Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

DOI Artikel:
Arthur Fitger's Wandgemälde im Bremer Rathskeller
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0251

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
491

Arthur Fitger's Wandgemälde im Bremer Rathskeller.

rcud rechts drr atte weinselige Silen einein versichtig
iiippendeii Btädchen den Hes macht uud eine Taiiibu-
riiischlägeriii einer Gruppe Knabeii, die in hechauf-
springendeiii Tanz die Kelter treten, den Takt angiebt.
Zn ihren Fiißen streckt sich behaglich ein inächtiger
Panthcr, anf dessen giiickcn eiu ganz kleincr, kauin vvn
der Mutterbrnst entwbhnter Pntte niit Vvller Orvie-
tvflasche sitzt nnd ganz fiir sich allein schvn, ivvhl ehe
er nvch vrdcntlich sprechen kaiin, ein Kneiplied anstiinint.
Genng, wvhin das Auge blickt in dieser reichen Ge-
staltcnfiille, svnnige Heiterkeit, üppig giiellendes Leben
nnd divnhsische Festlust strvnit und leuchtet ihin sar-
benprächtig entgegen.

Dein Bakchnsfest gegenüber anf einer vvn der
Thiirverdachnng stark durchbrvchenen Fläche hat der
Künstler vier Sänger des Weines dargestellt: links „mit
dein Taubcnpaar iin zärtlichen Arin" dcn greisen, rvsen-
bekränzten Anakrevn, der traulich eingehakt neben
dein spießbürgcrlich ehrsaineu Mathias Claudius
sitzt nnd in dessen Rheinweinlicd mit eiiizustiiuincn
scheint; rcchts den Sängcr deü Onnäöumns, Bictvr
Schefsel, der init Hvraz ei» ganz kvniinentinäßiges
Schinollis zu trinken iin Begriff ist. Die Gestalt des
Horaz ist uns freilich nicht angenehiii; der Maler hat
den ewig jngendlichen Dichter hier dvch gar zn jugend-
lich aufgefaßt; er erscheint kauin zwanzigjährig, fast
etwas mädchenhast; sv zart kvnnen wir nns den
scharfen Satiriker dcnn dvch nicht gnt vvrstellen; oder
ist Hvraz absichtlich etwas flacher, cvnventivneller gc-
halten, ni» Scheffel's Pvrtrait destv frappanter ent-
gegcnsetzen zu kvnnen? Fitger neigt ini Ganzen ivcnig
zn strenger Jndividualisirnng, und sclbst seine Thpen
sind vvn hänsiger Wiederkehr nicht frei zu sprechen;
aber sein Scheffel ist ihin, vbwvhl er den Dichter nicht
nach der Natnr hat nialen kvnnen, sainvs gelnngen.
Wvzu dvch die Phvtvgraphie nicht überall gut ist! —
'Nach Anfstelliing seiner Bildcr mit ihrer Wirknng nn-
zufrieden, welche dnrch einen hart ziegelrvthen Anstrich
der Wände geradezn nnnivglich geniacht wurde, erbvt
sich der Künstler, den ganzen Saal nnr gegen diück-
erstattung der Baaranslagen nnizudecoriren, und schnf,
svbald dieses nvbele Anerbieten gnädigst aceeptirt war,
nnn eine äußerst anmuthige Gesaiiiintdecvrativn, indein
er die Wandflächen in ein niildes Griin Itinimte und
in it reichen Frnchtgehängen ans dunkelgrünein Grnnde
ringsuin einfaßte. Nicht genng daniit, gah er gar noch
zwei Geniäldc für ein paar Wandnischen vbendrein,
einen Panther, der bakchischc Einbleme, Tranben, Krüge,
Flvten u. s. w. bewacht, und cinen jnngen Fann, der
anf eine große Aniphvra gelehnt einen Tvdtenschädel
zn seinen Fiißen betrachtet. Letztere Cvinpvsitivn ge-
winiit ihre eigentlichc Bedeutnng erst durch die Uhr,
die in der Hvlzvertäfelung darnnter angebracht, den

49-Z

^ b'c' ^nnde schlägt. Die „nanfhaltsam rvllci'-
" M'ndlvse Ziel, zn dem sie sührt, der lachc'l

anf die Gegenwart_wahrlich,

jaimu.- Zllnjtrativn zn dem vielgesnngeneii:

Freut euch des Lebens,

Weil uech das Lnmpchen gwht

N nicht wvhl denkbar.

^n deni letzten Saalc endlich, dcin Ranin, »"
-Uanlt ,e,ne berühnitcn ergvtzlichen Phantasicn crlcl'lc.
PU e F.tger die Anfgab,. viese s.tbst nj„„, Geniälbc"
.n Grnndc z„ legen. Keine bei.eidensiverthc A.-sga<»'
»N N), dinn der ganze Effekt der Haiiff'sckicn Phaul"'
m bernht daranf, daß n.itten in die rcalstc Wirkl'ck"
."'""^l'chste Spnk hineingrcift. Abcr 0»
^-iklichkeit, die dcr Maler nialen kann, 'vird
>'inn gränden dvch i„in,er wieder znn, Schein ""t
ci ^z„k, ven cr inalen nivchtc, bekvinint trotz "ll'>
ceve, ,,„v Däinniernng i,„ Bilde, in dcr svlidcn Sc>'
sarbe dvch i.„.„er ei„e sthr wenig gruselig wirfc.'d''

a-.ttüch,«, «„d Sp«, gchz,,,« j» l->«

sast weg.

an cr^ ^ bahcr 'st' 0l"e Gcspcnstergcsch-ck'l-'

bem Hvrer das Haar zn Berge trc'l'l.

Fitm- - V ^ ""«u--rhi„ sei„, eine svlchc zn
anck, sH"r>" Hanff i,n Grmide dc""

aber s r abgefnnden, ,'n dcr S"ck"'

Natlm 'n' "" se'"c eigene bekanntc rcize"d-'

ckmthskellerpha„tasie vvn Rvtand und dcr J""!ls'"'
Beide Gestalten sind zwar anck' t"
Nvland -st d-»'

be ,7' das vvm Markt in dcn Kclb'''

knvs,-,.ld"""t, seine Nvse ist einc ivarz'g--
"N'g' alte Zungfer aus dem sicbzehntcn 2"!"

Noland als d'"

Rvsc gehaltcn.

Haupthelden bei Hauff; aber der

hnndert. F'tger jedoch stellt den

sein

gu-c--'

fugendlich blühenden Recken selber dar, der,

Schivert Durandat auf die ninpanzerten K'"e b
zechend ausrastet iin kühlen Keller, während Z" <
Füßen -der berühmte riesigestiathskeüerkater''„
Pvrtrait behaglich schnurrend rnht. Die """^.-,,-,1
Nose führt der Maler ebenfcills aus der
Altjüngfcrlichkeit in die ewig jnnge MärchenwcÜ
indcm er sie als anmnthiges, über Rvsen n"d - '
hingetagertes Elfenwesen auffaßt. , ..,',,-cl'»'

Daß es Fitger's tiefinnerster Natur "".''>!
jene Gestatten zu bilden, wic Hanff sie gesch'lb-'

') Sishe „Fahrendes Volk". Gedichte von Arthur v'<^'
Seite 209. Oldenburg (Schulze'sche Buchhaiidlung)-

**) Seit Jahren hegt man nämlich im Aathskclü'c «
üatzenart von gelber Farbe und seltener Grvfio
Panthern zu vergleichen", wie Fitger iii seinem prach'
Liede „Die Nathskellerkatzen" sie ansingt.
 
Annotationen