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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Berggruen, Oscar: Eisenmenger's Theatervorhang für Augsburg
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Auktionspreis, [2]
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223

Auktionsprcise,

22^

imng der zahlreichen Grnppcn und Figuren ist klnr und
meisterhnft; der Gcdcmke, dic steincrnc Einfassung des
Wasscrs zum Amphitheater zu gestalten, hat sich da sehr
fruchtbar crwiesen, wie in dcr Kunst jede gute Idee in
ihrer logischen Entfaltung sich als allscilig fördcrnd her-
anszustellen pflegt. Äiicht ininder glncklich sind die cin-
zelnen Gcstalten crftmden, welche nns lebensvolle, von
antikem Geiste beseelte Thpen aus allen Schichten des
Volkes Lieten. Da steht, zur Linken des Dichters, der
wohl behütete Patriziersohu, cin blühender, anmuths-
voller Knabe, zwischen Großvater nnd Bater, welche ihn
auf jede Schönheit der Erzählnng aufmerksam machcn.
Zur Rechten des Erzählers haben sich drei Krieger zur
Nast zusammengcfunden; ein schöner Jüngling ist unter
ihucn, welchcn dcr rothbuschige Helm gar prächtig kleidet
unv der sicherlich seincm Gcgenüber, einer reizcndcn
Blondine, Blicke deS Wohlgefallens cntlocken würve
hätten sich nur des Mädchens Augen nicht so ganz dem
Dichter zugekchrt. Scin Zauber ist gar zn mächtig;
auch dcn Jäger, eine herrlich gezeichncte Manncsgestalt,
Len Hirten, den Bauer, ja selbst den trockenen Geschästs-
mcnschen, den ein reisender phönizischer Kaufmann ireff-
lich repräsenlirt, hat er sich unterworfen. Und. am
Endc scheint es sogar, daß sclbst die Thiere nicrken
wie auch sie dem Dichtcr zu Nutz und Frommen des
Mcnschengeschlechtes herhalten müssen; denn der große
Schäferhnnd spitzt scine Ohrcn nnd horcht, das ft-in-
wollige Schaf drängt sich, gegen seinc Gewohnheit, un-
bescheiven hcrvornmd das hübsche, braune Nößlein,
welches so laß den schlanken Hals zimi leicht bewegten
Wasserspiegel gescnkt hat, hält im Trinken inne, als
wollte es den Schluß der Erzählung nicht verpassen.
Den Schwung nnd die Feinheit der Zcichnuiig, vie
Anmulh der Liniciiführung, die glücklichc Stellung der
Gruppen und Wcndung der Figuren, sowie dcn Neiz
aller Details besonders hervorzuheben, erachten wir für
überflüssig; dicse Eigenschaflen hat Eisenmenger seit.
jcher und neuerdings wieder in dcn Medaillons, welche
einen Saal dcs Ocsterreichischen Museums schmücken,
glänzend an dcn Tag gclegt.

Dic Originalität der Erfinduug und den Neich-
thnm an Gcdankcn, welchc dicse Schvpfnng vor den
meisten andern Kompositivnen dieser Art, die sich größten-
theils auf den herkömmlichen mytholvgisch-symbolischen
Krücken bewegen*), voraus hat, finden wir auch in der
Bordüre wieder. An dcn beiden uuteren Enden des
Vvrhanges trägt je eine geflügelte Nike ein reiches, frei
emporrankcndes, durch Thiergestalten belebtes Ornament,

") Auch der begabte Ferdinand Keller, welcher kürzlich
den Vorhang für das neue Dresdener Hoftheater voll-
endete, hat für seine im Ganzen gelungene Komposition zu
den Jdealfiguren der Phantasie, des Dramas, der Musik rc.
gegriffen.

ovci-

das in der Mitte von einem großcn ovalcn Canieo,
nnd nnterhalb des Cameo's aber von rcizenden "» '

welchc Täfelchen emporhebcn, unterbrochen
rend je eine rnhende Sphinx an den oberen
das Ornament kräftig abschließt. Jm ^ tzy-
vom Beschauer gewahren wir die Horen, lin ^
Grazien; auf den Täfelchcn rechts dic Namen ^
Pides und Aristophanes, links die Namen von Acs I
und Sophoklcs. Die Quer-Bordüren werden zn bc^.
Seiten von je einem Genius flankirt, von welchcm
ein Ornament, ähnlich dcm der Längen-Bordüren,
verzweigt; vie Mitte zieren Basreliefs, von dc»e» '.
obere die Geburt des Pegasus, das untere dic A
ziehung des Musenrosses durch die Grazien darfc^
währcnd beiderscits Putti Täfelchen tragen, m>f °e '
man die Namen von Schiller und Goethe, Mozmt i ^
Beethovcn liest. Die Komposition der ganzen Borvu
entzückt durch ihre Anmuth und den edlen,
dahinströmenden Fluß der Linien; das Kolorit 'st b
und cnergisch gestimmt, so daß die Bordüre deni
bilde zu eineni reichen, effektvollen Nahnicn wird- ^
das Kolorit des Mittelbildes läßt, obwohl die LeiwsM^
an sich die Leuchtkraft und den Schimmer der Oc
nicht erreicht und obwohl der Effekt währenv
Malens bei Tag für das Gaslicht berechnet we^^
mnßtc, nichts zu wünschen übrig. Wir haben das
im vollcn Feuer einer starken Batteric von Gasfl'"»" ^
gesehen und es hat wacker Stand gehalten. Allc
und Lichtnüancen kanien in crwünschter Weise 1^1
und sogar der Efsckt ver untergehcnden Sonne, ^
einen breiten mächligen Lichtstrom vurch das iNcst
ver Eiche entsendet unv reizvoll um dic Mittelgrupp'.^.
des Hanptbildes spielt, gclangte voll zur Geltung-
verzeichnen an dieser Stelle mit Besriedigung, ^
Eisenmenger sich anhcischig gemacht hat,

hung für die „Gesellschaft für vervielfältigendc Ku»I,
in Wien selbst zu radiren; vicses Kunstwcrk, we ^
originell auf eincm Gebiete auftritt, wo gewöh»l>
Noutine herrscht, kann dnrch seine Berbreiliing i»
geviegencn stieproduktion nur fördernd und bile)e
wirken.

Wien, im December 1877.

Oskar Berggrue»-

Auktionspreise.

(Schluß.)

Aber auch die nach van Dyck'schen Borzcich»»»^.
von Bolswert, Pontius Vvrstermann unv Anvern g^
stochenen Portraits fanden sehr gule Käufer, z- B-
reichte vas Portrait von Frockas Perera den Prci^ ^
5b 1 Bt., ygz oon P Pontius 391 M., das »»»
Stevens 200 M. Diese Preise sind gewiß höher,
bis vahin bekannt waren, erklären sich jedoch durch
 
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