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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Rosenberg, Adolf: Von der Pariser Weltausstellung, [6]: Italien, Spanien, Portugal, Griechenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0387

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Von dor Pariser WeltaussteUung.

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den Sand und das fahle Griin der Vegetation reflektirt,
und den Staub zu inalen versteht, hat es nur noch
ein zweiter vor ihm geknnnt, unser W. Gentz, dessen
belvnndernngswiirdigcs Meisterwerk: „Dcr Einzug des
dentschen Kronprinzen in Jernsalem", das leider von
dcr WeltanSstellnng ansgeschlossen blicb, nnS gerade
vor den koloristisch verwandten Bildern Pasini's wicder
in Erinnerung kommt. Neue Motive hat Pasini aus
dem Orient nicht mitgebracht: seine Stärke liegt in
den Lichtcffektcn, die cr mit fabelhafter Delikatesse zn
behandeln weiß. Die hclle MittagSsonne, die cine
selsige Gegend im Libanon beleuchtet, das graue Däm-
merlicht, das in den Winkeln eines arabischen Hvfes
schwebt, das Licht des Abendrvths im Garten eines
Harems — welche Fulle von Poesie offenbart sich in
diesen verschiedenartigenBclcnchtungsmvmentcn! Diesem
Farbendichter gegeniiber ist I. de Nittis, ein zweiter
in Paris ansässigcr Jtaliener, tiberdies cin Schnler
Gsrome's, ein vollkommcnerRealist, der in einem Dutzend
mit photographischerTreuegcmalterBilderdasStraßcn-
leben vv>i London und Paris auf dem Hintergrnnde
der monnmentalen Architektur bciderWeltstädte schildert.
De diittis reicht bci weitem nicht an die koloristische
Begabung Pasini's heran; abcr sein malerischcs Talent
geniigt nvch, um Problcme zn lvsen, wie cr sich z. B.
eincs bei der Darstellnng dcr Onnon brielAo in London
gestellt hat. Man sieht vom Quai anf die dnnklc
Flnth der Themse herab und iiber sich das mächtige
Bohlengesiige dcr Briicke. Dampfschifse sind eben nnter
der Briickc fortgefahrcn. Der Ranch, der aus ihren
Schlvtcn emporgestiegen, hat sich nnter den Brettern
der Briicke verfangen, er kämpft nvch mit dem fenchten
sttebel, der vvm Wasscr aussteigt, abcr schvu findet er
einen AuSweg zu dcm granen Hiinmel, der triibe anf
den Dnnst dcr Gewässer und das Menschengelviihl
herabblickt. Wird hier de Nittis dcr .schwermnthigen
Pvesie dcr nebligcn Themsestadt gerecht, so Iveiß er
anf der andern Seite anch den fröhlichen Uebermnth
des Pariser Lebens zn schildern, besser als die Pariscr
Maler sclbst, die fiir das pikantc Treiben der
tLvonus ckn liois cko UonloAns vder fiir das ge-
schäftige deennen anf dem Uont roz'nl kein Auge zu
haben scheiuen.

G. Castiglione, der dritte nntcr den in PariS
weilendcn italienischen Bialern Vvn Bedcntnng, arbeitet
meist im Genre Mcissonier, aber mit seinem Gefiihl
siir den landschaftlichen Hintergrnnd, mit cincr viel
farbigeren Palelte nnd mit gefälligerem Arrangcment,
als es dem grvßen Kleinmaler beliebt. Er ist in
England ebeuso wvhl zu Hause wie in Jtalien. Eincö
seiner Bilder zeigt nnS in zahlreichen Figuren die Gc-
fangennahme eines englischen CavalierS in seinem Park
znr Zeit Cromwell'S, ein anderes die Promenade eines

rvmischen Cnrdinals in eincm vornchmen Garten und

mmitten seincr Giinstlinge.

-vn ^talien sclbst scheint die Mailandcr Schule
miv Uebcrgelvicht zn haben, gnalitativ nnd gnantitativ.
^ >e schielt nicht so anSschließlich wie die römische mid
me neapolitanische Schnle nach Frantreich; hier kviiiiueu
u>ich deutsche, insbesondere Miinchcner Einfliisse z»
cisrenlicher Geltnng, besvndcrS bei dcn bciden 2»-
nno, von denen der einc, Domcnico, cinc feierliche
Ceremonie, die Grnndsteinlegung dcr Oaiiorm Vittorio
Lmnnuoio in Mailand durch den Konig bei ströiueu-
eiii stiegcn, mit großem Geschick dargcstellt hat, während
er andere, Jervnimo, Scenen auS dem Lebeu der
ltalieiiischen Gebirgsbanern in der Weise nnd mit der
Geniiithstiefe eineS MathiaS Schmid schildert. Andere,
und Didivni, sind wieder ganz srau-
zisisih. Beide haben denselben Stvss, den Abschied
lapoleon s von Josephinc, mit großem Anfivaud vv»
^entimentalität nnd farbigen Atlasroben behaudelt,
^viiiödiantcnhaft, wie die Franzoscn die große
--»Itorie nnd das histvrischc Genre zu bchandeln pflege».
m, Gesammturtheil iiber die italieuische

> laleici mnß ein Malcr ansgeschlvsscn wcrden, desse»
Nauie^znvor nirgends bekannt war und der seit deu
eritin -vagen der WeltanSstcllnng nm eines höchst gei>t-
te in, originellen Capricciv's Ivillen in.aller M»»de
tvar vor dessen Bildern sich tagtäglich eine dichte, be-
vimderndc Menge drängtc, F. P. Michetti. We
UN^ btzl lvcm dieser scltsame Künstler gelernt hat, l'fi
nns sclnen Gcmaldcn nicht crsichtlich. Man wiirdc st'e
"sten Blick fii>- Arbeiten eines sapanische»
Nunstlers halten, wenn nicht die sonveränc Behaud
>>»g der nackten Körperform nnd die sorgsältige
ptastlschc Modellirnng dagegen sprächen. JedeufallS
Mt aber der Kiinstler seinc Jnspirationen ans der
ar sulnst sapanischer Knnsthandiverker gezogen, »lo
a ^'vruur vsrn oon nnrors schuf, daS

uujtreitig das merkivürdigste nnd geistreichste Bild der
^ltanSstellung ist. Es verdient darum ei»e
auSfnhrliche Bcschreibnng.

Der Nahmcn gehört znm Bilde: er ist da, wo
e> d,e Leinwand stößt, nstt cinem Kranze vo»
14 tzui chinesischen Hüten, die plastisch in Ghps auf
gvsttzt stnd, nmgebcn. Oberhalb des Bildes zeigt der
-lastnen plastische Ornamcnte nnd Fignren, die leicht
angedentet sind nnd cbenfallS cine brau'»
^aben. Was sie bedenten, ist »'cksi
vi > Euald glanbt man, Hexcn zn erkeuue»-

v nrch die Lnft reiten, bald schwcbende Engel, die
ü-t» Himmel empvrtragcn. Jn der Lufl

rn?" phautastische Gesellschaft jedenfallö: deu»
i I'lberne Sternc sind zivischcn sie gesäet. Ei" d'ck"ä
» >8 I>ei gearbeiteter kkinndstab, der mit feinen Kli'tz"
 
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