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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 1-13 (2. Januar - 30. Januar)
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19

möchte, scheint immer allgemeiner werden zu wollen. Man sieht
von Tag zu Tag besser ein, daß es den Ultramontanen nicht
darum zu thun ist, „das Heft in die Hand zu bekommen", son-
dern vielmehr ein Parteiregiment zu zertrümmern, welches das
Heft allein halten möchte. Wir gelüsten nicht darnach, für Alle
das Tranchirmesser zu führen. Nur wollen wir den uns ge-
bührenden Antheil selbst herunterschneiden dürfen und uns nicht
ferner mit der „Hungerkost" begnügen, welche ein übermüthiges i
Fortschrittsphilisterunn für uns übrig hat. Daher Hoffei: wir,
daß unser ausdauerndes und redliches Streben nach religiöser
und bürgerUcher Lebensentsaltung ans dem Boden der Selbst-
ständigkeit und Gleichberechtigung, und unsere Ausdauer im
Kampfe uns noch manchen Freund gewinnen wird, trotzdem die
liberal-servile Presse das Ihrige thut, um unsere Lache durch
Lüge und Entstellung zu verdächtigen. Es ist freilich eine grau-
same Enttäuschung, da, wo man eine Fortschrittsstation gründen
wollte, einen „Kath. Bürgerverein" auswachsen zu sehen, und
wir finden die „sittliche Entrüstung" hierüber ganz begreiflich,
ja wir würden es sogar begreiflich finden, wenn die so bitter
enttäuschte Kraichgausippschast die Polizeigewalt anriefe, um den
„böser: Geist", der hier spuckt, zu bannen; aber wir haben den
„Geist der Zeit" für uns, der mit unabweisbaren: Ernste das j
Vereinsrecht fordert, und daher trösten mim uns und unsere
freiheitsnehrnerischen Freunde mit dem: „Es singe wohl aber
es seht niche."
Vom Neckar, 9. Jan. Von einem Landmann in D. ist
uns Folgendes eiugesendet worden:
„Rabenvater Ronge, der du bist von Schneidemühl und
herrschest in Bierkneipen und Schnapsläden, vermaledeit sei dein
rartoffelfauler Name! Zn uns komme nie deine schlechte Wirth-
schaft und nirgends geschehe dein gottloser Wille. Unfern heilt- !
gen Glauben laß uns unbesudelt und verschone uns mit deinen
Schulden, wie wir auch beten wolle:: für deine armen Gläubi-
ger. Du führst Niemand mehr in Versuchung, drum erlöse uns
von den: Uebel deiner schmutzigen Gegenwart. Denn dein ist
nicht mehr das Reich der blödsinnigen Geldsäcke, noch die Kraft
der Krebssuppen, noch die Herrlichkeit der Rehbraten mit Kar-
toffelsalat und Champagner. Marsch mit dir aus dem Lande!
Amen!
Deutschland.
Wien, 6. Jan. (Zur schleswig-holsteinischen Frage.) Die
Meldung, daß die Westmächte sich anschicken, die Wiederaufnahme
der Londoner Conferenzen anzuregen, wird auf starken Zweifel,
vielleicht auf starke Dementi'S, selbst Dementi's von berufener
Leite stoßen. Ich bitte Sie, deßhalb jener Meldung nicht weniger
Werth beizulegeu. Daß die Wiederaufnahme der Conferenzen
in Berlin höchst unbequem, in Wien vielleicht nicht ganz bequem,
daß sie möchlicherweise, wie augenblicklich die Sachen liegen, nicht
einmal in: Interesse der Herzogthnmer und Deutschlands ist,
ändert au den: Interesse der Westmächte nichts, in der defini-
tiven Erledigung dieser endlos sich hinschleppenden Frage endlich

eine der eiternden Wunden an dem Leibe Europa's Zu schließen,
und man darf nicht übersehen, daß Schleswig fort und fort
die Handhabe für die internationale Behandlung der Angelegen-
heit bietet. Preußen seinerseits sieht sich augenscheinlich schon für
alle Fälle vor. Nicht blos durch die neueste Theorie, welche die
nicht-baltischen Mächte erst in zweiter Reihe zu Lösung der Frage
berufen erklärt und also in erster Reihe diese Lösung in die
Hände Preußens und Rußlands legt, sondern auch durch die be-
reits erkennbaren, wenn auch noch sehr leichtgewebten Anfänge
einer Thätigkeit, welche Zunächst nur die weitaus gefährlichste
Person des Erbprinzen Friedrich von Augustenburg perhorres-
cirt uud ihn: — cliviäs st impsra — in seinen: eigenen Bruder,
dem Prinzen Christian, dem Verlobten der englischen Prinzessin,
einen Mitbewerber gegenüberstellt. (Frkf. Postz.)
A u s l s n d.
Paris, 5. Jan, Ueber die friedlichen Aussichten in Eu-
ropa uud die mexikanische Angelegenheit bemerkt das Journal
des Debats unter Anderem Folgendes: „Die Friedenshoffnungen,
welche in der Antwort des Kaisers auf die Ansprache des Nun-
tius ausgedrückt sind, haben auf das Publikum den besten Ein-
fluß ausgeübt. Die Gemüther sind in der That überall für den
Frieden, und die Versicherung, daß er nicht gestört werden wird,
ist eine der ersten Bedingungen des allgemeinen Wohlergehens.
Man darf nur einen Blick auf die gegenwärtige Lage Europas
werfen, um zu sehen, daß alle Ursachen der Störung, welche so
lange Besorgnisse erregt haben, wenigstens für den Augenblick
verschwunden sind. Ohne Zweffel sind alle Fragen nicht in
endgiltiger Weise erledigt, und mehr als eine ist nur vertagt,
aber es wird eine gewisse Zeit verstreichen, ehe sie von neuem
zum Vorschein kommen.
Madrid. Madrid ist ruhig. General Prin: erreichte die
Manche und scheint nach Andalusien zu marschiren. General
Zabala verfolgt ihn. Eine endete Coloune unter General Concha
sucht ihm deu Weg zu verlegen. Die Insurgenten von Avila
marschirten nach der portugiesischen Grenze. Im spanischen
Senat erklärte LNDonnell: Die Umstünde seien schwierig, die
Verschwörung sei umfangreich, in: Allgemeinen aber herrsche
Ruhe; blos in Aranjuez, Oeana und Avila seien Unruhen aus-
gebrochen; er hoffe, daß in zwei Tagen die Ordnung wiederher-
gestellt sein werde.

Kranken- mr- Lterl-ekalft
der Marianischen Bürgersodalitat dahier.
Die in 5 der Statuten vorgesehene jährliche Versamm-
lung findet Sonntag den 14. d. Abends 5 Uhr im Pariser Hof
(Eingang links) statt und lade ich sämmtliche Mitglieder freund-
lichst zum Erscheinen ein.
Der Präses: I. Lindau.

Amtliche und Anvat-Anzeigen.

Bekauntlnachungen.
Das großh. Bezirksamt Bruchsal macht bekannt:
Den Brand in Königsbach betr.
An sämmtliche Gemeinderüthe des Bezirks.
Das Großh. Ministerium des Innern hat durch
Erlaß vorn 21. v. M, eine Hauscollekte für die
Brandverunglückten in Königsbach in den Kreisen
Karlsruhe, Baden rind Offenburg genehmigt und
der Großh. Landeskommisfär in Karlsruhe hat mit
Erlaß vom 3. d. Mts. das diesseitige Bezirksamt
beauftragt, diese Collecte anzuordnen uud das Er-
gebnis; dem Gr. Bezirksamt Durlach abzuliefern.
Die Pfarrämter erhalten überdies schriftliche Nach-
richt von hier aus.
Das großh. Bezirksamt Bretten macht bekannt:
Das Großh. Ministerium des Innern hat mittelst
Entschließung vom 21. v. Mts. Nr. 17,858 eine
Haus-Collecte für die Brandverunglückten in Kö-
nigsbach in unserem Amtsbezirk angeordnet, iveß-
halb die Gemeinderüthe veranlaßt werden, diese
Collecte von Haus zu Haus in ihren Gemeinden
vorzunehmen und das Ergebnis; hierher einzusenden.
Ferner: Kaufmann Gustav Baumeister dahier
wurde heute als Unteragent für dack Auswan-
derungsgeschäft von Conr. Herold in Mannheim
für den Amtsbezirk Bretten amtlich bestätigt, was
hiermit bekannt gemacht wird.

Das großh. Amtsgericht Philippsburg veröf- §
fentlicht: Mit Erlaß des Großh. Justizministeriums i
vom 27. Dez. v. I. Nr. 11,928 wurde die Ge- !
i meinde Wiesenthal vom 1. Januar 1866 an wieder
an den dem Herrn Notar Volz dahier übertragenen
! Notariatsdistrikt Philippsburg II. zurückgegeben,
! was gemäß Z. 2 der Not.-Ordg. zur öffentlichen
Kenntniß gebracht wird.
/ -' !

Das großh. Amtsgericht Bruchsal veröffentlicht'
^Folgendes: Gegen Metzgermeifter Adam Zöller von
Mingolsheim haben wir Gant erkannt, und es
! wird nunmehr znm Richtigstellungs- und Vorzugs-
verfahren Tagfahrt anberaumt auf
Freitag den ä6. Januar 1866,
früh 9 Uhr.
! . -- . '
Das großh. Amtsgericht Bruchsal erläßt sol- '
geffde Aufforderungen :
Andreas Freidinger von Heidelsheim ist im
Jahre 1851 mit Zurücklaffung eines Bevollmäch- ,
tigten nach Amerika gereist, ist seitdem an dem z
Ort seines früheren Wohnsitzes nicht mehr erschienen !
und ist auch reine Nachricht von ihm eingegangen. >
Auf den Antrag seiner Geschwister wird derselbe
hiermit aufgefordert
innerhalb Jahresfrist
Nachricht von seinem dermaligen Aufenthalte hier-
s her zu geben, widrigenfalls er für verschollen er-
! klärt würde.

Die Brüder Anton und Andreas Sauer, beide
Tagarbeiter von Bruchsal, haben sich schon seit
längerer Zeit, der Erstere im Jahre 1846, der
Zweite iin Jahre 1852 ohne Zurücklaffung von
Bevollmächtigten zur Besorgung ihrer Angelegen-
heiten von ihrem Wohnsitze hier entfernt, sind seit-
dem daselbst nicht mehr erschienen und ist auch
keine Nachricht von ihnen eingegangen. Auf An-
trag ihrer Geschwister werden dieselben hiermit
aufgefordert
innerhalb Jahresfrist
Nachricht von ihrem dermaligen Aufenthalte hier-
her zu geben, widrigenfalls sie beide für verschollen
erklärt werden.

Das großh. bad. Amtsgericht Neckarbischofsheim
veröffentlicht: In Sachen mehrerer Gläubiger gegen
die Gantmaffe des Jsak Krummbein von Wollen-
berg Forderung und Vorzug betreffend. Alle die-
jenigen Gläubiger, welche heute ihre Forderungen
nicht angemeldet haben, werden hiermit von der
vorhandenen Masse ausgeschlossen.

Das großh. Amtsgericht Eppingen macht bekannt:
Die Gant gegen die Verias-
fenschaftsmasse der Regina
Sauer von Mühlbach betr.
Alle diejenigen Gläubiger, welche ihre Forder-
ungen vor oder in der heutigen Tagfahrt nicht
angemeldet haben, werden hiermit von der vor-
 
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