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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Redtenbacher, Rudolf: Notizen über einige wenig bekannte Malereien in Holland
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0357

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Notizen über einige wenig bekannte Malereien in Holland.

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dvn Mametaecht 1644, dann ein gutcs Pvrträt des
Pater Lauren/Gijsbert, der 1438 das Klvster daselbst
gestiftet hat, mit der Bezeichnung: nvtntis suns 67,
und zwar ist es eine gute Kvpie Vvn etwa 1600 nach
cinem altercn Pvrträt. Sv sind ferner im diathhauS
zu Franecker eine Menge von Prvfessvrenpvrträts
der ehemaligen Universität, darunter einige entschieden
werthvolle, im Senatssaal der Universität Utrccht
nnter anderen zwei Prvfcssorenporträts von Rem-
brandt und Franz Hals, gute Porträts von nieder-
länvischen Prinzen in den Stadthäuscrn von Kam-
pen und Hasselt, ein gutes Bild im städtischen
Waisenhaus zu W eesp. Das dem Baron Vvn Bvgaert
gehvrige prachtvvll-romantische Casteel Heeswijk
bei Herzvgcnbusch birgt außer einer sehr bedcutenden
Sammlnng kunstgewerblicher Gegenstände des Mittel-
alters nnd dcr Nenaissance eine beträchtliche Anzahl
Vvn Gemälden, untcr denen manche wcrthvolle sein
dürsten. Der Bürgermeister Vvn Kampen besitzt einen
dicken Folianten mit werthvvllen italienischen, dcntschen
und niedcrländischen Handzeichnnngen und in Ocl ge-
malten Pvrträts ans dem 15.—17. Jahrhnndert,
darunter eine ganze Kvllektivn fast lebensgrvßer Kvpfe
pommcrischcr Herzvgc, Fürsteu und Prinzessinnen, —
alles Dinge, die cincr gründlichcn wisscnschaftlichcn
Untersnchung harren.

Wcr in Hvlland auf EntdcckungSreisen ausgehen
Ivill, wird gut thun, an jedem Ort sich an den Bllrger-
meistcr vder dcn Präsident-Kerkvvvgd um Anskunft zu
wcnden, ob und was überhaupt zu finden ist; anch
iverden die vfsiciell ernannten Kvrrespondenten der
Rijksadviseurs, dcren in jedcm Orte von einiger Be-
dcutnng ciner wvhnt (ihrc Adressen stehen im zweiten
Hefte der Medcdcelingen), bereitwillig AuSkunft geben.

Unter dcn Seltenheiten vvn nicht gewöhnlicher
Bedeutnng, die hicr zu Lande noch zu finden sind,
verdient ganz besvnders die Deckenmalerei der Kirche
zu Naarden, der kleincn Festnng an dcr Zuidersec
nnwcit Amsterdam, hervvrgehoben nnd ihre gründliche
Untersuchung Kunsthistvrikern dringcnd anempfvhlcn zu
wcrden. Wer Amstcrdam des Kunststudiums wegen anf-
sucht, wird ja gern einen kleinen Ausflug auf das Land
damit verbinden, dcr auch zur Bevbachtung des hollän-
dischen Bvlkslcbcns Veranlassnng giebt, nnd da kann
man kaum etwas Anziehenderes in einem Nachmittage
vder einem ganzen Tage untcrnehmen, als einen Aus-
flug über Wcesp, Muiden, Naarden und zurück, vder
nach Utrecht. Nkau fährt von der Ovsterspoor in
Amsterdam per Eisenbahn nach dem freundlichen Städt-
chen Weesp, besieht sich dvrt das crwähnte Bild im
Waisenhaus svwie das Jnnere der schlanken Kirche mit
ihrcm prächtigen späthgothischen Chorgitter von Messing.
Mit dcm Fuhrwerk, das bei Abgang des nächsten

7 '^u Bahnhvf hält, fährt man in cincr klcinen

,>a 'en -stunde nach Muiden, ciner hvchst malerisch
an ecr Zuidersee gelegenen klciuen Festnng, iibcnagt
vvn cim,,, stattlichen fünfthnrmigcn Schlvß ans der
-ni v des IZ, Jahrhunderts, das sich in mehr als
cmer Hi„sicht einen histvrischen Ruf erworbeu hat.

Nach Besichtigung des Schlvsscs nud der schlichteu
yc-lo rvmanischen, theils gvthischcu Tufstcinkirche macht
man ans deu hvhen Dämmen, wclche daS ticfliegende
aiu. gegcn die Wvgen der Znidersee schützcn, iu ctwa
Stunde einen Spaziergang über Mnijderbcrg niit
berühinten, schvn vvm Dichtcr Bvudel besuu-
Echo, seinen prächtigen alten Bäumen nnd dem
misainen Kirchlein nach Naarden. Hat mau die
eer igen Sehensivürdigkeitcn gcnvsscn, sv gelangt inan
m Zo^ Minuten an die Eisenbachnstativn.

^ Naarden nnn besindct sich außcr dcm netten
1.',^ oine ansehnliche Kirche, die früher dic Haupt-
-rchc der ganzen Gegend war. Daß sic ehemals ciue
guvijw Bedentnng hatte, das zeigt nns nicht uur ihr
Ornndrip, einc dreischiffige Basilikä mit Qncrschiff uud
^Yvrnmgang' svndern auch die wenigen erhalteneu
, ihrcr ehemals Prachtvvllen Ausstattnng, der

hblzerne Chvrabschlnß in den eigen-
-u>" -chsten Mischfvrmen der Späthgvthik nnd eiuer

dunhans -dle» Rmaiffan«. datirt vvn'1531. B-r

cm a'cr i>t es die ganz Vvrzüglich entwvrfciie

der Kirche, die nnscre Aufmcrksaiukcit

. -^N-ttelschiff ist mit ciner Hvlzbvhlcudccke

de>. "t-vnnengcivvlbes übcrspauut,- jedcm Jvch

^.1. .^MclM zwei Fclder dcrsclben, dcm

vbensvlche, dem mit fünf Seiten dcs
B st-ccks geschlvssenen Chvr fünf Deckenfclder. Sv

b..m.^ 1"' 27 Felder. A,n Fuße der Hvh-

l"ustn die sichtbaren Dachbindcrbalten g--cr
s ^ hindnrch und tragen einen Längeu-'

iü 0-n Lanfgang Nlit Geländcrn vcrsche»

-i, r". ^ stestattet, die Matereien ganz in dcr Näh->
I ^uerbalken 'rnht anf Wand-

b»..^" '^""" nvch dnrch Kvpsbügc ver-

tdl ^" ) unterstützt. Alle vvn untcu sickstbarei-
achcii der Pfvsten, Büge und Balken sind bemalt
Ornamenten, Sprnchbändern nnd Wappen, die

aci/ )"c^, biblischen sigürlichen Darstctlun-

seii^ ^ ' ^üdseite alttestamentlichen, anf dcr Nvrd-

neutejtamentlichen,- im Chorschlnß das Wcltgericht.
l„... Schttnnite Deckenmalerei steht ihrer Entste-

avtlür"m?-."." der Renaissance uud Spät-

mel,...'.Vvn einem Meister ersvnucn, vvn
bi,„d^'c" "'o" "usgeführt nnd leider im vvrigcn Jah-^°
vcrdnm ^'Kon Theil dnrch schlechte Restanrativ'-

> artii. Kompvsition hat eineu gwß-

gcn Zng, viele gnt erhaltene Bruchstücke sind tücht-st
 
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