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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 3
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Börger, Hans: Die Wiederherstellung der Kathedrale von Syrakus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0127

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SYRAKUS, NORDSEITE DES DOMS
DIE DREI LETZTEN SÄULEN NEBEN DER BAROCKFASSADE

schönen Domplatz den Hauptakzent gibt und so
glücklich zwischen dem Langhaus der Kathedrale
und dem erzbischöflichen Palast vermittelt, in der
alten Pracht wieder hergerichtet und nur die der
Halle vorgelegte Treppenanlage im Sinne des ur-
sprünglichen Projektes (Picarale starb vor der Voll-
endung der Fassade) zu ihrem Vorteil verändert.
Und so wurden auch im Innern der Kathedrale
die barocken Teile, unter denen außer der Chor-
anlage die Capella del Sacramento hervorragt,
nach Möglichkeit konserviert, das heißt bis auf
die minderwertige posthume Inkrustierung der
Kirchenschiffe. Hier standen höhere Werte auf
dem Spiel, nachdem einmal durch die barocke
Durchbildung der stark verlängerten Choranlage

eine nicht mehr rückgängig zu
machende Dissonanz zwischen
den Schiffen und dem Ostbau
entstanden war.Nicht ohneSorge
wegen der möglichen statischen
Konsequenzen ging man an die
Beseitigung des Putzes und der
Stukkaturen, aber siehe da, der
Baukern war im wesentlichen in-
takt. Nach und nach kamen die
ursprünglichen schlichten For-
men der Pfeiler und Rundbögen,
kamen die schön gefugten Qua-
dern des dorischen Tempels —
die Reste der Orthostaten und
die darüber lagernden Quer-
schichten — zum Vorschein und,
nach Beseitigung des oben er-
wähnten Gesimses, die oberen
Grenzlinien der antiken Zella,
die normannischen Obermauern
und die (später zur Rekonstruk-
tion benutzten) Spuren der Rund-
bogenfenster oberhalb der Arka-
den. Dann befreite man die bei-
den Säulen des Opisthodoms zu
Seiten der Westpforte der Kirche
aus der Umklammerung späten
Mauerwerks und brachte ihre
unterdem Stuck verborgeneOber-
fläche (sie sind aus einem wider-
standsfähigen schönen Kalk-
stein gearbeitet) wieder zur Gel-
tung. Ebenso erlöste man, wo es
sich tun ließ, die Säulen des nördlichen Neben-
schiffes durch seitliche, abgeschrägte Einschnitte
in der Wand ein wenig aus ihrer Bedrängnis, des-
gleichen im südlichen Schiff, wo unter anderem
zwei der herrlichen Kapitelle in ihrem vollen Vo-
lumen der Betrachtung zugänglich gemacht wur-
den. Endlich konnte auf Grund der vorhandenen
Reste wenigstens die linke Apside der Basilika
rekonstruiert werden. Das störende Inventar an
Altären, das sich in den Seitenschiffen angesam-
melt hatte und den Raumeindruck störte, mußte
weichen; das an sich sehr interessante große Tauf-
becken (ein antikes, auf sieben Bronzelöwen des
dreizehnten Jahrhunderts ruhendes Marmorgefäß)
wurde von seinem Standort unter einem Arkaden-

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