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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Die Umbauten in der Gemäldegalerie des alten Museums zu Berlin
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Richter, J. P.: Beiträge zu Michelangelo's Karton der Schlacht bei Cascina
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0244

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477

Beiträge zu Michelaugelo's Karton der Schlacht bei Cascina.

478

sancc cbcusoivvhl als dcn Bildcrn vvn Rnbcns und
Rembrandt wcit eher gerecht werdcn wnrdc, als dicse
Decke niit ihrer Fülle klcinlichen aufgcnialten griechi-
schen Drnaments in flachcn brvncirtcn Kassetten, das
durfte nur Wenigen zwcifclhaft erscheinen. Wann
werden nnsere Architckten eininal angchaltcn Ivcrdcn,
lich init dcn tcchnischcn Leitcrn nnscrcr Knnstinstitnte
über die Bedürfnisse der Bauten für dieselbcn ins Ein-
üerständniß zu setzen und sich nach ihnen zu richten?

Scit Jahren war die Gemäldegalerie in cincm
Uebergangsstadiuin, Theile dersclben waren abgesperrt,
es wurde gebaut, die Bilder wnrden verhängt, der
Katalvg fehlte, nvch hcute ist dic Rcvrganisativn nicht
beendet, uoch stcht die Ncuvrdunng vvn Theilen der
'talienischen Schnlen aus, dcr Umban dcr dem neucn
-chuscum gegcnüberlicgenden Kabinctte zn Oberlicht-
ialen steht iu cinigeu Mvuateu bevvr; aber für cinc
Sonze Hälfte der Sammlung ist der Vcrjüngnngsprv-
Ws> vvrläufig becndct, nnd Ivas in dieser gelei;tet, das
^rdient im vvllen Nkaße den Dank des Pnblikums.
bas nicht ahnt, welche Schwierigkeitcn nnd Hindernisse
lUbst bci der einfachstcn und nothwendigsten Acndcrung
^der Ncuerung überwnnden werden mußtcn."

^aitrljge zu Acichelangelo's Aarton der Schlacht
bei Lascina.

Znteresse, welchcs Thausing's Abhandlung
^ den Karton Michelangclo's zur Schlacht bci Cas-
iibtu allseitig erweckt, dürfte ein kurzcr Bericht

^ die in England besindlichen Handzeichnungen als
^ ^räglicher Bcitrag zu jenen Uiitersuchungcn viellcicht
^' konuueu seiu. Die nachstehende Anfzählnng kann
Bollständigkcit um sv weniger Anspruch erheben,
^ das Auffinden des einschlägigen Materialcs mehr
^ rr weniger von Znfälligkeiten abhängt. Was znnächst
^rühnitc Gemälde im Bcsitze des Earl of Leicester
Holkham betrifft, sv darf wohl bchauptet
s,? dcr Stich Schiavonctli's dasselbc fast er-

^ Zu den Bcschreibungen ver Grisaille bei Passa-
w jsiunstreise durch England, S. 194 f.) und Waagen
HI, 423 ff.) kann ich ergänzend nur^be-
doi^ "'s ^ bas Bild anf Holz gemalt und nicht mehr
xj»'. „starken gelben Firniß" bcdcckt ist. Die
dstr'^ ^iliche Abweichung des Stiches vom Original
eiu^ daß der Trompetenbläser hier vielmehr
dic ^/"^"dläser ist. J,n Uebrigcn sind insbesondere
ckiicr Zohen der verschiedenen Figurcn von

lvsc ^kten schwammigen und schcinbar knochcn-

sch

z- B

leii

^ildung. Es fehlt nicht an sehr starkcn anatomi-
^rzeichnungcn, welche im Slich korrigirt sind,
o 'u der Kniebuchtnng „dcs von rnckwärts gesehe-

"uzenträgers" (k bei Thausing) und im Rumpfe

dcsjenigcn, „wclcher das Gesicht enthüllt" (§), hier
übrigens wcnigcr „eincm Weibe glcichend", als im
Stiche. Die Köpfe sind im Allgeuieincn sehr roh ge-
zeichnct.

Unter dcn Handzeichnnngen crscheint mir als die wich-
tigstc eine Studie zu „dcm Hinabgrcifenden" (->-6,—ck).
im Besitz von John Maleolm of Poltalloch, Esg.
Das Blatt war unter Nv. 640 in der kürzlich geschlos-
scncn Winterausstcllung der Grvsvenor Gallery und als
Studie zum Karton blos als „wahrschciulich" bezeichnct,
nur wcil die Studie im Gegensinne des Gcmäldes
von Holkham entworfen ist. Mit dem jüngstcn Gcricht
kann dieser Entwnrf nicht in Zusammenhang gebracht
werden. Für die Echtheit bürgt nicht allcin dic mcistcr-
hafte Sicherheit in der Strichführung, sondern auch
der Charakter dcr Handschrift anf der Rückseitc.

Nebcn die beidcn von Thausing erwähnten Blätter,
„welche seltsamcr Weife unter dem Namen des Timotcv
Biti gingen", muß eine Kreidczeichnnng gestellt wcrden,
welche aus der Sammlung des Sir T. Lawrencc in
eben jenen Bcsitz gelangt ist. Die Benennung wird
hier aus der Signatnr 'I'. V. hergeleitet. Dargestcllt
ist „dcr stehend sich daS Beinkleid knüpfeudc" (7, o),
doch vhne die Bcklcidung und ohne den Panzcr, dessen
Schuppen beiläufig bcmerkt in der Grisaille von Holk-
ham uicht so hcrvortreten, wie in Schiavonctti's Stich,
welcher vielmchr dem Stiche des Agostinv Vcnezianv
hierfür gefolgt ist.

Die neue Anordnung der Fignren dürfte durch
einc getuschte Federzeichnung, No. 163 der Dycc Col-
lection im Sonth Kensington Binsenm cinc thcilweise
Bcstätigung sindcn. Wir findcn hier die Gestalt „dcs
vorgebeugt Hinabblickcndcn" (5, ü) genau wievergegcbcn,
bis anf den linkcn Arm, welchcr mit dem rechten des
in der Rekonstruktion unmittelbar darnntcr bcfiudlichen
„Herabgreifendcn" (-j- 6, — ck) vcrtauscht ist. Die Ge-
stalt crfaßt das Handgeleuk eincS scheinbar Ertrunkcnen,
von dem dcr ganze Arm und dic Schultcr aus dcm
Wasscr ragt. Das Entstehcn dicser, wie mir schcint,
absichtlichcn Fälschnng ist nnr so erklärlich, daß uian
als Vorbild nicht die traditionelle Vertheilnng dcr Fi-
guren, sondern dic der Nekonstrnktion annimmt. Diese
dürfte wohl cinc kleine Vcrändcrung crfahrcn auf Gruud
eincs Stichcs, dessen Beziehung zum Karton früher nicht
erkannt worden ist. Passavant beschreibt im Pcintre-
Gravcur Bd. VI, S. 137 als Nachtrag zu Bartsch
XV, 377 das Blatt cincs italienischcn Anonymus,
wclchcs dem Giovanni Battista Scultore angehvren svll
mit dem Titel: jouno Iiourino vo^uunt sur lu

wor". Bringt man das Acccssorische in Abzug: dic
Muschel, welche als Fahrzcng dient, die Sanduhr und
das Scgel, so blcibt eiu Act übrig, welcher sofort als
„der Wcgschrcitendc mit fliegendem Mantcl" (10, r)
 
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