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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Schneider, Friedrich: Der Bildschmuck des Heidelberger Schlosses, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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427

Korrespondenz.

Anblick solcher Krafläußerung. Gewaltig iin körper-
lichen Aufbau, voll Leben, eigenartig in Haltung unv
Ausdruck, malerisch gekleidet ist es eine Neihe großartiger
Einzelfiguren, die in den älteren mehr eine angenommene,
aber darum keineswegs nnrichtige Vorstellung von den
Kaisern Karl dem Großen, Otto von Wittelsbach und
Rudolph von Habsburg zum Ausdruck bringen; in den
Fürstenbildern der späteren Zeit ist die persönliche Er-
scheinuug trotz der im Ganzen dekorativen Haltung mit
vollendeter Meisterschaft zum Ausdruck gebracht, so in
Rupertus dem Aelteren, in Friedrich dem Siegreichen,
in Friedrich IV. und V. und Johann Casimir. Ju
diesen Bildwerken zeigt sich die deutsche Kunst noch am
Anfang des 17. Jahrhunderts in einem solchen Voll-
besitz aller Bedingungeu zu wahrhaft monumentalen
Schvpfungen, wie nicht zu jedem Augenblick der so viel
höhcr gestellten Früh- und Hochrenaissance. Offenbar
sind alle Anregungen von Außen da völlig in's Leben
übergesetzt, die Künstler sind in ihrem ganzen Könncn
und Wollen in sich beschlossen und hinken nicht uuter
dem Gewichte des antiken Schulsackcs. Macht doch nicht
die Zeit, in ver Kunstwerke entstehen, schon ihren Werth
allein aus; hier liegt das Beispiel vor, daß in einer
angeblich dem Niedergang zugeneigten Periode Werke von
einer inneren Kraft und Gesundheit, von einer Abrun-
dnng zu Tage treteu, welche in der vorausgegangenen
Blüthezcit überhaupt selten sind nnd gerade am Heioel-
berger Schlvsse nicht gefunden wordcu. Ilnbedingt dem
Besten aus der gauzen Renaissaneezeit stehen die Fürsten-
bilder des Friedrichsbaues an der Seile.

Was die stilisllsche Haltung und die kostümliche
Ausstattung der Fignren bclrifft, sv ist ein Anklingen
an die großen Erzstatuen, wclche in der Franziskaner-
kirche zu Inusbruck bas Grabmal Maximilian's umstehen,
zwar nicht zu verkcnnen; die Frage, wie ber Zusamnien-
hang in der Richtung ber beiden durch Naum und Zeit
sv weit getrenuten Werke zu erkläreu, dürftc keineswegs
so leicht zu beantworten sein. Wenn freilich die Her-
stellung des Maximiliansgrabes bis in's Jahr 1508
znrückgeht, so wurde allerdiugs erst 1555 die Anfstellnng
der Erzbilder in ber neuen Kirche zu Inusbruck be-
schlosseu und die Vollenduug des Ganzen erfolgte gar
erst 1506. Bei der Größe des Ikuternchmens mochte
darum noch um bie Wende bes Jahrhunderts eine tief
gehende Rückwirkung auf Küustlerkreise sich äußern.
Wüßteu wir Näheres über die Geschichte unseres Meisters
Sebastian Gvtz ans Chur, uud iu welchem Alter er die
Arbeit zu Heibelberg angetreten, so wären wir der Sachc
gewiß um eiu Beträchtliches näher. Jedeufalls war
Götz ei» Künstler, der wie Egibius unb Gilg Scssel-
schreiber und Stephan Godl, dencn wir die Jnnsbrucker
Erzfiguren dankeu, durch vie flämisch-burguudische Schule
beeiuftußl war. Ob Götz von seiner Heimath Chur nach


»ahen Burgund unmittelbare Beziehungen geya^,
en wir freilich nicht. Dagegen liegt es keinesw-gs
^ l^n, daß er die herrlichen Arbeiten, welche Lohs ven
1536 an der Stlftung der Margarelha

Kiviki sicher mit einer Neihe jüngeM

e ausführte, nwchte kennen gelernt und Einwü'-
^pfangen haben. Andererseits konnte ih"

- ) Bnnsbruck, das unter den kunstsinnigen Habsburgern
der letzten Hälste Les 16. Iahrhunderls eine s°
^Zugtc Pflanzstätte aller Künste war, angezogen habe»,
' vag bie flämisch-burgundische Nichtung auf diescn-
de,- ^ ^achblükhe in ihm feierte. Läßt ßä'
sn 's, d"°si'v Eeziehungen auch nicht mehr anknüpstn,
I -st uns vas unendlich Werthvollere, die Arbeit vcs
Me-sters, erhalten. Jnnerhalb weniger Iahre, zwisch"'
vu 1-1008 wurde der Friedrichsbau mit all' se-nc-"
Die Dauer der Arbeitszeit erklai'
oarmu kemeswegs die Abstufung in der Verschiedcnhcü
-rachten und der Einzelausstattung der Standbilver.
Eenbar war es vielmehr die Absicht, Lie einz-ln-"
6 rsten thun-ichst mit histm-ischer Treue -arzustellcn, M'
, -r in zener Zeit noch läum weit verbreitet wa>

und sich oft in sehr barocker Weise äußert.

aber

fbarcr

„^^'"-lweg zwischen Ersindung und gre-soi.-
W- lich c,t eingeschlagen, der in sich höchst beachte-'S-
r ) -,t und zu höchst glück'lichem Ergebniß führ-c-
, 'e Emdergabe dieser herrlichen, so durch nnd durch
F'irstenbilder ist „ustreitig eine übcrans
b tzenvwerthc Bereicherung der künstgeschichllichen Mf'

l-chen Meist'"" ^.^^rlnente Huldigung gegen den -r-,>
. ^ rr, dem wir diesc Kunstwerke verdankcn-

Friedr. Schncid-r-

Aorrespondenz.

New-I)ork, im MarZ

Ou. In der Kurtz'schen Galerie sindet seit ein p"
Wochen die erstc Ausstellung der Sooiotz. ok-I-wnrw"»
Tlrkisls statt, eines neuen Vercins, dessen Organ-si'l^'
vou der vorjährigen Ausstellung dcr Akädcmie dat""-
Be, jener Gclegenheit käm der Zwiespalt zwisch-"
Akädemit'crn uud den jüngern Künstlcrn, der sch°"
läugcrer Zeii bestanden hatte, endlich zum Ausbr'
Wie behauptet wird, ärgerten jene sich, weil ven
Genossen von Seiten des Publikums unb der PE
größere Beachtung gcwidmcr wurde, als den ako

uch-



bci

pcr

Größen, und zeigteu ihrc Rancüue, iudein
jährlichcu Wahl, gegcn den Gebrauch, keineu der j--">^.
Künstlcr zum Atädemiker erhobcn. Dicse, empl'-l --
solche absichtliche Gcringschätzung, verbanden sich
dem Nameii der Fmoricmn Irt F.88oeiirtion, sf
gegenwärlig in den obengenannten verändert worv-" ' ^
Der Verein hat ben Zweck', burch seine Ausst-ll""^
 
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