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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Clauß, Carl: Das neue Hoftheater zu Dresden, [2]
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365

DaS neue Hoftheater zu Dresden,

366

Das neuc Hoftheater zu Dresden.

(Schluß.)

Wie sich jm Aeußeren die idealen Zwecke des Baues
bestinnut und würdevolt weithin auSsprechen, so zcugcn
^uch die verschiedenen Grade der Ausschmückung der
uwern Räume von Scmper's feinem Gefühl für die
Vddcutung dersclben, wie insbesonderc von seinem leben-
digcn Sinn für das Ornament und das Stimmungs-
cieinent der Farbe, Schön und in echt künstlerischem
^ciste ist die Aufgabe der Dekoration namentlich in den
^orräumcn gelöst. Während für den Außenbau die
^iülptur, jst stir den Jnnenbau hauptsächlich die Malerei
»ur Mitwirkung herangezogen worden, Die Darstellnngen
iicider Künste stehen in einem engen Bezug zu einander,
^ue denn überhaupt der unter Verständigung mit dcm
^chitekten und deni akademischen Rathc zu Dresden
^'n dem Geh. Hofrath I)r. Noßmann entworfene Plan
fur dic künstlerischc Ausschmücküng in einem einheitlichen
üedankengange, aus der Bestimmung des Gebäudes und

cinzelnen Näume heraus, klar und ansprechend cnt-
wickelt jst.

Was zunächst die Vorräume betrifft, so tritt man
e'u) den Haupteingang in der Excdra zunächst in das
"utere Foper. Letzteres verbindet die beiden an den
^ uden desselben licgenden Parterrevestibüle, welche auch
ectt von den Unterfabrten betreten werden können.
^u diescn Vestibülen führen die Haupttreppcn dcs erstcn
"ud zweiten Nangcs in drei Absätzen nach den obern
, cstibülen, Dicse licgen auf dem Niveau des crsten
^uges und haben direkte Verbindung mit demselben,
such sind von diesen Vestibülcn aus' die über den Untcr-
^ü'ten sich bildenden Terrasscn zugänglich, Mit dcm
°'"u Foper, welches in halber Höhe zwischen erstcm
zweiteni Rang liegt, stehen die Vestibüle niittelst
uezer Treppenarme in Verbindung. Ohne in Ueber-
u^uiig nnd Willkür auszuarten, in schöner Steigernng
Biittel, hat hier die Dekoration die vorbereitcndc
cdeutnng dieser RLunie erfaßt und in höchst wirküngs-
durchgeführt. Foyer und Vestibüle des
^ Acschvss^z^ nnsprnchslosen, luhlen Gesammt-

°u gchasten, sind noch von großer Einfachheit. Erstere
cine eichenholzartige Boiserie, letztere zeigen eine
^üuitne Wandbekleivung. Aufwärts abcr in den statt-
ün -vreppenhäusern entfaltct sich in Formen und
^ur cn ein größerer Neichthum. Die Wände sind mit
Utcni Stuckmarmor inkrustrirt; reizvolle Durchsichten
,^uen sich zviischen den hellgrünen Säulcn, wclchc die
^ uialerischem Schmucke prangenden Decken tragen.
Dxf lichtheitercn festfreudigen Ton crhebt stch die
Ar/'^Eo" endlich in dem oberen Foyer, dessen anmuthige
Bckiur nnt jener der Vcstibüle durch k'orinthische
cu harmonisch vermittelt und verbundcn ist. Spicgel

nnd Kronleuchter kommen in ihren Formcn der edcln
Pracht entgegen, welche den Geist des Schanenden zur
Sammlnng konccntrirt, ehe er in das Jnnerste eintritt.
Die Malereien, wclche diese Vorräumc schmücken, nicht
nur die landschaftlichen und figürlichcn Darstellungen,
auch die Arabeskcn, in dencn lctztcrc ausklingcn nnd dic
allc Deckenglieder phantasievoll bclebcn, sind trcfflich
ausgcführt und gehen mit der Architcktur gnt zusammen.
Zu diesen Malereien gehören zuerst die in dcn Lunettcn
der oberen Vcstibüle von Choulant, Gärtner,
Mohn, L. W. Müller, Oehme, Preller, Ran
und Thomas ausgeführten Landschaften mit Staffagc
aus dcm antiken, antikisirenden, romantischen und modernen
Drama nnd der Opcr, welche Darstellungen so verthcilt
sind, daß die sich auf die Oper beziehenden (Eurydice,

^ Daphne, Dido, Alccstc, Telemach, Nero, Zauberflöte,
Fidelio, Donauweibchen, Jakob nnd seine Söhnc, Äagd,

, Weißc Dame, Frcischütz, Tannhäuser, Semiramis,
Vestalin und Hugenotten) die nach der Elbe zu liegende
Seite einnehmen, während die das Drama behandelnden
Bilder (Antigone, Medea, Prometheus, Troerinnen,
Macbeth, Hamlet, Phädra, Horatier, Nathan, Faust,
Äphigenia, Götz von Berlichingen, Tell, Räuber, Käth-
chen von Heilbronn und Nibelnngcn) sich in dem dem
Museum zugekehrten Beslibüle befiuden. Fcrner ent-
halten diese Räume noch zwei große Dcckcngemälde von
den Professorcn Hofmann und Gonne, welche eine
Apotheose antik'er dramatischer Heldcn uijd eine solche
romantisch-moderner Charaklcre vorführcn. Und endlich
ist die langc Deck'e des Foyers, umnittelbar hinter der
Exedra, noch mit einer in jeder Beziehung recht ge-
lungenen Malerei dcs Prof. Grosse geschmllckt. Jn
fünf oblongcn Feldern, den fünf Akten der Tragödie
vcrglcichbar, wird darin das Lebcn des Dionysos in
seinen tragischen Momcnten geschilvert, ein Thema, wcl-
ches in sechs sich anschlicßenden, kleineren, ovalen Fcldern
weiter ausgesponnen wird. Ehe wir in den Zuschaucr-
raum treten, werfcn wir noch einen Blick in die Vor-
zimmer der k'önigl. Logcn, wclche einen hübschen land-
schaftlichen Fricsschmuck von Mohn, Preller und
Nau, sowieSopraportcn,Gcnicn mit Bluinenguirlanben
von Prof. Scholz enthalten. Ebenso dürfle noch an
dieser Stelle zu erwähnen seiu, daß in dem Segmentbau,
zwischen Foyer und Logenumgang an jcder Seite zwei
Treppen licgen, von denen je cine zum drittcn Rang
und eine zu dem vierten und fünflen Nang führt, dercn
Podeste jcvoch mit dcm Logcngang jeden Nanges in
Verbindung stehen.

Der Zuschaucrraum, welcher gegcn 2000 Personen
faßt, ist in Form und Platzeintheilnng dem des alten
Hauses ähnlich; nur cinen Logenrang hat er mehr. Die
Einzelformen klingen hier ctwas an die der Spät-
renaissance an. Eine besonders opulente Gestaltung
 
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