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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Pecht, Fr.: Die deutsche Kunst auf der Pariser Ausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0203

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395

Kunstliteratur,

396

besten Künstler anderen, besonders der österreichischen,
aber auch der schweizerischen, amerikanischen, englischen,
russischen, griechischen, skandinavischen Fahne folgen oürf-
ten, nachdem für eine deutsche Ausstellung keine Aussicht
war. Jch erinnere hier nur daran, daß Max, Defregger,
Knrzbauer, Schwoiser, Liezenmayer, Wagner, Math.
Schmidt, Munsch, Willroider und vicle Andere zwar
unzweifelhaft Zierden derMünchener Schule, im Uebrigen
aber Oesterreicher sind, wie Makart, der ja eigentlich
auch München angehört, daß die Steffan's, Stäbli,
Her u. s. w. als unter schweizerischer, Gysis unter griechi-
scher, Kotzebue, Brandt, Kurella, Chelminsky rc. unter
russischer, Rosenthal, Neal u. A. unter amerikanischer und
cnglischer Flagge zu segeln ein Necht haben, obwohl sie
Alle der hiesigen Künstlerschaft angehören. Jn Düssel-
dorf, wo so viele Norweger, Schweden und Schweizer
wohnen, ist es nicht anders.

Aus unseren Staatssammlungen aber die unver-
meidlichen Lücken ergänzen zu können, dazu müßten
unsere Regierungen in ganz anderer Weise ausgerüstet
sein. Hat nian voch oft alle mögliche Noth, die ärm-
lichen Summcn, welche in den Budgets der Einzelstaaten
für Anschaffung von Knnstwerkcn, Unterstützung von
monumentalen Unternehmungen u. dgl. ausgesetzt sind,
bei nnseren so wunderbar zusammengesetzten Ständever-
sammlungen nicht als Luxus gestrichen zu sehen.
Während der weitaus werthvollste Theil der glänzen-
den französischen Ausstellung in München 1869 wie in
Wien 1873 aus Werken bestand, die der Regierung an-
gehörten, wird man Noth haben, aus den Münchener,
Stuttgarter, Carlsruher Staatssammlungen auch nur
ein Dutzend passcnde Bilder znsammenzubringcn, Skulp-
turen wahrscheinlich gar kcine, während die französische
Negiernng allein in Wien gleich mit einigen sechzig
lebcnsgroßen Figuren und Gruppen auftreten konnte.
Aus Privatsammlungen abcr viel erhaltcn zu können,
ist bei der sehr berechtigten Abneigung der Eigenthümer
gegen das Herleihen ihrer Schätze zu solchen Aus-
stellungsparaden sehr unwahrscheinlich, oft schon der
Kürze der Zcit halber nnmöglich.

Mußte also dieser verspätete Entschluß, wclcher der
deutschen Kunst im günstigsten Falle nur einen snecös
ck'sstimis, wahrscheinlicher aber eine Niederlage in Aus-
sicht stellt, aus's Höchste verstimmend wirken, so trug die
sehr autokratische Art und Weise, wie hier in München
wenigstens bei der Ausführung vorgegangen wurde, nicht
eben dazu bei, diese Slimmung zu verbessern, so daß auf
der ersten dießfallsigen Künstlerversammlung sogar cin
Protest gcgen die ganze Unternehmung beschlossen ward.
Ob er aufrccht erhaltcn wird, sieht dahin. Jch fürchte
aber nur zu sehr, daß die Auswahl eine ebenso einscitige
sein wird, wie sie es vor zwei Jahrcn bci Gelegenheit
der Münchcner Ausstellnng war.

t>" ^cht ^st, daß diese sehr verunglückte nach-

^sg i )e Betheiligung nur einen Beweis mehr dasür
ue ert, daß die Jnteressen der nationalen ArLeit jedcr
, " nn neuen deutschen Reiche überall zuletzt in Betmcht
VMIM.N, allen anderen ebenso nachgesetzt werden wie >»'
al en deutschen Bunde. So lange wir sie aber mch-
-riahinehmen lernen, werden wir uns auch l',-
I -e-den müssen, bei ihren Festen überall wcgzubleibci',
er armlich »nd lumpig zu erscheinen.

Da die Schuld an diesen Zuständen ganz
gar n.cht etwa an der Neichsregierung allein, sondc-'-
- - weniger an unseren verschiedenen Gattungen vr»
^eprasentanten liegt, s° begreist man leicht, wie ,-ch dn
uclrenden ^lafsen in Deutschland nach und nach
n/s Hvssnungslosigkeit bemächtlgt hat, vn

-M Paradies der Büreaukraten und Schulmeister i-ach
Made von einem Ende bis zum anderen ganz glc--h"
matzig durchzieht.

lll-

Aunstliteratur.

Gustav Frcih. v. Suttncr, Der Helm von

sprunge bis gegen die Mitte ves siebzehnckn^
hunderts, namentlich dessen Hauptforinen in
land, Frankrcich und England. Wicn,
Gerold's Sohn. 1878. Fol. Lieff. 1—3.

,, ajesc-

Dieses empfehlenswerthe Werk soll in -- -
rungen erscheinen unb vierundsechzig verschiedenc
in einundachtzig Abbildungen zur Darstellung
es ist bestimmt, Künstlern nnd Kunstfreunden
Entwickelungsgeschichte des Helmes zu bieten, si - ^
die Wandlungen zn verfolgen, wclche dieses
im Mittelalter durchmachen mußte. Der Autor pl'
im Allgemeinen der Eintheilung in vier Epochc-- ^
wie sie Allou in seinen „lütuckos sur les on.s-l---'
luo^on L§s" versucht hat. Bcvor cr jedoch
uns die mannigfaltigcn Formen, die der Helni im
alter angenommcn, vorzuführen, bringt er,
griechischen beginnend, eine Reihe von Helnien,
denen ves Mittelalters vorangehen, und naincntl-ch
deren Glocke nicht wie die des römischen Hcl---c^ ^
mittelbar auf dem Schädel aufsitzt, zur Darstellung^^^
den Nachweis zu liefern, daß der Ursprung bcs^s^ ,
von diescn abzuleiten sei." Er zeigt uns auf

t>ei>

dcn griechischen, auf Tafel 2 den italisch-
Helm, auf Tafel 3 den des Lcgionssoldatcn ----°
sarmatischen Helm, auf Tafel 4 und 5
Gladiatorenhelms, für ihn deshalb von ^^^„„-,1
Jnteresse, weil er der Ansicht ist, „daß in den
der Gladiatoren die Grundformen jener
sinden seien, welche von verschiedenen Völkers--^^
Nord-Europa's zur Zeit der Römer und später --'0-- „
Abköuimlingcn jcner Völkerschaften getragen wu-
 
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