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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [6]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0090
Iahrgang.
^eiträge
smd°„p^f.Dr.L.v°n
^"Ü°w (wi-n, Tl,or°-
^N"n-g°ss-25)°d-ran
Verlagshandlung in
zu richt-n.
Dezember
Nr. ss.
Inserate
?l 26 j)f. für die drei
Mal gespallene j)etit-
zeile werden von jedcr
l877.
Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.
^^scheint jede Woche am Donnerstag, für die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der
Iahrgang 9 Mark sowohl i,u Buchhandel als auch bei den deutschen und österreichischen ssostanstalten.
^^^^"^s^bltung in Berlin. VI. — Rorrespondenz: Frankfurt a. M. — Laspar Braun f ; Fr. Libner^ch. — I. L.
— ^ Münchener Aunstverein; Düsseldorf; Stuttgart; Tizian-Ausstellung in Berlin. — Prof. Donndorf; Kassel. — Zeitschriften.
Nuktions-Rataloge. — Lingesandt. — Inserate.
Die
akadennsche Aunstausstellung in Berlin.
VI.
^ Ine Reihe trefflicher Büsten innß fnr dcn Mangel
iiwiiuiiixnfgfen Werken wie an bcnierkenswerthen
^ ^psmigcn ^er Genreplastik in der Abtheilung der
sch cntschädigen. Die alte Berliner Bildhauer-
^ ü, die Schadow und Rauch anknüpfte und in
eri' ^^ueration ihre Tradition noch zicmlich rein
inän ' "llgcinach in's Schwanken gerathen. Die
iter'n^ ^luth des modernen, mehr anf das Dramatische
lkeg Nealisnius hat den Dainm dcr klassischen
>st ^os^ung gelockert. Die französische Bildhauerkunst
geringercm Einfluß gewesen, als nian er-
bes ^ ^°hl auch gewünscht hätte. Das letztere
aus'^'^ technischer Hinsicht. Eine Marmorarbeit
Berliner Atelier erscheint neben einer fran-
uns iv" ^sungen, pedantisch, der Bronzetechnik, in der
^ >e Franzosen von jeher überlegen waren, gar nicht
^ war tualmehr das Genic von Rein-
tviede'^'^^' ^blches den allmählich erstarrten Fluß
„ ." Bewegung brachte. Die Bewegung dauert
tu,/ ^ entfernt, schon eine bestimmte Rich-
angeiiommen zu haben. Man ist noch nicht ein-
Eleiue'" l>ie Heerde der Nachahmer von der
lerjsn" ^^^l derer unterscheidcn zu kvnnen, deren k'ünst-
büsce/t^ von einer dem Meister verwandten Aber
v^e^"'"^°ld Begas mag den Reigen der Büsten er-
tväcksi Portrait einer jungen, aiimuthigen Frau
iu s>' ^luen k'räftigen, markigen Formcn und
^tter Uebcrfüllc des Fleisches über das lebende Mo-
dcll hinaus; aber in dieser fröhlich überguellendcn Fülle
liegt eincr jener bedeutsamcn Charak'terzüge unsercs Mci-
sters, die ihn zu einem Geistesvcrwandten Michclangelo's
machen. Unter dcn Händen der Nachahmer crschcint
diese „kolossale Weiblichkeit", dic über das übliche
Mcnschenmaß hinausstrebt, hohl nnd fratzcnhaft. Jn
der Genialität des Wurfs und in geistvoller Charak-
teristik kommt dieses Mal Gustav Ebcrlein in zwci
männlichen Büstcn dem Mcister am nächsten, währcnd
Oskar Begas dcm gcnialercn Bruder mehr dic äußcre
Mache, das Formalc mit Glück abgesehcn hät. Es kann
vorkommen, daß man zwci Arbeiten der Brüber anf
den ersten Blick verwechselt. Bei nähcrem Zuschcn
wird man erst des Untcrschieds zwischen der schvpfe-
rischen Kraft und der nachcmpfindenden Arbeilsamkeit
gewahr.
Den Arbciten der Nachahmer haftct gcwvhnlich auch
ein stark theatralischer Zug an. Ein solcher ruht auch
auf ciner der Büsten Ebcrlein's, die den bckänntcn
Natioiialvkonomen Faucher darstcllt. Den schroffstcn
Gegensatz zn dicser theatralischen Nichtung, die sich
übrigens auch im Genre und nameutlich in der plasti-
schen Kleinkunst geltend macht, bildct cine Büste Johann
Iacoby's von Siemering. Der berühmtc Vertreter
der Volksrcchte war bekanntlich k'ein Adonis. Von dieser
Uugunst der Natur wird man mcrkwürdigerweisc vor der
Büste Sicmering's infolgc ihrer frappirendcn Lebendig-
keit bei aller Einfachhcit in der Formenbehandlung nichts
gcwahr. Hicr trägt einmal wieder dic Wahrheit dcn
Sicg über die Schvnheit davon. Dasselbe gilt bei
ähnlichcn äußcren Berhältnissen von cincr wohlgelnuge-
nen Vüste des frühcrcn Neichstagspräsidentcn Simsvn
^eiträge
smd°„p^f.Dr.L.v°n
^"Ü°w (wi-n, Tl,or°-
^N"n-g°ss-25)°d-ran
Verlagshandlung in
zu richt-n.
Dezember
Nr. ss.
Inserate
?l 26 j)f. für die drei
Mal gespallene j)etit-
zeile werden von jedcr
l877.
Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.
^^scheint jede Woche am Donnerstag, für die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der
Iahrgang 9 Mark sowohl i,u Buchhandel als auch bei den deutschen und österreichischen ssostanstalten.
^^^^"^s^bltung in Berlin. VI. — Rorrespondenz: Frankfurt a. M. — Laspar Braun f ; Fr. Libner^ch. — I. L.
— ^ Münchener Aunstverein; Düsseldorf; Stuttgart; Tizian-Ausstellung in Berlin. — Prof. Donndorf; Kassel. — Zeitschriften.
Nuktions-Rataloge. — Lingesandt. — Inserate.
Die
akadennsche Aunstausstellung in Berlin.
VI.
^ Ine Reihe trefflicher Büsten innß fnr dcn Mangel
iiwiiuiiixnfgfen Werken wie an bcnierkenswerthen
^ ^psmigcn ^er Genreplastik in der Abtheilung der
sch cntschädigen. Die alte Berliner Bildhauer-
^ ü, die Schadow und Rauch anknüpfte und in
eri' ^^ueration ihre Tradition noch zicmlich rein
inän ' "llgcinach in's Schwanken gerathen. Die
iter'n^ ^luth des modernen, mehr anf das Dramatische
lkeg Nealisnius hat den Dainm dcr klassischen
>st ^os^ung gelockert. Die französische Bildhauerkunst
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bes ^ ^°hl auch gewünscht hätte. Das letztere
aus'^'^ technischer Hinsicht. Eine Marmorarbeit
Berliner Atelier erscheint neben einer fran-
uns iv" ^sungen, pedantisch, der Bronzetechnik, in der
^ >e Franzosen von jeher überlegen waren, gar nicht
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tviede'^'^^' ^blches den allmählich erstarrten Fluß
„ ." Bewegung brachte. Die Bewegung dauert
tu,/ ^ entfernt, schon eine bestimmte Rich-
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Eleiue'" l>ie Heerde der Nachahmer von der
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büsce/t^ von einer dem Meister verwandten Aber
v^e^"'"^°ld Begas mag den Reigen der Büsten er-
tväcksi Portrait einer jungen, aiimuthigen Frau
iu s>' ^luen k'räftigen, markigen Formcn und
^tter Uebcrfüllc des Fleisches über das lebende Mo-
dcll hinaus; aber in dieser fröhlich überguellendcn Fülle
liegt eincr jener bedeutsamcn Charak'terzüge unsercs Mci-
sters, die ihn zu einem Geistesvcrwandten Michclangelo's
machen. Unter dcn Händen der Nachahmer crschcint
diese „kolossale Weiblichkeit", dic über das übliche
Mcnschenmaß hinausstrebt, hohl nnd fratzcnhaft. Jn
der Genialität des Wurfs und in geistvoller Charak-
teristik kommt dieses Mal Gustav Ebcrlein in zwci
männlichen Büstcn dem Mcister am nächsten, währcnd
Oskar Begas dcm gcnialercn Bruder mehr dic äußcre
Mache, das Formalc mit Glück abgesehcn hät. Es kann
vorkommen, daß man zwci Arbeiten der Brüber anf
den ersten Blick verwechselt. Bei nähcrem Zuschcn
wird man erst des Untcrschieds zwischen der schvpfe-
rischen Kraft und der nachcmpfindenden Arbeilsamkeit
gewahr.
Den Arbciten der Nachahmer haftct gcwvhnlich auch
ein stark theatralischer Zug an. Ein solcher ruht auch
auf ciner der Büsten Ebcrlein's, die den bckänntcn
Natioiialvkonomen Faucher darstcllt. Den schroffstcn
Gegensatz zn dicser theatralischen Nichtung, die sich
übrigens auch im Genre und nameutlich in der plasti-
schen Kleinkunst geltend macht, bildct cine Büste Johann
Iacoby's von Siemering. Der berühmtc Vertreter
der Volksrcchte war bekanntlich k'ein Adonis. Von dieser
Uugunst der Natur wird man mcrkwürdigerweisc vor der
Büste Sicmering's infolgc ihrer frappirendcn Lebendig-
keit bei aller Einfachhcit in der Formenbehandlung nichts
gcwahr. Hicr trägt einmal wieder dic Wahrheit dcn
Sicg über die Schvnheit davon. Dasselbe gilt bei
ähnlichcn äußcren Berhältnissen von cincr wohlgelnuge-
nen Vüste des frühcrcn Neichstagspräsidentcn Simsvn