ZerL kein halbwegs erträglicher Film für sie gedreht worden, denn ihre
GesellschafL mache eben den sehr fchwierigen Übergang zmn Tonfilm durch.
NichL alle diese Vorgänge verfolgLe ich selbfL, da ich Frau van der Bloom
auswich und daher von ihr kaum beachLeL wurde. Meine GewährsleuLe waren
die Kellnerin und das Zimmermädchen. Dem zweifelhafLen Nimbns des selt-
samen Gafies völlig verfallen, sogen sie alles, was auf ihn irgendwie Bezug
nahm, gierig in sich ein und Lrugen es mir zu, ohne daß ich sie darum befragt
oder ihren Mitteilungen Beachtung gefchenkt häLLe. Sie dachten gar nicht
daran, ein anderer könne für Frau van der Bloom weniger ZnLeresse emp-
finden als sie selbfi. Das war nun bei dem betörenden Zauber, deu das Kino
auf solche Mädchen unfehlbar ausübt, nicht weiter verwunderlich; viel merk-
würdiger dagegen erfchien es mir, daß ich auch von Herrn Bufchmann manche
fesselnden Einzelheiten über Frau van der Bloom zu höreu bekam. Allerdings
erfi, nachdem ihre AnwesenheiL in unserem fiillen ZufluchtsorL fchon einige
Tage gedauert hatte. Nicht als ob er selbfi dem Reiz der für unbedeukliche
oder wenig erfahrene GemüLer immerhin anziehenden Frau erlegen wäre.
Davor fchüHLe ihn die innige Zuneigung zu seiner sehr jugendlich aussehendeu
GatLin und wahrfcheinlich auch eine hemmende, durch sein Herzleiden hervor-
gerufene Bedrückung. Seine übrigens durchaus unverfänglicheu KennLnisse
siammten — er sagte es mir, ohne daran etwas Auffälliges zu fiuden —
erfiaunlicherweise von KurL. Wie der Knabe mit der angeblichen Filmdar-
fiellerin bekanni geworden war, erfuhr ich nicht. Ich wechselte mit ihm fchon
seit Tagen nnr den kurzen Gruß vor und nach den MahlzeiLen und häLLe
ihn wohl auch bei engerem Verkehr nicht danach gefragt. Daß Frau van der
Bloom von ihrem erfien AufLreten im GafigarLen an seine Gedanken befchäf-
LigLe, konnte ich mühelos bemerken. Er begann mit MarLa, die ihm offenbar
widerspruchslos Gefolgfchaft leifiete, früher als sonfi an den MiLtagLifch zu
kommen und lauerte, so wie das mädchenhafte Kind in den Tagen vor ihrer
Freundfchaft auf ihn gelauert haLLe, jeHL selbfi auf das Erfcheinen Frau van
der Blooms in der GarLentür. Während der Mahlzeit beanLwortete er die
Anreden seiner Gespielin nur einsilbig oder auch gar nicht. Seine Augen
suchten immer wieder fcheu uach Frau van der Bloom, und einmal beobachtete
ich, daß sie mit erfchreckt-verfiörtem Ausdruck, aber doch unwiderfiehlich feft-
gehalten, an den fchlanken, seidenfchimmernden Beinen der Dame haften
blieben, die sie so übereinanderfchlug, daß der kurze Rock sich fafi über den
halben Qberfchenkel zurückfchob und einen Streifen nackten Fleifches zeigte.
2luch außerhalb des GafigarLens versuchte er sich, so oft es anging, ohne zu-
dringlich zu wirkeu, in ihrer Nckhe zu bewegen, und oines Tages, etwa eine
Siunde vor Tifch, sah ich ihn aus einiger Entfernung an ihrer SeiLe eine
Wiese überqueren. Er sprach sehr eifrig mit ihr und machte dabei weit aus-
holende, hinweisende Rrmbewegnngen gegen das Gebirge. Ich hatte sofort das
untrügliche Gefühl, daß er ein wenig prahlerifch und übertreibend von unserer
Bergbefieigung erzählLe. Zu Mittag betraten sie beide gemeinsam den Gafi-
garten, und Frau van der Bloom verweilte im Vorbeigehen einen Augenblick
an dem Bufchmannfchen FamilienLifch, um ein paar fcherzhaft freundliche
WorLe über die RitterlichkeiL des Knaben zu sagen. Sie sei ihm sehr zu
Dank verpflichtet für die Nennung und Befchreibung einzelner Berge, die er
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GesellschafL mache eben den sehr fchwierigen Übergang zmn Tonfilm durch.
NichL alle diese Vorgänge verfolgLe ich selbfL, da ich Frau van der Bloom
auswich und daher von ihr kaum beachLeL wurde. Meine GewährsleuLe waren
die Kellnerin und das Zimmermädchen. Dem zweifelhafLen Nimbns des selt-
samen Gafies völlig verfallen, sogen sie alles, was auf ihn irgendwie Bezug
nahm, gierig in sich ein und Lrugen es mir zu, ohne daß ich sie darum befragt
oder ihren Mitteilungen Beachtung gefchenkt häLLe. Sie dachten gar nicht
daran, ein anderer könne für Frau van der Bloom weniger ZnLeresse emp-
finden als sie selbfi. Das war nun bei dem betörenden Zauber, deu das Kino
auf solche Mädchen unfehlbar ausübt, nicht weiter verwunderlich; viel merk-
würdiger dagegen erfchien es mir, daß ich auch von Herrn Bufchmann manche
fesselnden Einzelheiten über Frau van der Bloom zu höreu bekam. Allerdings
erfi, nachdem ihre AnwesenheiL in unserem fiillen ZufluchtsorL fchon einige
Tage gedauert hatte. Nicht als ob er selbfi dem Reiz der für unbedeukliche
oder wenig erfahrene GemüLer immerhin anziehenden Frau erlegen wäre.
Davor fchüHLe ihn die innige Zuneigung zu seiner sehr jugendlich aussehendeu
GatLin und wahrfcheinlich auch eine hemmende, durch sein Herzleiden hervor-
gerufene Bedrückung. Seine übrigens durchaus unverfänglicheu KennLnisse
siammten — er sagte es mir, ohne daran etwas Auffälliges zu fiuden —
erfiaunlicherweise von KurL. Wie der Knabe mit der angeblichen Filmdar-
fiellerin bekanni geworden war, erfuhr ich nicht. Ich wechselte mit ihm fchon
seit Tagen nnr den kurzen Gruß vor und nach den MahlzeiLen und häLLe
ihn wohl auch bei engerem Verkehr nicht danach gefragt. Daß Frau van der
Bloom von ihrem erfien AufLreten im GafigarLen an seine Gedanken befchäf-
LigLe, konnte ich mühelos bemerken. Er begann mit MarLa, die ihm offenbar
widerspruchslos Gefolgfchaft leifiete, früher als sonfi an den MiLtagLifch zu
kommen und lauerte, so wie das mädchenhafte Kind in den Tagen vor ihrer
Freundfchaft auf ihn gelauert haLLe, jeHL selbfi auf das Erfcheinen Frau van
der Blooms in der GarLentür. Während der Mahlzeit beanLwortete er die
Anreden seiner Gespielin nur einsilbig oder auch gar nicht. Seine Augen
suchten immer wieder fcheu uach Frau van der Bloom, und einmal beobachtete
ich, daß sie mit erfchreckt-verfiörtem Ausdruck, aber doch unwiderfiehlich feft-
gehalten, an den fchlanken, seidenfchimmernden Beinen der Dame haften
blieben, die sie so übereinanderfchlug, daß der kurze Rock sich fafi über den
halben Qberfchenkel zurückfchob und einen Streifen nackten Fleifches zeigte.
2luch außerhalb des GafigarLens versuchte er sich, so oft es anging, ohne zu-
dringlich zu wirkeu, in ihrer Nckhe zu bewegen, und oines Tages, etwa eine
Siunde vor Tifch, sah ich ihn aus einiger Entfernung an ihrer SeiLe eine
Wiese überqueren. Er sprach sehr eifrig mit ihr und machte dabei weit aus-
holende, hinweisende Rrmbewegnngen gegen das Gebirge. Ich hatte sofort das
untrügliche Gefühl, daß er ein wenig prahlerifch und übertreibend von unserer
Bergbefieigung erzählLe. Zu Mittag betraten sie beide gemeinsam den Gafi-
garten, und Frau van der Bloom verweilte im Vorbeigehen einen Augenblick
an dem Bufchmannfchen FamilienLifch, um ein paar fcherzhaft freundliche
WorLe über die RitterlichkeiL des Knaben zu sagen. Sie sei ihm sehr zu
Dank verpflichtet für die Nennung und Befchreibung einzelner Berge, die er
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