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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Berggruen, Oscar: Der neue Katalog der Gemäldegalerie des Louvre
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0164

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317

Der neue Kntalog der Gomäldegnlerie des Louvre.

318

Dcr

neuc Aatalog dcr Genläldegalerie des Louvre.

Vor Kurzem ist der erste Band des neuen, vom
derzeiligen Konservator Vicomte Both de Tauzia ab-
gefaßten Katalogs*) der Gemälde-Sammlung des Louvre
ausgegeben worden, wclcher dic italienischen und spani-
schen Schulen umfaßt. Diese Arbcit beruht sclbstver-
händlich auf dem gediegenen, immcr ncu ausgelegten
Werke^) von Frödoric Villot, das bezüglich der Ab-
sassung von Katalogen bekanntlich in mehrfacher Hiusicht
bahnbrechcnd gcwirkt hat; sie entfernt sich jedoch in cin-
zelnen Punkten von dem Vorbilde, und zwar — das
s« gleich herausgesagt — nicht immer zu ihrcm Vor-
cheile. So vermissen wir glcich zu Anfang äußerst
""gcrn die interessanten Ausführungen Villot's bezüg-
l'ch der Anlage scines Katalogs uud nicht minder er-
sch«nt uus befremdlich, daß die historische Eiulcitung
Vülot's, welche das Entstehen der herrlichen Samm-
i""g aktenmäßig darlegt, sowie die werthvollc Biblio-
S'aphie aller Katalogc dcr Galcrie seit ihrer Gründung
durch dcn National-Konvcnt 1793 bis zum Zahre 1855
"eu dcm derzeitigen Konservator wcggelasscn wurde. Wir
^°llen hosfen, daß er nach Vollendung der ganzen Ar-
diesen Mangel beseitigen und die erwähnten Notizcn
^illot's rcproducircn sowie ergänzen werde. Was Herr
Tauzia als historische Eiuleituug auf knappcu
zwei Duodezseiten bietet, ist kein genügender Ersatz. Doch
'"usscn wir aus derselbcn hervorhebeu, daß im Jahre
^8kg Kominission eingesetzt wurde, um dic in dcu
^cpots aufbewahrten Bilder zweiten Ranges an Provinz-
'""seeii und Staatsgebäudc abzugebcn, wie schou fünfzig
^^)re zuvor, unter Ludwig XVIII. ungefähr 300 Ge-
"'"lbe den Kirchen und öffentlichcn Gebäuden überwieseu
'dorden waren. Die Ereignisse des Jahres 1870
lNiderten eine Zeit laug die Arbciten dieser Kom-
'"'ssioii, welchc erst im Jahre 1872 ihre Thätigkeit
""eder anfnahm. Nicht weniger als 1440 Gemäldc wur-
gemäß einem Dckret des Präsidenten der Republik,
Direktor der schöncn Küuste zur Vertheiluug an die
^ovinz-Musecn übergeben, wozu ini Dahre 1876 wei-

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clu l-ouvrs xar Is
äs ll'auLig,, 6o»ssrva,1sur eto. 1. xartis:
"'ltalis st ä'LxaAuö. ?aris 1877. 296 8. 12.

sst"?' äu Nusss Dlatioual

esstnt Redaktion datirt vom 25. Mai 1864. Jnter-

">elLe verschiedene Absatz des Kataloges nach Schulen,
b"^"us hervorgeht, daß der Katalog nicht bloß als

sondern in drei Theilen, nach den verschiedenen
eu geordnet, verkauft ivird. Aus

Lvavx" "°°""net, verkauft wird. Aus meinem, 1876 im
der :/, ^^""sleu, Exemplar ist zu ersehen, daß der Katalog

Ivg """ spanischen Schulen es auf 17, der Kata-

'O, d/ ^""Eschen, vlämischen und holländischen Schulen auf
lvge„ " lulalog der französischen Schulen gar nur auf 4 Auf-
gebracht hat. Vox poxuli!

tere 308 Bildcr källicn, so daß derzeit „dic Magaziue
dcs Louvre ersäwpft siud und die Nationalgalerie, außer
deu öffentlich ausgestellten Kuustwerkcu, nichts mehr be-
sitzt, als ciuige große Bilder, die dazu Lestiuiuit siud,
seinerzeit die „Lulis äss Rtuk" zu schmückcn". So
cnthalten derzeit uicht bloß mchrere Staats-Gcbäude,
Ministericn und das Palais Bourbou Bilder, welchc
der Sammluug des Louvre cutiioiiiiiicn wnrdeu, soudcrn
auch im Museum zu Amicns siud viele Bilder des Louvrc
aufgestellt, wclche bloß gcliehcn sind. Auch iu ciuzclnen
Sälen dcr Schlösser zu Compibgne*) und Foutaiucbleau
siud Bilder des Louvre vorhandeu, die man in den öffent-
lichen Räumen dieses Natioual-Museums nicht uuter-
bringen koiinte, welche abcr uach wie vor von der Lei-
tung desselbeu ressortireu.

Jn der Sache selbst hat dcr ueue Katalog eiue sehr
knappe, fast nur als Nomcnklatur auzusehcnde Ucber-
sicht der italienischen Schulen, gegen dereu Anorduung
sich Manches einweuden ließe, hiuzugefügt. Dagegen
aber hat er — und das erachteu wir keiueswegs als
Vorzug— die biographischeu Notizeu Villot'S und dcsseu
Beschrcibuugcn dcrBilder schr zusamulcugestrichcu. Daher
lömmt cs, daß der Tcxt des ueuen Kataloges für dcn
Forschcr uud Schriftstcller jetzt zu weuig euthält, ohnc
dem großen Publikum bequemer zu sciu, da dasselbe ja
umsoweniger vcrsteht, je kürzer die Notiz gefaßt ist.
Nicht einmal eine wcseutliche Verringeruug dcs Umfaugs
ist erzielt worden, da dcr alte Katalog auf 343 Seiten
543 Bilder beschrcibt, währeud der ueue auf 296 Seiten
558 Bildcr verzeichnet. Wir begrcifcn 'daher wirklich
nicht, was deu Verfasscr des ucueu Katalogcs bestimiute,
dicse Aenderuug zu treffeu, die sich glcich beim Auf-
schlagcu des Buchcs uuangeuehiu bemerkbar macht. Villot
gibt überall GeburtSort und Sterbcort, Geburts- uud
Sterbetag au, sowcit sie bekäunt siud; Tauzia bringt
bloß Jahreszahlen. Ersterer briugt ziemlich ausgeführte
Bivgraphien, welche dem Schriftsteller sehr oft das Nach-
schlagen eiues Künstlerlcxikons crsparen, wcun er bloß
rasch cine Angabe verificiren oder cin Datum sich in
Eriuneruug bringen will; des Letztereu biographische
Notizcn stnd so allgeiuciu gchaltcn, daß sie iu der Regel
wedcr dem FachmaiM noch dem Laicn von N'utzcn sein
dürften. Auch die Beschrcibuug der Bilder ist bei Villot
ungleich sorgfältigcr und eiugehendcr, während Tauzia

*) Auch diese Bilder sind bereits kätalogisirt: .Fotios
äös Dlrdlsuux clu kaluis äs vompisAus, pur Ig Vts. L okll
äs ll'l>.u7.iu, Lonssrvutsur sto. kuris 1874. Es sind 189
Bilder, zumeist von Künstlern zweiten Ranges der französi-
schen Schule und einige mederländische und italienische Schul-
bilder. Daß man mehrere, immerhin iuteressante Bilder von
Jan Matsys, der Schule Rembrandt's und von Nu-
bens (bei Villot Nr. 281, 426 und 466) aus der Galerie
des Louvre nach Compiögne in's Exil geschickt hat, läßt sich
kanm billigen.
 
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