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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [5]
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Die kgl. Kunstgewerbeschule in München
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i«3

Die kgl. Kunstgeiverbeschttle in München.

staüren zu köunen, daß Keller mit diesem Bilde wieder
den Abweg verlassen hat, auf den er uüt seinem uner-
guicklichcn Nerobilde geratheu ivar. Nur der allzu thea-
tralisch posirende Alcxander von Humboldt erinuert noch
etwas an die frühcre Verirrung.

Nachdem ich bereits zwei Thierstiicke von Meher-
heim crwähut habe, bleibt mir noch übrig zu vermerken,
dasz auch die anderen Thiermaler von Nuf — Steffeck,
Brendel, Lier, Ockel, Hallatz, Kröner, letzterer
vurch eine stimmuugsvolle Landschaft mit Hochwild,
welche für die Nativnalgalerie angekauft worden ist —
vertreten sind. Die Architekturmalcrei hat in einer Dar-
stellung des Forum lliomanum von W- Niefstahl ein
Meisterwerk ersten Rauges aufzuwcisen. Ein Zug von
Mönchen mit brennenden Kerzen in den Händen bewegt
sich in feicrlichcm Schrilt auf die drei berühmten Säulen
zu, die man für sticste dcs Tempels des Castor und Pollux
hält. Jm Hintergrunde baut sich in scharfen Umrisscn
die Architektur ber dem Forum bcnachbarten Gebäude
auf; ein jcdes tritt in vvllster Klarheit unv SchLrfe
aus seiner Umgebung heraus, und doch hat das Bild
keincswegs einen panoramcn- oder veduteuarligen Cha-
raktcr, trotz seiner photographischen Trcue iu denDctails.

Ein solches Bild muß cben für dcn im Ganzen
dürftigen Ausfall der akademischen Ausstellung ent-
schädigen. Das thut auch und in noch höherem Grade
eine ganze Sammlung von Gouachemalereien von Adolf
Menzel, eine Sammluug vou Bleisterwerkeu, von dcnen
ein jedes ein Biertelhundert von den langweiligen Bil-
dern aufwiegt, die den reinen Geuuß au der diesjährigen
Ausstellung so wesentlich becinträchtigt haben. Es sinb
drei Architckturstücke: Hochaltar in der Peterskirche zu
Salzburg, Hochaltar iu der Pfarrkirche zu Ännsbruck
und die Rückwand dcs geschnitzten Chvrgestühls im Dom
zu Mainz, zwei Genrebilder aus vem Leben: das Zn-
dianercafs von der Wicuer Weltausstellung und Bkaurer
auf dem Ban, eine Studie nach einer Marmorfigur und
ein Bild, das in seiner wunderbarcn Sonnenbcleuchtung
eines geschlosseneu Hofraums an den Delft'schen Vanber-
meer erinnerl, cin „Blick aus einem Schlafziiumerfenster".
Es ist schwer, ein Wort ziim Lobe dieser Abbilder der
Kunft, des Lebens nnd der Natur zu finden. Nur eiu
Gefühl belebt uns bei ihrcm Anblick, das doppelte des
Stolzes uud bcr Freude, daß wir den Meister noch und
noch in svlcher Kraft Lesitzen. Man muß diese an-
spruchsloscn Studien nach der Nalur iu ihrer schlichten
Wahrhcit unb frischen Lebendigkeil alö bas höckste dessen
bezeichneu, was menschlicher Kunst errcichbar ist. — Auch
Rudolf Alt, Oesterreichs größter Architekturmaler, hat
die Ausstellung mit der stattlichen Zahl von neun vor-
trefslichen Aguarellen beschickt, die zn interessantcn Ber-
gleichen mit Menzel Veranlassung gebeu- Als Dritter
im Buude ist Franz Meyerheim zu nenneu, der

10k

eluifalls drei Architekturstudicn von erstaunlicher Natm"
wahicheit zur Ausstellung gebracht hat. — Aus ber Zahl
er Zeichnungen ist ein Chklus von zwölf Compositioiien
>-iu ^ail Gehrts (Düsseldorf) zu erwähnen, welche
in eigvtzlichen Situationen Kämpfe von Gnomeii mit
oiifchkafcrn, Maulwürfen, Libellen nnd ähnlichen Um
gi/Uiein daistellen und die Gefahrcn, welchen die kleinen
sthUben,^^' ""^esetzt sind, niit glücklichem Hum°r

. Kupferstich liegt die Noth der Zeit am

I .wei>ten. Cs sind nur sechs Stiche ausgestellk, unter
Habelmaun's (Berlin) Porträt der Mark-
Z a m ^Lilhelmine von Bayreuth nach Pesne am vor-
-e-lhastesten auszeichnet. Wilhclm Krauskopf hat
einc vortieffliche Nabirung nach Adrian Hannemann's
foortrat dcs großen Kürfürsten und dcr auch dem Leser
^r „Zeitschijst bckannte Thlograph Bong einc Sam»i-

nng wo-lgelungcner Facsimilcschnitke ausgestcllt.

. 1?

rUc ?gl. rrunstgcwcrbcschule in ^NünchdO'

K. Seit die Kunstgcwerbeschule des Münchc""'
Kiinstgewerbe-Vereins zu ciner StaatSanstalt erhobe»
ward, sind nun zehn Jahre verflvssen. Gleichzeitig 0»°
die Bauarbeiten an dem seit zwei Jahren in Her'"
stellung bcgriffenen neuen Schulgebäuve — voimalr
kgl. Glasmalanstalt au der Luisen-Straße — als vollen-
dct zu erachten.

Anläßlich diescr Doppelfeier erschicn soebcn i»
schmackvoller Ausstattung: „Die königlichc Kunstgc-
werbeschule Münchcn, Fcstschrift zur Vvllendung vcs
ncuen Schulgebäudes im October 1877." Dcr A"'-
fasser dieser trefflich geschriebenen Fcstschrift >st
gegenwärtige Direktvr ber genannten Schule: E»»t
Lange. Derselbe verbreitet sich, nach eiuem kurzen A°>'
wort, über die Pslcge des küustgcwerblichen 1Interi'ich>i
bis zur Gründung der Anstalt und gedenkt der h°hs"
Verdienste v. Voit's, Bürklein's, Goitfr. Neurcuthm ^
Zeuetti's, Kreling's, Ainmüller's, Eug. Sfeurcuther's, >-"
Miller's, E. Förster's, Sickinger's rc. um bas Znslebe»'
rufen des Vereins und seiner Schule, sowie des scgew"
vollen WirkensDhck's, Töpfer's,Nittmeister's und Knabcl'6
an dcrselben. Daun bringt der Verfasser reiches M->-
terial zur Geschichte dcr Grüudung und Entwickelung
der k. Kunstgewerbcschule in ihrer iiiännlichcn unb we>b'
lichen Abtheilung und führt uus ferncr ein anscham
lichcs Bild der hocherfreulichen Wirksamkeit der Ansta^
in ihren einzclneii Fachabthciluugen vor. Darauf f°list
eine Erläuterung dcr Grundsätze, von welchen sich
Verfasser als Baunieister bci der Ausführung beb
neuen Schulgebäudes leitcn licß, welchc Darlcguug
durch drei Pläne wesentlich erleichtert wird. De»
 
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