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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0093

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175

Nekrologe.

dringcnd gcbotm ist. Einige Proben, welche wir scihen,
haben den Bildern, die hicr nnd da dnrch Schmutz und
Tanbheit des Firnisses gclitten hatten, gnt gethan. An-
dere blinkerten und blänkerten nns bedenklich an, oder
hüllten sich einstweilen in bläulichen Regenbogenmantel.
Dies blaue Anlaufen des Firnisscs, welches bekanntlich
incistens nach einiger Zcit von selbst verschwindct, scheint
zu entstehcn, wcnn sich beim Firnissen eine feuchte Luft-
schicht zwischen dem Firniß und -dcn Farben befand.
Dadurch erscheint der Firniß trüb irisirt, etwa wie wenn
man Oel auf Wasser gießt, wo dann das Licht gebrochen
wird. Wischt man mit der Hand darüber, sv drückt
man die Firnißschicht an die Oelfarbe, und das Bild
wird klar. Es ist dcmnach uur eiue Täuschung, wcnu
man durch Wischen den Nebel oben von der Firnißschicht
zu eutfernen glaubt, etwa wie den Duft von einer rcifen
italienischen Pflaume. Thatsächlich ist die zwischen Fir- !
niß und Oelfarbe eingeschlvssene feuchte Luflschicht als
lichtbrechendes Medium die Ursache des irisirenden blauen .
Duftes. Dieser entsteht jedesmal und augenblicklich,
wenn man nicht ganz trockene Bilder firnißt, namentlich
bei Anwendung schnell trocknender Spiritusfirnisse. Jst
die eben gcgebene Erklärung richtig, so soll niau das
Bild trocken in trocknen Nännten firnissen, wcnn inan
das blaue Anlaufen des Firnisses vermeiden will. —
Angekauft ist vom Jnstitut neuerdings eine kleine hübsche
Oelskizze von Nottmann auf Pappe, Stadtansicht aus
dem Süden. Die Uebertragung der großen Veit'schen
Freske (Einfllhrung der Künste durch das Christenthum)
anf Leinwänd ist gelungen. Ein Knnststück, das man
sehen muß, um es zu glauben. Da das Bild aber
viclfach mit Deckfarben übergangen war, die abgewaschen
wcrden mußten vor der Ablvsung des Bildes, so ist
von der hvch interessantcn Arbeit der nendeutschen Schule
nicht viel mehr übrig, als eine schöne Ruine. Dabei
sind die Farbeu verschiedcn getrübt und nachgedunkelt,
nanientlich in dcn Flcischtönen, so daß eine scharfe Stim-
niung derselben nöthig seiu wird, um sie wieder in har-
monischen Einklang zu bringen. Allcs Geschick wird
freilich weder die ursprünglichen Farben von Veit's Hand
wicderherzaubern, noch die von der Ablösungsflllssigkeit
getrübten frisch belebm könncn.

Der Kunstverein wird jctzt bei Eintritt der kälteren
Jahreszeit wieder stärker besncht. Die Umsicht, mit
welcher. die Jnspektion für eine behagliche Erwärmung
der hübschen Räuiue sorgt, verdient alle Anerkmnung.

Soll ich Jhnen zum Schluß noch von der Zwei-
scclmpraxis zwischen Präsidentschaft des Kunstvereins und
Administration des Staedel'schcn Kunstinstituts berich-
tcn?! Wenn Sie erlauben, erzähle ich Jhnen darüber
Einiges vor den Fasten. Solche Scherze passen nicht
in die frische, fröhliche Weihnachtszeit. Für diese will
ich hier vielmehr noch eincr Leistnng des Kunsthandels

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dankbar gedenken, die selbst cin enragirter Altsammlcr
iinmer wieder mit neuem Genuß in die Hand nehmcn
kann, ohne sagm zu müssen: „Ja, ganz hübsch;
die Alten konntm's doch besser." Wir haben uns s°
zicinlich bei allen Meistcrn aller Zeiten, die nach BiUe>u
stachen nnd radirten, ningesehen, aber kcinen stndcu
können, der sich zn schämen brauchte, wenn unmittelbiu'
uach und nebcn ihm dic besseren Arbciten Uugers ge-
nannt werden. Zu den bestcn dieser Arbeiten zahlsU
die „Radirungen nach der kaiserl. königl. Gemäldc-Galeru
in Wien von William Unger; Text von Earl von
Lützow." Das Venusfcst von Rubens, Kinverportra't
von Velazguez, Secstück von Jan van dc Cappclle, vu
herrliche Dorfkirmes von Tenicrs, Helcne Fournient vo»
Nubcns, Venctianerin von Palma Vccchio, wclchc in Zwe'
ncucn Heften edirt wnrden, sind Perlcn moderncr
kunst, denen wir keine zwcilcn im Jn- und Anslan°c
an vie Seite zu stellm wüßten. Wievcrholen wollen wn
hier, daß der cigcntliche Zauber der Unger'schcn
rungen erst in dcn Abdrücken vor der Verstählung dc°
Platten zur Geltung kvinint. Der Text Lützow's >>
auch in diesen zwei ueucn Heftm in dem frischen, s»^
lichen Ton gehalten, den wir schon beim ersten Hcl'''
besonders hervorhoben. Wir wollm etwas lernen ""
Texle, und dazu ist hier reiche Gelegcnhcit gebotcU'
Schwungvolle Worte sind geeignet, hinfälligen Nadcn
versuchen dieser und jener Art das Lebm zu friste", >°
mißlich die Aufgabe sein mag, mit ver nöthigen Be-
hutsamkeit „den Text zu lesen". Jn dieser niißlich°u
Lage ist Lützow nicht, und er hat aus dieser seiner gü"'
stigen Situativu den klngen Vorlheil gezvgen, durch e'U^
Fülle von sachlichen Datcn sich als ebmbürtigen ^
lehrtm neben dem Künstler zur Geltung zu bring^
Der Kunsthandlung H. O. Miethke gebührt aller D»m
für das schöne Unteriiehmen, dem wir eincu besonne»cu
unüberstürzten Fortgang wünschen, damit vie folgcnd>u
Hefte sich auf der gleichen Höhe erhaltm, wic du'
fiüheren. Unerwähnt sollen auch nicht die einfach lüu>
lcrische Ansstattung, das vortressliche Papicr und dc
saubere Druck bleiben, welche in unscrcr Zeü ^
ineinhin mancherlei zu wünschen übrig lassen.

Ne krologe.

U. Caspar Braun f. Dnrch den am 29.

Oktobcc

zu Btünchcn erfolgten Tod Caspar Braun's hai

Braun

d>e

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deutsche Knnst einen schweren Verlust erlittcn. .^ .,,i

im Soinmer des Jahres 1807 iu Aschaffenburg 9°^ ,,,,
und widmete sich anfänglich der Malerei, zu wel
Zwecke er die Münchener Äkademie besnchte. Doch
die Knnst dcs Fornischneivens in hervorragenver
seine Anfinerksamkeit auf sich, und er begab sich ün
1837 in der Absicht nach Paris, sich dort nnt d>>U
vertraut zu inachen, da nni dicse Zeit in Dentschh ^
noch keine Gclcgcnhcit hierzu gegebm war. Zn Pu
 
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