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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0026

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41

Kunstliteratur.

42

E. Curtius uud Baurath Adler habcu im Iahrgang
>872 der Abhaudlimgcn der kvuigl. prcußischen Gc-
sellschaft der Wissenschaftcn die Rcsnltate ihrcr Uutcr-
suchungcn der Btonuinente nicdcrgelcgt. Die Fnndainente
bes Dianateiupels waren schon 1869 bloßgelegt wordcn.
3n eincm im Druck erschiencnen Vortrag hat später
Curtius die Gcschichte deS Tcmpels crläutert. Dieser
Echrift ist eine von Baurath Adler vcrsuchte Ziekon-
strukiiou des Tempels in Abbildung beigegcben, und
biese stimnit so ziemlich mit der von Wood unter-
noiuinenen überein. Dcr Werth derselben wird wescnt-
iich beeiuträchtigt durch dic lcidige Thatsache, dast nicht
niehr als eine einzige Säulenbasis an Ort und Stellc
borgefunden worden ist, im Ucbrigen nicht einmal Spuren
bcr Fundameiituiaucrn.

Woov's iu leichtcin Stil gcschriebencs Buch scheint
snr cin grösteres Publikum bercchuet zn sein- Bian
glaubt die Ansarbeitung cincs Tagebuches zu lesen-
3n buiitcm Wcchsel ist von antikcn Bauwerkcn, Pascha s,
>inschriftcii, durchrciscndcn Europäern, pcrsönlichcn
^tiiniiiilugen nud dergleichcu die Ncde. Wisscnschaft-
llch brauchbar wird das Buch crst, wenn man vic
chrbeiten von Cnrtius nud Avler zur Ergänzung und
als Korrektive zur Hand nimuit.

Erst 1402 ist EphcsuS iintcrgcgaugcu, als Timnr's
Horden hier cinbrachen. Jm drcizehnten Jahrhundert >
hattcn die Türken Ajaslnk mit seiner prächtigen, noch
lcidlich erhaltencn Aloschec gegründct anf eincm westlich ^
gelcgencn Hügclrückcn. Ajasluk bestcht noch als Dorf
"nd ist jctzt Eisenbahnstation der Linie Sinhrna-Aidin-
Gnselhissar. Ephcsus war zur Zcit dcr Türkengrünvung
ttur uoch Borstadt. Die Johauniterritter von Jcrusalcm
haben AjaSluk auf unbestiinnitc Zeit den Türken streilig
gcmachi unv daselbst noch im Jahr >365 Bi'ünzcn
sthlagcu lasscn (Abbildungen bei Wood). Im clftcn
^ahrhunvert war cin griechischer Pirat Herr von Ephe-
jns. Das vorangehende Jahrtauscnd cphesinischcr Ge-
lchichte ist völlig dunkel und inuß erst noch in der
-'teratur bhzautinischer Kircheuväter und Chronographen
«ud-ckt werdcn: eine schwierige, abcr gewiß interessaulc
Uusgabe der Zukunft. Dic kirchengeschichtliche Bcdcu-
'»ttg von Ephcsus als Pflauzstätte dcs ChristcnthuinS
'n Kleinasien zur Zcit des stiievergangs dcr antikcn
^'lt ist himeichcnd sichergcstcllt. Dic Excessc, welche
wegen der Lehrc des Apostels Panlns statthaltcn,
'"Mn den Tcmpcl der Diana wenigstcnS gcschichtlich
ttttnials dcr Vergesseuheit anheimfallen. Dem lang-
^l«gW Aufenthalt des Apostcls Johannes war in dcr
^ 'lluiig ciner großartigen Johanniskirche cin viel-
g st'ertes Denkmal gesetzt. In Ciampini's Vvwrn
(Rom 1690) findct sich noch das mnsivische
zu nnter den Dekoratiouen dcr Marienkirche

' ^«hlehem (o. 1150). Leidcr ist vavon heutigcn

Tages nichts mehr erhaltcn. Die Kirche selbst scheiucn
weder Wood noch Adler gesucht zu habcu. Irrthüm-
licher Weise gilt in der Lokaltraditivu die groste Moschee
von Ajasluk für eincn Uniban dcrsclben. Bei mciuem
Aufcnthalt in Ephesus (Mai 1876) habe ich mich vou
vcr Grundlosigkeit dieser Annahmc überzeugt. Ich fand
dic Nuincn dcr Kirche in dcr Nähe bcs liirkischcu
Kastells und zugchörigc plastischc Ornameiile in ciuer
! kleineu uahegelegcnen Moschee sowic in eiuer cbeuda bc-
! findlichcn christlichcn Kapelle.

Bou größter Bcdeutung pnd nach Avlcr die Nui-
nen der sogcnaniilcn Lukaskirche zwischeu Pion nud
, KoressuS. „Erhaltcn ist cin mit weißeu Marmortafelu
bekleideter cylindrischcr Uutcrbau von 20 Meter Durch-
mcsser, desscn Innenraum mittcls eiues ringfvrmigcu
Toiinengewölbes, welches einerscits anf ciuem starken
runden Mittelpfciler, andererseits auf der vickeu, vou
zwölf Fcnstcrn dnrchbrochcnen Außenmauer aufsattelt,
überdcckt ist. Dic Struktur crinnert an daS unter
dem Nanien Torre dc' Schiavi an der Viu Uimsnsstiim
bei stiom erhaltenc Monunicnt, aber das ephesinischc
trägt in der künstlcrisch feincn Ausstattung ves Dctails,
besondcrs der Plinthc und ver Feusterumrahmung, das
Gepräge einer ältereu Epoche. Es gchört hvchst wahr-
schcinlich dem Schluß des crsten Zahrhuuderts an.
Der Oberbau war vcrmuthlich ein pcriptcraler Kreis-
bau vou 12 (Wood, S. 58: 16) Säulen, ähnlich dcm
Vcstalcmpcl in Tivoli. Dic travitionelle Bcziehung ist
durch daS Emblcm deS hcil. Lukaö außcr Fragc ge-
stcllt." Jch habc daran Anstoß gcuommeu uuv des-
halb das Moiiumcnt sorgfältig nntcrsucht. Wood giebl
S. 58 eine Rckonstruktion, wclche die Beschreibung
Adler's passcnd illustrirt. Ursprnng und Alter jener
Tradition sinv hierbei gewiß crnstlich zu erwägeu.
Wood übcrrascht uns mit der Lösung der Fragc iu
ciucr freimüthigeu Erzählung (S. 58): Eines Tages
vom Odeion nach Ajasluk wandcrnd, cntdeckt er an
cincm Marmorblock die Spitze eines vcrgrabcneu grie-
chischeu Krcuzes. Er lästt uachgraben und findel das
gauzc Ncliefbild cincs Kreuzes, varunter vas eines
Sticres (stillosc Abbilvnug ebenda), weiterhin das ganze
Mouunienr. „Durch deu Fuud diescr Symbole unv
Details war ich ermuthigt zu glauben, ich habc vas
Grabvenkinal des heil. Lukas gefuuden, zum wenigsten
scinen Religuienschreiu. Der Slier ist bekauutlich im
fünflen Jahrhundert sein Symbol gewesen. Aber
dieses Gebäude gehvrt wahrscheinlich dcm Ausgaug veü
dritteu oder dem Begiun dcs vierten Iahrhundcrls an...
Kaum hatte ich dies Gebäude uud seiue imeressaiile Um-
gebung entdcckt, als ich uach eiuer Bcglaubignng nicincr
Entdeckuug verlaugte, womvglich durch gcschichtliche Ur-
kuudeu, uud bcfrug darüber den griechischcn Erzbischos
von Smyrna, welchcr cine gutc Bibliothck von Kiick'eu-
 
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