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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [6]
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171

Die akademische Kunstausstellung in Berlin,

172

von Bernhard Roemer. Wie Siemering, verzichtct
auch Karl Keil auf jedes technische Nafstnement.
Darum gelang ihm auch so wohl die Büste des Fürsten
Bismarck, dcsscn charaktervoller Kopf den Malern größere
Schwicrigkeiten bietet als den Bildhauern. Dcrselben
Nichtung gehört anch Moser's Büste des Neichsbank-
präsidenten von Dechend an.

Von Arbeiten jüngcrer Porträtbildner sind die
Büsten des Kultusministers Falk von Hilgers und
des Handelsministers Achenbach von Neusch erwähnens-
werth. Letzterer erscheint nur in der Behandlung des
Haupt- und Barthaares etwas manierirt. Auch die
Büste des Professors Hermann Weiß von scinem Sohne
Max ist eine fleißige, vielversprcchende Arbeit.

Ein hervorragendes Jnteresse beanspruchten endlich
drei Portraitbüstcn des Belgiers de Groot, drei Ar-
bciten von größter Feinheit in der Ausführung und
von eben solcher Noblesse in der Erscheinung. Die gei-
stigen Qualitäten der Dargestellten waren mit unge-
wöhnlicher Schärfe zum Ausdruck gebracht.

Auf der vorjährigcn Ausstellung erregten vier Sta-
tuen, die Personifikationen von Ländern, die in der
Knnstgeschichte eine hervorragende Nolle spielen, von
Karl Echtermayer, um ihrer originellen Charakteri-
stik willen großes Aufseheii. Der Künstler sah von dcm
üblichen Allegorienkram ab und führte uns schöue
Francngestalten vor in Kostümen, die zu der Zeit üblich
waren, wo das personificirte Land sich durch ein reges
und blüthenreiches Kunstleben hervorthat. Echtermayer
hat inzwischen wieder zwei solcher Statuen vollendet —
Frankreich nnd England, die jetzt zur Ausstellung ge-
langt sind und wiederum ein sehr erfreuliches Zeugniß
von dcm sehr fein entwickclten Formensinn des begabten
Künstlcrs ablcgen. Der ganze Cyclus wird acht Statuen
umfassen, die ihre Aufstellung in der neuerbauten Ge-
mäldcgalerie in Cassel findcn werden.

So hat auch die monnmcntale Kunst wenigstens
eineu originellcn Gedankcn gezeitigt. Was sie sonst noch
zu Wegc gebracht, ist nicht der Rede werth. Sußmanu-
Hellbvrn, dessen Name früher unter den besten genannt
wurdc, hat cine Kolossalstatue eincs Stnrm laufenden
Friedrich II. ausgcstellt, die von uncrgründlicher Lang-
weiligkeit ist. Sie ist für den Marktplatz einer kleiuen
schlcsischcn Stadt bcstimmt, in ceren Nähe der große
König einen Sieg erfochten hat. Drei andere Werke
des Künstlers sind zusammen nicht im Stande, diese
kolossale Scharte auszuwetzen. — Die ornamentale Plastik
ist durch deu schönen Kinderfries vertreten, den der
junge, in der Formenwclt des Roccoco außergewöhnlich
hcimische N. G ei ger für das Speisezimmer des Oberst-
licutcnants von Ticlc-Winckler enlworfcn hat, und den
ich schon mehrfach in dicsen Blättern erwähnt habe.

Zum erstcn Male präsentirte sich auch die Archi-

tektur ,n 26 Architektcn aus allen Theilen Dcnts-H-
lands d,e zusaininen 57 Entwürfe und Bauzeichiiuiigc»
migesandt hatten, auf dcr Ausstellung. Das Äntercss-
e großci, Pnblikums für die Schöpfungen der Archi-
c tur ^ dnrch die wohlgelungene Bauausstellung von
r>74 gcweckt und dann vielfach durch Ausstellung v°»
E ürrcnzen nnd nainentlich durch die permanente Aus-
Itellung im Hause des Architektenvereins gefördert uu°
rege evhalten worden. Unter solchen Umständen ist den»
auch die Theilnahme, auf welche die Architekten rechnen

m

drci

zu können glaubten, nicht ausgeblieben.

Die ausgestellten Arbeiten gruppirten sich
Abtheilungen. Man sah Entwürfe für Bauten,
entweder kürzlich ansgeführt wordcn sind odcr noch
Ausführung begriffen oder doch in der gebotenen Uvr>n
ausgeführt werden sollen, dann Entwürfe, zu welchen
ausgeschriebene Konkurrenzen die Veranlassung gege c"
haben, nnd endlich freie Projckte theils ganz phantastlscht'
Natur, theils für praktische Zwecke berechnet.

Jn der ersten Abtheilung nahmen die Entwill
für das Stadttheater in Frankfurt a. M. von R-
und die für die Kieler Universität und das deutsche
werbemuscum in Berlin von Gropius und Schm'eds"
die erste Stelle ein. Ähnen reihten sich würdig an ^e
Pläne für die Kunstakadcmie in Düsseldorf von Hv''

inann Riffart, für das nene Empfangsgcbändc »

Hannover von Hnbert Stier und für die

Musce"

für Berg- und Hüttenwerke, Landwirthschaft und d a ' ^
wissenschaften in Berlin von August Tiede.
diesen Bauten von inonumcntalem Charakter waven ^
einige Entwürfe für Schlösser und Privathäusev v
Hugo Licht (Berlin), Heinrich Deutz (Köln) "
Georg Hauberrisser (Münchcn) bemerkenswert)-^
Unter den Konknrrenzprojekten nahmen die siw
Hamburgcr Rathhaus, die ich schon gelegcntlich
früheren Ausstellung in diesen Blättern besprocheNd^.,

Gr°ß''

chi°cS

lichc"

die hcrvorragendste Stellung ein. Ende und
mann, Friebus und Lange, Kayser und v.
heim, Klingenberg, Otzen und Ziller, dnr
Berliner, hatten ihre auf jene Konkurrenz bczüg
Entwürfe eingesandt.

Das großartige Projekt von August Orl 1
die Bebaunng der Museumsinscl zum Zwecke en^
Kunstakademie, eines Kunstausstellungsgebäudes »nd
Gemäldcgalerie bildete die Krone der Architekturausste ^
Da cs in der „Zeitschrift" publicirt und ausfüsi^

erläutert wordcn ist, können wir hier auf eine w

Entwürfe sinv im Auftrage dcs Handcls-, Finanz-
Kultusministcriums ausgearbcitet
müßigen Uebungcn der Phantasie.

Charaktcristik des genialen Gedankens verzichten- ^

Kultusministeriuins ausgearbeitet worden, mithin

Seit Schinkel ^
herrlichen Entwürfe für das Schloß Orianda ,

Krim nnd cinen Palast fllr König Otto auf der d
 
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