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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 7.1891-1892

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Muyden, G. van: Die neuen Vervielfältigungsverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.10735#0455

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von G. van Muyden

Während die nicht belichteten unverändert bleiben. Wood-
bury legt ein photographisches Negativ auf eine solche
Gelatineschicht und läßt das Licht darauf fallen; alsdann
taucht er die Gelatine in heißes Wasser, wodurch sich die
nicht beleuchteten Stellen auflösen. Man erhält also auf
diesem Wege ein Relief, in welchem die dunklen Stellen
als Erhöhungen erscheinen und umgekehrt. Dieses Relief
wird dann durch starken Druck auf Bleiplalten übertragen,
wodurch man eine druckfähige Platte erhält. Von der-
selben kann man freilich täglich höchstens 600 Abdrücke
erhalten, und es wird sich daher die Woodbur y-Typie
niemals zur Illustrierung von wohlfeilen Werken eignen.
Dafür sehen die Bilder aber Silberphotographicn zum
Verwechseln ähnlich und sind viel haltbarer als diese.

Wir kommen schließlich zu dem Farbendruckver-
fahren der neuesten Zeit, die der Photographie, wie auch
der Vorliebe des Publikums für farbige Gegenstände,
ihren Aufschwung verdanken. Auch hier müssen wir
zwischen den für die Buchdruckpresse bestimmten Farben-
drucken und den auf der Steindrnckprcsse hcrgestellten
bildlichen Darstellungen unterscheiden.

Bekanntlich besteht das Grundprinzip des Farben-
druckes darin, daß der Künstler die Farbe der Vorlage
in einzelne Platten zerlegt, also z. B. alle roten Töne
auf eine Platte, alle blauen auf eine zweite Platte w.
bringt. Diese Platten sollen dann durch Über- und
Nebeneinanderdrucken die Farbenpracht des Originals
wiedergeben. Das Papier geht demnach so oft durch die
Presse, als Platten aufzudrucken sind, wobei die größte
Sorgfalt darauf zu geben ist, daß die Platten auf die
richtige Stelle des Bogens einsetzen, und dies erklärt
zur Genüge, warum Farbendrucke viel teurer sind, als
bloße Schwarzdrucke. Die Photographie, bezw. der
obenerwähnte Lichtdruck hat jedoch das Buntdruckverfahren
insofern verwohlfeilert, als man mit ihrer Hilfe mit fünf
bis sechs Platten dieselbe Wirkung erzielt, als früher mit
zwanzig und mehr. So ist die Herstellung der in Eng-
land und Frankreich so beliebten bunten Weihnachts-
nummern der illustrierten Zeitungen möglich geworden;
so haben es neuerdings die Buchdruckereien von Grumbach
in Leipzig, Herrmann und Julius Sittenfeld in Berlin
erreicht, daß populäre Zeitschriften mit ihren in mehreren
Farben gedruckten Bildern annähcrnd zu demselben Preise
geliefert werden können, als die bloß den Schwarzdruck
pflegenden älteren derartigen Unternehmungen. Dabei
stehen wir erst am Anfang, und es ist anzunehmen, daß
diese Technik noch vielfache Vervollkommnungen erfahren
wird, so namentlich infolge des von Professor Vogel,
Or. Vogel jun. uud Ulrich erfundenen Verfahrens.

Zur Herstellung der obengenannten Veröffentlichungen
dienen unseres Wissens ausschließlich Zinkplatten,
welche in derselben Weise, wie es bei der Chemigraphie
geschieht, hochgcätzt und dadurch befähigt werden, neben
dem Text einer Zeitung auf der Buchdruckpresse zum
Abdruck zu gelangen. Weit vollkommener sind aber das
Vogelsche Verfahren, sowie das von Ad. O. Troitzsch in
Berlin bei der Vervielfältigung der Bilder der preußischen
National - Galerie angewendete photolithographische
Buntdruckverfahren. Diese Bilder besitzen allerdings den
vollen Glanz der Ölfarbe nicht und sie erstreben das auch
keineswegs. Die Reproduktionen sind aber thatsächlich
von sehr guten Aquarellen nach den betreffenden Originalen
nicht zu unterscheiden und 'geben den vollen Farbenreiz

Die Kunst für Alle VH

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des Bildes, wenn auch in einem etwas abgeschwächtem
Ton, völlig wieder, während die Anwendung der Photo-
graphie bei der Herstellung derselben für eine absolute
Treue in der Nachbildung der Zeichnung des Bildes bürgt.

Freilich kostet es manchen Schweißtropfen, bis ein
solches Bild aus dcr Werkstätte von Troitzsch, bezw.
aus den Geschäftsräumen der Verlegerin, der „Vereinigung
der Kunstfreunde für die amtlichcn Publikationen der
k. National-Galcrie", seine Wanderung durch die Welt
antreten kann, und es gehören die hierzu notwendigen
Operationen zu den schwierigsten Arbeiten der Repro-

1793. von Fülox Laszlo

duktionstechnik. Zunächst fertigt man, so viel uns bekannt,
eine Lichtdruckplatte in Schwarz nach dem zu vervielfäl-
tigenden Gemälde. Diesen Lichtdruck überträgt man dann
auf Stein, worauf man nacheinander die Stellen in
Schwarz ausarbeitet, die den einzelnen Farben des Bildes
entsprechen. Nach diesen schwarzen Vorlagen fertigt man
eine Reihe von Farbendrucksteinen an, die nacheinander
auf demselben schwarzen Lichtdruck abgedruckt werden.
Das Gelingen hängt hier natürlich davon ab, daß ein
echter Künstler die Arbeiten, wenn nicht selbst ausführt,
so doch wenigstens leitet; denn der gewöhnliche Arbeiter
weiß nicht, ob die Farben die er druckt, richtig
nüanciert sind.
 
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