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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Bode, Wilhelm von: Die Exposition rétrospective auf dem Trocadero, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0371

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731

Die Dxposltion rötrosxsokivo auf dem Trocadero

732

stcht aus die vorangegangenen zu arrangiren; und
da in PariS der Schätze zu viele und zu der-
schiedene vorhanden sind, so giebt nur ein Cyllns
derartiger Ausstcllungen während eines oder nichrerer
Jahrzehnte cin einigermaßen vollständiges Bild von
dcin, was sich in Pariser Privatsammlungen be-
sindet. Jm I. 1874 waren aus der Ausstellung znm
Besten der ausgewandcrten Elsaß-Lothringer vornehm-
lich die Gemälde aus den Privatgalerien sowie eine
Auswahl der außerordentlich reichen und mannigfachcn
Schätze der Familie Rothschild vereinigt. Jm vorigen
Jahre gab dic Ausstellung altes Stoffe, Testpichc und
Gvbelins ein so großartiges nnd Vollständiges Bild
der tcxtilen Künste in ihrer Blüthezeit, wie selbst das
South Kensington-Muscum ein solches nicht zn geben
im Stande ist. Mit Nücksicht auf dicse AuSstcllungen
hat man diesmal dic Gemälde sowol als die tcxtilen
Künste von der Ausstellung ausgeschlosscn. Diese nm-
faßt im Wesentlichen dic Klcinkünste nnd zwar die des
Occidcnts, denen sich namcntlich in dcr Rcnaissance
die Plastik anschließt. Ehe ich auf die letztere näher
eingehe, sei mir ein Ueberblick itber dcn Umfang und
die Bedeutung der gesammten Ausstellnng gestattet.

Die Anordnung ist im Wesentlichen, svweit nicht
einzclncn Ausstellcrn ganze Näume übcrwnesen wnrden,
eine histvrische: sie bcginnt mit der prähistorischen
Kunst Frankrcich's und schließt mit dcr Kunst Vvn
Louiö XVI.; dcr Rahmcn der Ausstcllung ist nlso cin
außerordcntlich weitcr. Jene „prähistorischc Kunst",
richtigcr jenc Knlturentwicklung, die vor und anßer-
halb jcder Kunst liegt, iiberlasse ich den Herren
Geologen, Ethnographcn und Anthropologcn, welche zn
diescm Licblingskinde moderner Konjekturalwisscnschaft
schwören. Die antikc Kunst ist durch intercssante
Gegenstände romisch-gallischer Kunstthätigkeit, nament-
lich aber durch cine cbenso nmfangreiche wie treffliche
AnSWahl griechischer Terracotten vertreten. Welchc er-
stannliche Zahl jener graziösen, rcizvollen Thonfigür-
chen mtissen aus dcn Gräbern des kleinen Tanagra in
Bövtien in dcn wcnigen Jahrcn seit ihrer Entdeckung
zn Tage gefördert sein, wenn hier durch eine.Auswahl
aus den Pariser Privatsammluugen allein mehrere
hundcrt gute nnd treffliche Stiicke zur Ausstellung
kvmmen kountcn! Außer dem bestcchenden Rciz, den
diese farbigen Figürchcn auf jeden Beschauer ausüben,
habcn sie in dieser Zahl und Voliständigkeit ein be-
svnderes Jnteresse für den Archäolvgen. Die zahlreichen
Wicderholnngen derselben Figur wie dieVerwendung der-
sclben zu ciner Gruppe mit einer anderen Figur licfern
den Beweis, daß dieselben handwerksmäßig aus Formcn
hcrgestellt und dann nachgearbeitct wurdcn, wie der-
artiger Fvrmen anch eine vder mehrere ausgestellt sind.

. Für deu Fvrscher sind anch eine kleine Zahl vvn zmsticmi,

stgen. tlcinasiatische Tcrrakotten, unbemalt, abcr ver-
bcsvnderem Jnteresse, zumal gerade jetzt
burch diese trügerischen und gegcn jcnc
^anagiäisthLn Figurcn in ihrer modernen Gestalt
^hr unangcnehm abstechcnden Fabrikatc
e enk ich liberschwennnt zu wcrden droht. Zuin Vcr-

g eich sthkt Ls nicht zahlreichen nnvcrarbeiteten

-^ruchstncken, nameutlich sehr reizenden Köpfchcn ächtcr
^crrakvttcn anS Kleinasien und deu griechischen Änseln.
^oi^hervorragender Bedeutung ist auch die Ausstcllung
der Fnnde, welche Herr Karapanos an der Stätte des
alten Dodona gemacht hat, und durch deren prächtig
ausgcstattete Publikativn er namentlich der Kemitnis;
cer altestcn griechischcn Kunstepoche einen wcscntlichcn
^ lenst gcthan hat. Eigcnthum dcssclbcn Besitzcrs >st
auch ciuc reich n.it klcineu BrvnzerclicfS ansgelcgte
-a'ga des Kaifers Dioclctiau, die kürzlich in Epirus
gcsnnden wnrde. — llnter den wcnigen grvßeren Mar-
mvr nldiverkeu, uuter dencn cin interessantcr archaischcr
Vvpf, wird dcr svgen. Wcber'schc Parthenoii-Kopf

i iucii, die ihn st'sher nur aus dcr Abbildniig odcr

vlbgu/je kannten, keme cingenehrne Ueberraschililg
eieitcn, er i;t gar zu arg mißhandelt und ausgcflickt.
^ u deimnittelaltcrlichcn Abtheilnng habe»
^ ank den Bcniühungcn dcs Mr. Courjod vcrschiedciic
^lu gn nnd Städte dcr Provinzen ihrc wcnig bekaiiute»
>Ll)atze zur Ausstcllung gebracht. Bcdeutcndcr abcr
a, c nsc vereinigten Sammlungen ist fiir die Kleiu-
uiip ee» Aiittelaltcrs die in eincin eigeuen stiaum be-
W-nerS aufgestellte Saminlnug BasilewSki, iu ihrcr
- rt mc hervorragcndste Privatsamnilung. Die bcsvudcrc
^cwnndernng der Pariser sinden namcntlich die kirch-
U)en Geräthe in edlcn Metallen, nicist aus spat-
rDinamschcr und gothischer Zeit; künstlerisch uud gc-
ich-chtlich bedentendcr crschicn mir die beträchtlichc
E^ubeinbildiverke romanischcr uud früb-
gv nscher Zeit, die besten darunter vou frauzösischci
o cr r )einischcr Arbeit. Hier beginucu auch bcreits dic
ttstgcwerblichcn Erzeugnisse dcs scchszehnteu Äah''-
ll-ndertS, msbesondere die sranzösischen Töpscr- --"d
ll'melzarbeiten. deren auf dcr AuSstelluug cine Zah'
m!. rusammengebracht sind, die sich niit dc»

en vniglichcn Samnilnngen im Louvre und Hötct
^ lttly,. sür ^ja die Fabrikanten im königlicheu
c-rbciteten, niessen köimeu. D'''
i>, ^ Sainmlnug, eine Anzahl schöner Stustc

""Schranken der fvlgendcn, eigentlich dcr italicn--
chcu Frnhrenaissance bestiniinten, Abtheiluug, auf d-'c
) vald aussnhrlicher zurückkomme, sowie die Sa»»-''
Umgm Alphonse Nothschild, Baron Seilliöre s- i'
guvahren m Prachtvollster Ausivahl an PalissY>vaarc"
v-e an Limogcrarbeiten die Hülle und Fülle, j"
-- 'g eich die grvßten Sammluugen (Spitzer uud Äa»-c^
 
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