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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Neuere Bilderwerbungen des fürstlich Hohenzollernschen Museums in Sigmaringen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0048

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Neuere Bildererwerbungen des fürstlich Hohenzollernschen Museums in Sigmaringen.

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Maria in goldbrokatcnem Kleid mit rothcm, grün
gefüttcrlcm Mantel und einer Perlenlrone, sttzt mit dem
nackten Kinde auf dcm Schooßc in dem „vcrschlosscnen
Garten", „das Fcll Gcdeon's" zu Füßen, rechts die
"Mystjsche Nosc", links „dcr vcrsiegelle Brnnnen" und
"der brenncndc Dornbnsch". Jn der goldencn Luft sind

-- ..... ..

»bcrdies die „Bnndcslade", dic „vcrschlossene Pforte

und rer „Altar mit den zwölf Stäben, wovon nur ciner
blnht" --

angebracht. Das Crucifixbild ist ebenso rcich-

lich bedacht. Linls unter dem Kreuze ein znsammcn-
üukender Mann mit verbundcncn Augen, nebcn ihm
«ne gcbrochene Flaggc und ein Altar mit einem Opfer-
— das Bild dcr Shnagoge. Ncchts untcr dem
^"'eiiz eine Frauengcstalt mit wehcndcr Fahne und Kclch,
zu ihren Füßen das nimbirte Lamni, die Siegel des
^uchs vfsnend — das Shmbol der Kirchc. Aus dcm
Kreuzesstanim oberhalb der Arme schwingt sich zu bcidcn
^eiten je ein grüner Zweig hervor und windet sich
uuterhalb der Kreuzarme rechts um eine Kirche, links
m» einen Todtcnschädel, durch desscn Augenhöhlen die
^chlange mit dcm Apfcl kriccht. Oberhalb dcs linken
^euzarmes bringt Eva dem Adam einen Todtcnschädcl
auf dcm rcchtcn Krcuzesarm knict Simeon vor
^karia mit dem Kinde. Letzterc beiden Darstcllungcn
uutürlich mit winzigcn Figürchen. Aus dcm Kreuzes-
Üuniiii wächst oben eine Hand mit dem Schlüsscl her-
^en, nnten eine Hand mit eincm Hammer, eincn Todten-
Ichüdel zerschlagcud, ebcnso aus dcm linken Krcuzcsarm
^ue Hand mit einem Sckiwert, ans dem rechlen cinc
Haud, Segen spcndcnd. Die ganze Darstellung vcr-
^genwärtigt also den Sicg der Kirche über dic Shnagogc
durch den Tod Christi. Der Grund ist ebenfalls goldcn.

6.

^emälde auf Holz, H. 0,425, Br.

^ Der heil. Franziskus empfängt die Wundmale
Handlung geht in einer Landschaft vor sich. Nuttcn
"" Vordcrgrund kniet der Heilige halb nach links ge-
deudet niit ausgebreitcten Armen nnd sckiaut verzückl
^."u Himmel empor, von wo aus fünf blutrothc
^"^hlen die Handflächen, dic rcchte Scite dcr Brust
'"ch ein Loch in der Kutte, und die Füße, wovon
"ch'gens nur cincr sichtbar ist, treffen. Links vor ihm
"Ud rechts hinter ihm sitzt je cin schlafender Brudcr.
^chts iin ."

^errain

'm Hintergrnnde schli-ßt d"s grmr°

ein Busch und baumbewachsenc Fe 'p' '

der Mitte ragt cin stolzer gvthisch-' D°m "" Neben-
gebauden hinter Baumgruppen cmpor, u"
sich ein Fluß zwischen blauen Bcrgen

verne.

. Die Traditivn sowohl als das Urthcil der Kenncr
'chreibt dieses hübsche Bildchen dcm Wohlgemut , z -
-vwohl die Komposition als Ganzcs, als auch die

handlnng dcr Einzelhciten, das Figürlichc, der Falten-
wurf der Gcwänder, der Baumsck'lag, das Landschaft-
liche überhaupt, namentlich dic Architektur, die an Dar-
stcllungcn in Schedel's Chronik erinnert, widersprcchcn
diesem Urthcil nicht.

7.

Gemälde auf Holz, H. 0,59, Br. 0,45 Meter.
Salomon's Urthcil in klcinen Figurcn. Dicse
Handlung ist Nebcnsache und bildet nur bie Staffagc
für die prächtige Halle, in wclcher sie vorgebt.

Der halbuackte, abcr mit Scepter und Kronc aus-
gerüstcte König ist mit scinem Gcfolgc ebcn durch die
Thürc links im Vordergrundc eingetretcn und hat sich
ncben dem Thiirpfosten auf cinc Bank gcsetzt, um das
Anliegen der bcidcn Fraucn, von dcnen die eine ihr
todtes Kind zu seinen Füßen niedergclegt hat, anzu-
hören. Ucber dicser Handlung breitet sich nun die
säulen- uud pilastergeschmücktc Halle aus, die im Hintcr-
grunde mit cinem offcnen Thorbogen cndct, unter wel-
chem dcr einem Ciborienaltar ähnlichc Thrvnbaldachin
stcht. Jn dcr Fcrne bergigc Landschaft.

Auf die Rückseitc dcr Tafel schricb cin früherer
Besitzer: „P. Necfs, geb. Autwerp. 1500; die Figurcn
von Salomon's Urtheil sind von Tenicrs". Das Bilv
ist abcr nicht von eincm Niederländer; hiegcgcn spricht
schon das Lindcnholz, auS wclchem die Tafel bestcht.
Am nieisten erinnert das Gauze, namcntlich das Architek-
tonischc und Ornamentale, an Tobias Sti mm er, gehvrt
aber, wenn es von ihm ist, zu seinen bcstcn kleineren
Bildern.

8.

Gemälde auf Holz, H. 0,685, Br. 0,445 Mctcr.
Anbctung der heil. drei Könige.

Maria in gclbem Ktcid mit grünblaucr Stickerci,
0,315 Meter. mit weißem Schleiertuch und weißem, in's Nosa schillcrn-
den Mantcl sitzt auf einer Bank lil^s vor dem Stalle
und hält das nackte Kind auf dem Schooß, das sich
nach dem rechts kniecnden altcn König mit scincm gold-
gefülltcu Gefäße nmschaut. Dicser hat ein blaßroth
und gelbschillcrndes Untergcwand und cinen brännlich
grünen Mantcl. Die beidcn Andern stehen hinter ihm,
der cinc in blaßrothcni Mantcl, der Mohrentönig in
weißem, grünlich gcmusterten Rock mit kruinmem Säbel,
cbcn scincn Turban lüfienv. Ochs und Esel links im
Hintergrund. Links oben sicht man durch cine Fenstcr-
öffnung in ciue Landschaft. Das Bild ist fast durch-
gehcnd iu lauter hellen, lichtcu Töncn gehalten und
gehört der oberschwäbischen Schule, vielleicht dem Ravens-
burger Zweige an. Es stanimt etwa aus dcm Ende
dcs 15. oder Anfauge des 16. Jahrhundcrts. Die Nück-
seite ist cbenfalls bemalt nnd zeigt dic stehende Fignr
des hcil. Wolfgang.

Sigmariugen.
 
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