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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 8
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0357

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gesetzlichen Schätzungen". Es stellte sich heraus, daß er
weder Bücher über den Gegenstand, noch die bekanntesten
Galerien in Europa kennt.

Als Sachverständige für Duveen wurden vernommen:
R. Langden-Douglas, ehemaliger Direktor der Irish National
Gallery in Dublin (persönlich), Bernhard Berenson in Florenz
(Verlesung), Sir Charles J. Holmes, Direktor der National
Gallery in London (Verlesung), F. Schmidt-Degener, Direktor
des Amsterdamer Rijksmuseums (Verlesung), Roger E. Frey,
Kurator im Metropolitan Museum, New York (Verlesung) u.a.
Diese Sachverständigen stimmten darin überein, daß das
Ilahnsche Bild offenbar die Kopie einer Kopie und wahr-
scheinlich aus dem achtzehnten Jahrhundert ist.

Das Verfahren geht weiter. In Europa ist ein solcher
Prozeß und eine solche Prozeßführung schwer vorstellbar.

Die Zeitung „The New York American" (das Blatt nennt
sich selbst „The paper for poeple who think", wird in der
Öffentlichkeit aber vielfach genannt „The paper for poeple
who think that they think") fragt: „Angenommen, du hast
die Venus von Milo im Louvre gesehen und jemand sagt
zu dir, die Statue sei nicht echt, er habe die echte — was
soll man sagen?" H.P.

*

BERICHTIGUNG
In dem Aufsatz des vorigen Heftes über die Ägyptische
Ausstellung der Galerie Dr- Burg sind zwei Druckfehler zu
berichtigen: Seite 284, letzte Zeile, muß es heißen „Block
und Menschengestalt"; und Seite 286, erste Zeile des letzten
Absatzes muß statt Schmuckpaletten „ Schminkpaletten" stehen.

DER ILLUSTRIERTE GESAMTKATALOG DER REICHSDRUCKE

l^\ie Reichsdruckerei legt zu einem stattlichen und druck-
technisch sehr sorgfältigen Bande vereinigt, in kleinen
und außerordentlich scharfen Abbildungen über tausend
graphische Blätter vor, die sie bisher zum Druck gebracht
hat. Dies Nachschlagewerk für den Kunst- und Buchhändler,
für den Sammler und Kunstfreund gibt Zeugnis von dem ganz
einzig dastehenden Versuch, Qualität und Massenabsatz ein-
ander anzunähern. Mit dem Beginn des photographischen Zeit-
alters ist die Bedeutung des Stichs sehr stark zurückge-
gangen; durch ein Druckverfahren wie das der Reichsdruckerei
beginnt er seinen Platz wieder einzunehmen. Dürer und
Rembrandt vermögen aus Schlagworten der Bildungssprache
wieder zu gesättigten Vorstellungen zu werden. Man möge
das nicht verachten. Auch die Abteilung „Deutsche Männer,
deutsche Stätten" verdient einen Ausbau, der unseren öden
Schul- und Verwaltungsräumen zu einer Auffrischung ver-
helfen könnte. Wenn man zu dem auch historisch umfassend
angelegten Programm Wünsche aussprechen darf, so seien
sie unter dem Vorbehalt ausgesprochen, daß schon das Vor-

liegende bewundernswert ist. Nicht im Sinne der Vollständig-
keit, sondern wegen ihres repräsentativen Charakters ver-
mißt man bei Schongauer die Maria vor der Mauer und
eines der bedeutenden Goldschmiedeblätter (Räucherfaß oder
Krummstab), bei den Italienern etliche von den bedeutenden
Zeichnungen des Berliner Kabinetts (etwa Lorenzo Monaco
und Signorelli). Vom Beginn des neunzehnten Jahrhunderts
an können wir uns nicht mehr ganz einverstanden erklären:
Frankreich und England sind hier schon vom Standpunkt
des Publikums her ausgewählt, ihr Schaffen wird in Hinsicht
auf den Salon vorgeführt. Darum fehlen Blake und Flax-
man ebenso wie in Deutschland Runge, Friedrich und Olivier,
die viel mehr bedeuten als Bartolozzi und Ludwig Richter.
Hier muß zu dem feinen historischen Instinkt ein ent-
schlossener, von der Gegenwart erfüllter Geist treten. Dann
wird das zweite Tausend neuer Reproduktionen zu dem
Besten zählen, was deutscher Kulturwille geschaffen hat.

Alfred Neumever.

FRAGONARD, BILDNIS Mlle GERARD. ZEICHNUNG LA TOUR, SELBSTBILDNIS. ZEICHNUNG

kollektion marius paulme, versteigerung am i3. mai bei georges petit, paris

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