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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Die Dresdner Kunstausstellung
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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0055

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99

Die akademische Kunstausstellung in Berlin,

welcheö den Kiinstler ebensv bedentcnd als Physiognomiker
wie als H'oloristen crscheincn licß. Ansprcchcnde Genre-
bilder licsertcn außerdcm noch von Münchenern: H.
Kanffmann, W- Roeggc, W. Marc, L. v. Hof-
manii'Zeitz, L. Munsch, A. Scisert, L. v. Hagn;
von Dnsseldvrfern sodann: A. Nikutowski, Frln. Lnd-
wig, L. Tannert; von Wienern: G. Knntz, F.
Friedländcr und R. Geyling; nur litt des Letztereu
Farbenbehandlung durch allzu große Glätte. Poetisch ge-
dacht war ferner ein „Todtentanz" von A. Stichart
in Dresdcn. Die bclgischeu Maler, wie I. Portaels,
Th. Clehuhcns, I. Hehermaus standen dcn Sujets
ihrer Bilvcr etwas gar zu kühl gcgcuüber, und ihre
Technik blieb meist eine zu äußerliche.

Auch die Laudschaftsmalerei crfrcute sich zahlreicher
uud guter Bertrctcr, dcren Leistungcn jedoch nicht minder
häufig schon iu dicscm Blatte Besprechung gefunden
habcu, als die der obcngenannteu Gcuremalcr, was uns
somit eines weitercn Eingchcus auf dicsclben ebenfalls
überhebt. Zu deu gclungensten Arbeitcn gehöric eine
westfälische Landschaft von Prvf. Lndwig m Stuttgart,
eine Partie vom Staruberger See von N. Schietzold
und ciue Landschaft mit Slaffage von I. Hellrath in
Münchcn. Llvch kamcn vvn dorl zwei Bilder von
I. Langko und W. Lichtcnheld, welche mit feincm
Gcfühl die Wirknugcn des BlondlichtS wiederspiegelteu.
Uuter den Landschaflcrn dcr Ausstellung fehlte es ebcn-
falls nicht an belgischcn Künstleru. Wir ucnnen Bossuct,
vau Luppeu, de Schampeleer, Mlle. Beernaert-
Gule Architekturbildcr sodanu hatte» Ad. Bohm in
Weimar, van Nuhtcn in Antwcrpen und Prvf. Hau-
schild iu Nom gelicfcrt, währcnd das Thierstück am
anziehcndsten durch ein lebendig und schön gemaltes Bild
vou C. Tschaggerh in Brüsscl vertrctcn war, Das-
selbe stellte eincn Schimmel dar, welcher vor einem in
scinem Stalle ausbrechenden Feucr erschrockeu ausscheut.
Die Natur des Pferdes sand außcrdem noch geschicktc
Darst-ü- ui A, Friedrich in Dresden, L. Bvltz und
und W. Pseifser in München, Eine Hetzjagd maltcn j
gemeinschafilich ' ' recht brav E. Hünten und G.
Oeder in Dnssetdorf. Ch. Mali nnd E. Meißner
iu Biüucheu exeellirlcn in Küheu und Schafen, welche
sie in hübscher landschaftlichcr Umgcbung vorführten, und
cbenso verherrlichtcn mit bekanntcmGeschick die Dresdencr
G. Haniiner, A. Thiele und H. Panse dcn Schmuck
unsercr Wälder, das edle Wild.

Schlicßlich bot auch dic Plastik einige anziehcndc
Werke. Ju erster Neihc sind vier in carrarischein Mar-
mvr ausgcführte Medaillons mit Ceutauren und Amo-
retten von Prof. Schilliug zu ueiiuen, die anmuthig
crfuudcu nud iu lebensfrischcr Schöne durchgeführt warcn.
Daueben gaben ciuige Schülcr des Küustlers, wic auch
namentlich solche des Prof. Hähncl, Probcn von dcr

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tiefflichen Leitung, welcher sich ihre Talente zu erfreuc»
)- wm Bon den nbrigen Sculpturen sei noch die hiibsche
wio" ^ e'vmischcn Hirtcnknaben von C-Schlüter,
l cuie zuni Schmuck einer Quette bestiminle Gruppe
G. Broßn.ann erwähnt, 6,

Die akademischo Ailnstausstelliliig in Lerli»,
V.

Nirgends zeigt sich die Stagnation, dic ich als
charakteristisch fstr die diesjährige Kunstausstellung h"'
vorgehoben habe, deutlichcr als innerhalb der Laud^
schaftsmalerei. Nirgends ist der Spezialitätenknli»''
mehr ausgebildet als hier, nnd nirgciids hat sich
gleiche, das Auge des Bcschauers abstumpfcnde Biow'
lonie herausgebildet. Man vcrwcisc dabei nichl aus
Beispiel der alten Niederländcr, die ebensalls ihre Sp»
zialitäten, ihre Winterlandschaster, ihre MondsäP"'
schwärmer u. dergl. hatten. Die Analogie würde insost'»
nicht zutreffen, als inzwischen die Zahl der SpezialitatU'
in umgckehrtem Verhältniß znr Zahl der Liebhaber gc-
stiegcn ist. Durch den Kultus der Spezialitätcn h-"
mitrlerweile ein Raffincment, eine spckulativc Sch>»' '
nialeici breit geniacht, die so weit von einem gesui>d>"
kiinstlcrischen Strebcn entfcrnt ist, daß man bei 'h^
Bcuitheilnng getrost alle idealen GesichtSpnnkie bei bi»
lassen kann. Das Pst prssto gerade unserer Laiidschast^
maler ist n,ir niemals in sv crschrcckender Weise
gegengetreten, als auf der heurigcn AuSstellung. Es -uail
scin, daß die Skoth der Zeit diesen und jenen M-'ll'
zur Eile treibt, der sonst sein Werk in Ruhe hälte auS-
reifen lassen und nicht cin Machwerk ans den
geworfen hätle, das seinem Namen Unehrc macht,
ich will aus diesem Grunde Skiemanden namhaft niach^
der statt eines Knnstwerkes eine mit seinem Naincn vc»'
sehene Fabrikärbeit ausgestellt hat.

Die Uebersicht über dic Landschaftsmalerei ^0^
deshalb nur mager scin. Die beiden Achenbach^
welche im vorigen Jahre die Führung hattcn, habe"
biesmal verloren. Andreas hat zwar eine Parl'c a»'
dem Hafen von Ostende unter der doppelten Belcuchtu"!!
dcs Mondes und des Lenchtlhurms ausgestellt, dic
Meistcr noch auf der Höhe seiner Krast zeigt-
hat sich ein zweites Bild — Strand von ScheveniE'"
— wohl nur auS Zufall anf pie atädemische AiiSstcll»ub
verirrt. Es ist offenbar eines von jencn Bildern, ^
der Meister für den Export nach Amerikä malt- D"
Nankees sind anspruchsloser als wir und zust'c°^
wenn sic den Namenszug dcS berühmten Marineinall''
in der Eckc des Bildes crblickcn. Was Oswald a»;
langt, so stehcn auch seine drei Bilder — PiaZZ»

S. Domenico in Neapel, geocca d'arci bei CePi'U""
und cine Ansicht der Znsel Capri — hintcr dcn >-'0"'
 
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