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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Bode, Wilhelm von: Die Exposition rétrospective auf dem Trocadero, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0383

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755

Korrespondsnz.

756

tnng und Stilisirnng dcr Frührenaissaure beginnt dnrch
ein obcrflächliches Schvnheitsgcsichl und den strcngeren
architeltvnischen Sinn der Hochrenaissance bcreits ver-
drängt zu werden. — Es sei hier beiläufig erwähnt,
daß zwci grvßcre Altäre un Dvm zu Cesena, die eben-
falls dentlich Antvnio Lvnibardi's Stilcharaktcr
zeigen. wenn sie deshalb anch nicht von seiner eigenen
Hand zu sein brauchen, von Lübke gleichfalls irrthümli-
cher Wcisc dcm Alfonso Lvinbardi zugeschriebcn sind.

Ehe ich Abschicd nchme von der Aiisstellung, ivill
ich — jcdoch wahrlich nicht, nni die Ausstellung oder
die AuSsteller irgcnd zu verkleinern, svndern wegen des
besvndcren Jnteresses sür das Studinin — noch auf
cinige schr gcschickte Fälschungen hinweisen, die sich
selbst in dieser gewählten Ausstellung hie und da ein-
gcschlichen haben.

Daß bei den Prcisen, welche die Kunstwerkc
dieser Epoche jetzt erzielen, die höchst geschickten
italienischen Rcstauratoren nnd Pasticeiatoren aus
dicse ihr bcsondercs Augeiiinerk richtcn, ist ja kein
Wunder. Jch ncnne das Flachrelicf ciner Madonna
sMarinvr) im Besitze einer pvlnischen Edeldaine, ein
charinantes Terracvttasigürchen eincr jungcn Floren-
tincrin ini Kostüni des Cinguccento; selbst dic interessante
Marmorbüste eines Florcntiners im Besitze eines Kunst-
händlers nnd frühcr im Hause eines der ältesten
Adligcn von Florcnz Ivürde ich nicht für eine vffent-
liche Saminlung zu kaufen wagen. Auch das flachc
Brouzerelief eines Johannes wird Herr Dreysnß ge-
Iviß nicht lange mehr in seiner gcwählten Samm-
lung dnldcn. — Zwar ächt aber nninteressanter als
diese Fätschungen sind die beiden grvßtcn Bronzen
der Ailsstellnng, Bacchanten auf Tigcrn reitend, die
dcn grvßten Namen, Biichelangelo, führeu uud dem
rcichsten Manne, Barvn Rvthschild, gehören. Manierirt
und nnverstanden in den Fvrmen, karrikirt im Aus-
drncke, sind sie nicht cinnial amüsant vder nnr von
dekorativer Wirkung; dcnn die Bronze wirkt wie Eisen-
guß. Und dasür hat einer der Nothschilds, die soust
Knnstwerke sv vorthcilhaft zn kanfen Ivissen, die Snmmc
vvu 300,000 Franes gezahlt!

Die Ausstellung der itnlienischen Nkcdaillen und
plugusts, welche die Herren Drcyfuß, Armand, Davil-
lier u. a. hier zn einer Sammlung vercinigt habcn,
wie sie kcin Museum gleich vvllständig und in glcich
guten Epemplaren aufzuweiscn hat, vcrdient eine be-
sondere Bcschreibung nnd aus der Feder eines Fach-
mannes, für den ich mich nicht ansgebe. *)

Cnde Juli 1878. W. Bode.

*)Das in dervorigenIkuminer erivähntePaduanerBronze-
relies im Besitze des Grafen William Pourtalvs zu Berlin
ist, ivie ich mich nach neuer Vergleichung überzeugt habe,
zwar sehr ähnlich, aber uicht eine Wiederholung deZ ausge-
stellten Reliefs von H. Dreyfuß zu nennen.

Irorrespondenz.

Ulm, 8. August 1878.

^ Eo ist si-hx ersienlich zn berichten, daß in ncuerer
Zeit anch hier, ucben der Münsterrestauration, cin
regercs Jntcresse für die Jiistandsctznng und Renoviriing
irr alten Patrizierhänser nnd svnstiger Baudeiikmale
unserer Stadt sich knnd gicbt. So' läßt dic Stadt
cav ehemalö Ehinger'sche, später Neubronncr'schc Haus
ln l.er Eaubengasse, das langere ZeiL als Schule be-
nutzt wurde, wieder im alten Stil untcr der Leitnng
ee,- Dvmbanmcisters rcnoviren und zu einem städtischcn
Oewcrbcinusenin einrichtcn. Das Gebäude wurde in

rcn Zahreu iooo—1002 grvßtenthcils ncu erbaut;

imi daiualigcr Besitzer war Math. Küchel, desseu
^tappeu, eiu Rad, ueben dem sciuer Gemahliu, einer
geborenen v. Ebertz, eiuem Ebcrkops, öfters an dem Hause
angebiacht ist. Das Erdgcschoß des Gebäudes enthält
g )vm gcwvlbte Hallen, und dic vberen Näumlichkeiten
oeichucn sich durch ihre rcicheu Plafvuds, schöu ge-
llhnitzteu Thüren mit reicheu Beschlägen, einen Kamiu
nut Figuren u. s. w. vortheilhaft aus. Auch ist noch
iu a^Ite Hauskapelle niit dem Ehinger'schen Wappeu
im Schlußstein ihres Krcuzgewölbes erhalteu.

Em anderes der Muscumsgesellschaft angchöriges
Oeöauee, dic sig. obere Stube am Markt, eiust der
->crsaniniluugsort dcr Patrizier, ist jetzt in seiner alten

Fayade mit einer Art Sgrasiitodekoration vortre!

^^bistcllt. Herr Bauinspector B e rn er hat das
-oerc ienst, diesc in Ulm einst eingebürgerte Dckorations-
veife wiedei in Anrcgung und Ausführung gebracht
stbeicher Weise wurde das scither als
ia cieuschule benutztc Sammlungsgebäude, ein chc-
.i^i, ivieder hergestellt. Ucberhanpt

wst lm uoch nianches sehenswerthc Stück altcr
^andmalcrci in seiuen Maucrn, das dcm durchreiscn-
dcn Fremden iu der Regcl cutgeht.
s-m " " steht bas Rathhaus, das einst i»

ael/t" Freskenschmuck cinen prächtigcu Anblick

gcboteu haben „iag. Schon seit längcrcr Zcit ist dcr
wol Ronvvatiou in Aurcgung gcbracht

^icit d' hofsen, daß in nicht zu ferncr

it dcr Gedankc sich verwirklichen wird, da bereits
Z'vcck angelcgt wurdc.

i e ^ Wandiualereien wurdcn im ersten Drittcl dcs

der ausgeführt und stellen Stoffc a»s

aebe.^, ' ^asstschen Alterthum dar, u»'-

alle.- gE-ischen Berzieruugcn und -»it

ii -sinnspruchen in der naiven Ausdrucksweise dcr
ainaligen Zeit versehen.

Weiter sind noch anzuführen die schon öftcr bc-

schriebenen Wandmalereien in einem Gewölbe

des ehe-

maligen Ehingerhofes, jetzigcn Gouvernements, au

her
 
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