beiden Kammern der Land-
stände haben den Denkmal-Ausschuß zur konstituierenden Ver-
sammlung auf den 20. Juli d. I. nach Offenbach a. M. ein-
bernfen.

— Berlin. An dem engeren Wettbewerb um das Denk-
mal für die verstorbene Kaiserin Augusta zu Berlin, der, wie
wir in Heft 21 bereits mittheilten, nach dem Wunsche des Ko-
mitees auf fünf Künstler beschränkt bleiben sollte, werden die
Bildhauer Adolf Brütt, F. Encke, E. Herter, F. Schaper
in Berlin und F. Möst in Karlsruhe beteiligt sein. 11264)

Preisausschreiben

L.-v. Darmstadt. Im Anschluß an die von uns in
Heft 11 dieses Jahrgangs gebrachte Notiz über den engeren
Wettbewerb um den Neubau des großherzoglichen Museums zu
Darmstadl sei hier noch einiges erwähnt. Von den bereits ge-
nannten, von der hessischen Regierung zur Anfertigung von
Plänen aufgeforderten Architekten, denen hierfür die Summe von
9000 M. zugesichert wurde, ist nun keiner in Hessen selbst an-
sässig, nur einer dem Vernehmen nach in Hessen geboren. Bei
der Wahl der Architekten soll maßgebend gewesen sein, daß sich
diese Herren bereits in Museumsbauten „hervorgethan" hätten.
Ist nun dieser Gesichtspunkt richtig? Doch wohl kaum, denn bei
jedem besonderen Fall sind in der Hauptsache ganz besondere
Punkte zu berücksichtigen, so die Landesart, Lage des Baues,
der architektonische Charakter der Bauten der Umgebung, spezielle
räumliche Bedürfnisse u. a. m. Die praktische Erfahrung aus
jüngster Zeit lehrt ferner, daß bei den bedeutendsten deutschen
Monumentalbauten solche Architekten den Preis errangen, die
noch niemals einen gleichartigen Bau vorher schufen, jo beim
Reichstagsgebäude, Reichsgericht, den Museumsbauten in Berlin
u. s. w. Würde nicht ein weit besseres Resultat erzielt werden,
wenn die außerordentlich hohe Summe von 17000 M, die für
die Konkurrenz zur Verfügung steht, für eine allgemeine
Konkurrenz verausgabt würde, ohne daß die fünf besonders
aufgeforderten Herren von vornherein mit 9000 M. bezahlt
werden? Mit Sicherheit könnte man alsdann auf eine Betei-
ligung von weit mehr als 100 Architekten bei dieser dankbaren
Aufgabe rechnen. Das Darmstädter Preisausschreiben schließt
allerdings keineswegs die Beteiligung andrer Architekten aus,
doch sind die Bedingungen für diese im Verhältnis zu den fünf
Bevorzugten keineswegs sehr günstig, wie überhaupt eine durchaus
gute Lösung der Aufgabe in höchstem Grade erschwert ist. Daß
nun bei dieser großen hessischen Aufgabe kein einziger in
Hessen ansässige Architekt zugezogen wurde, ist nun besonders
betrüblich, umsomehr als das schlechte Zeugnis, das damit
der hessischen Architektenschaft ausgestellt wird, keineswegs be-
rechtigt ist. Es sind hessische Architekten (Wallot und Hoff-
mann), die bei den zwei großen deutschen Rcichsbaukonkurrenzen
die ersten Preise in heißem Kampfe mit der gesamten deutschen
Architektenschaft errangen, ebenso haben hessische Architekten drei-
mal den Berliner Schinkelpreis gewonnen, eine große Menge
Privatbauten in Darmstadt, Mainz, Worms und andern hessischen
Städten stellen die Leistungsfähigkeit unsrer einheimischen Künstler
ins beste Licht. Hessen hat eine erstaunlich große Anzahl hoch-
bedeutender Künstler, Maler, Bildhauer und Baumeister hervor-
gebracht, aber man versteht es leider schlecht, dieselben an ihr
engeres Vaterland zu fesseln. Die Unzufriedenheit der Architekten
ist begreiflich und wir sind hier ihren fachmännischen Aus-
führungen in den „Neuen hessischen Bolksblättern" im wesent-
lichen gefolgt.

Ausstellungen und Sammlungen

V. V. Wi en. Im Kllnstlerhause hat man sich Heuer bald nach
der Jahresausstellung den Sommerschlaf aus den Augen gerieben.
Seit dem 25. Juni ist das Bergersche Habsburg-Bild für das Kunst-
museum ausgestellt, dann folgt eine Makart-Ausstellung, schließlich

gedenkt man eine Reihe Aquarelle des hochbetagten Altmeisters
Rudolf Alt zusammenzustellen. Professor Julius Berger
von der Akademie hat mit seinen „Kunstmäcenen im Hause Habs-
burg" einen Meisterwurf gethan. Plötzlich sehen wir da ein echt
Wiener Malerkönnen, welches sich zuerst unter Makart entwickelt,
überraschend emporgewachsen. Das Kolossalbild (15'/z m Länge
auf 5 m Breite) ist für das Lacunar der Spiegeldecke des sogenannten
„Goldsaales" im kunsthistorischen Museum bestimmt, wo die Köstlich-
keiten der Renaissance-Kleinkunst aufgestapelt sind. Der Raum, gerade
unter dem Dürersaal gelegen, hat weiße Stukkolustrowände, eine
Decke, weiß und gold in architektonischen Feldern, und erfreut sich
eines ungemein wohligen Lichtes. Dieser Helligkeit entsprechend ist das
gewaltige Bild mit seinen 42 Figuren und all den Prächtigkeiten
der Edelarbeit, welche, den Sammlungen entnommen, als Bei-
werk dienen, in festlich-hellen Farbentönen gehalten. Das Pro-
gramm wurde von Direktor Jlg, dem bekannten Kunstforscher,
entworfen, welchen der Maler dafür in einer der sieben Gruppen
als Gelehrten verewigt hat. vr. Jlg mußte sich eine weise Be-
schränkung auferlegen, um den gewaltigen Stoff nach den ge-
gebenen räumlichen Bedingungen zu bewältigen. Es konnten
denn auch nur die Hauptphasen des habsburgischen Mäcenaten-
tums Berücksichtigung finden: die Kaiser Max-Zeit, jene Kaiser
Karls V., eine Gruppe, deren Mittelpunkt Erzherzog Ferdinand
von Tirol, der Gründer der Ambraser Sammlung, bildet, die
Periode Rudolf II., des Gründers der Prager Wunderkammer,
je eine Gruppe für die beiden habsburgischen Statthalter in den
Niederlanden, Erzherzog Albrecht VII., welcher das Rubenssche
Jldefonso-Altarbild stiftete und Leopold Wilhelm, welcher als
ein Gründer der Belvedere-Galerie in der Kunstgeschichte fortlebt
und endlich die strotzende Barockzeit, deren habsburgische Kunst-
förderung sich in Karl VI. verkörperte. Bescheiden, so recht nach
dem Sinne des jetzigen Kaisers, ist die Neuzeit — so unver-
gängliche Denkmale Habsburgs Kunstliebe ihr geschaffen haben
mag — nur durch ein Brustbild Franz Josef I. vertreten, welches
zu Häupten' des Baldachins angebracht ist, unter dem Kaiser
Max thront. Diese Hauptgruppe bildet zugleich den Mittelpunkt
des ganzen Bildes, von dem aus die übrigen Gruppen sich nach
beiden Seiten hin entfalten. Der Künstler hat den idealen Vor-
gang auf eine in modernem Stile gehaltene, mit beziehungsreicher
Plastik geschmückte Monumental-Terrasse versetzt, zu welcher der
ganzen Länge nach eine Freitreppe emporsteigt; durch den Mittel-
grund zieht' sich die Ballustrade hin, hinter welcher die Neben-
gruppen teilweise als Halbfiguren angeordnet sind. Die An-
ordnung überhaupt ist eine durchaus glückliche, klare, unveranlaßte;
jeder Gruppe wird perspektivisch wie malerisch ihr gutes Recht.
Die lebensvollen historischen Gestalten, welche dem Beschauer in
greifbarer Plastik entgegentreten, sind, soweit dies erreichbar ge-
wesen, bildnistreu dargestellt und durchaus genügend charakterisiert,
um den Anspruch des Historienhaften mit Berechtigung erheben
zu können. Die zeichnerische Behandlung verrät in ihrer freien
Sicherheit den Meister. Eine Fülle von Kunstschönheit entquillt
dieser Jdealkomposition, obwohl dem Maler nur eine beschränkte
Verwertung des weiblichen Elementes (drei Frauen) gestattet
war; Freude an der großen Aufgabe, die nicht ohne Begeisterung
sein konnte, hat dem in blühendem Schaffensalter stehenden
Künstler während zwei Jahren den Pinsel geführt und Wien ist
um ein edles Kunstwerk reicher geworden. Klaus wird den
Stich des Meisterbildes anfertigen; der Name verbürgt ein ge-
lungenes Blatt. Im Herbst soll das Gemälde an Ort und
Stelle eingefügt werden.

). 8. Berlin. Die National-Galerie hat eine Ausstellung
der Werke des 1891 verstorbenen Dresdener Malers Theodor
Grosse veranstaltet. Dem hauptstädtischen Publikum ist dadurch
Grosse wohl überhaupt zum erstenmale bekannt geworden. Denn
es ist nicht anzunehmen, daß der nicht einmal in seiner engern
Heimat sonderlich geschätzte Künstler außerhalb Sachsens Verehrer
gefunden hätte. So war eigentlich kaum eine zwingende Ver-
anlassung vorhanden, die bereits vergessenen Werke Grosses noch
einmal zusammenzubringen, falls die National-Galerie nicht ver-
pflichtet ist, jedem, der einige Quadratmeter Leinwand bemalt
hat, bei seinem Tode eine Gedächtnisausstellung zu weihen. Dem
Andenken der Verstorbenen geschieht damit nicht immer ein Ge-
fallen. Grosse war Dresdener, hier wurde er geboren, hier hat
er gelebt, gemalt und hier ist er auch gestorben. Als Mensch
und als Künstler ist er Zeit seines Lebens Dresdener geblieben,
auch dann, wenn er raffaelisch malen wollte. Im sächsischen
Raffaelstil sind beispielsweise die Fresken in der Loggia des
Leipziger Museums ausgeführt. In drei kleinen Kuppelbildern
ist hier dargestellt: „Das Walten göttlicher Bildkrast, wie es sich
 
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