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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 26-39 (1.März - 31. März)
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102

wieder erstehende Macht des Heidenthums, das gegen den Felsen
anbranst, woraus die Kirche des barmherzigen Gottes, der die
Welt erlöst hat, erbaut ist, und welchen Angriff auf die Kirche
Christi die Marodeurs und gedungenen Lanzknechte mit lügen,
ehrabschneiden, verleumden und brandmarken zu unterstützen
suchen. Fahre fort, wackeres Kirchenblatt, diese edlen Kämpen
„vollkommenen Seelenadels" an den Ohren zu packen und zu
schütteln, bis sie ihr Gist ausgeschwitzt Habern
Auch die Stolz'schen Schriften mit ihrer „drolligen
Schreibart" sind uns durch und durch bekannt: auch haben wir
schon eine Kuhmagd sagen hören „es ist ein drolliges Gelese".
Immerhin, Europa spricht anders von ihnen. Der tiefernste
Inhalt derselben und sene Genrüthssülle, die oft an die er-
habenste christliche Mystit gränzt und in jeder Menschenseele
einen lauten verwandten Widerhall findet, haben diese Schriften
in ihrer volksthümlichen, naturwüchsigen Form zum Hausfchatz
in Palast und Hütte gemacht. Freilich ist wahr, daß man in
manchen derselben auf Unftatch stößt. Natürlich, Henn wenn
Herkules den Augiasstall mistet, so muß er sich eben wie Han-
sel und Liesel mit Anstatt) beschäftigen und nicht mit Perlen.
Das läßt sich leider nicht anders machen.

Baden.
Heidelberg, 26. Febr. Das hiesige „Journal" hat
sich gedrungen gesehen, in seiner Einladung zur Jahresfeier des
Gustav-Adolph-Vereins die Protestanten zu zahlreichem Besuch
einzuladen, weil der Protestantismus „durch die ultramontanen
Agitationen" gefährdet sei. Kann es in der Thal etwas Blöd-
sinnigeres geben? Wir bitten die Herren, uns gefälligst nach-
zuweisen, wo in unserem Lande auf katholischer Seite der
Protestantismus nur im Mindesten bedroht worden ist? Wir
Katholiken verlangen weiter nichts als was uns nach Recht
und Billigkeit zukommt; in die Angelegenheiten anderer Confes-
sionen mischen wir uns nicht ein. Dagegen wird auf prote-
stantischer Seite, und zwar von den Anhängern Schenkels, außer-
ordentlich viel gegen die kathol. Kirche und die Katholiken ge-
sündigt, ja unsere Kirche wäre dadurch schwer geschädigt, wenn
nicht so viele Tausende jetzt in der Gefahr ihr zur Seite stün-
den. Eben jene Herren, die jetzt über Bedrohung des Prote-
stantismus klagen, haben das Friedenswerk, das zwischen nnserm
Fürsten und Papst Pius abgeschlossen war und all die großen
Kämpfe und Zuckungen unseren: Lande erspart hätte, durch ihre
„Agitationen" über den Haufen geworfen. Ei, sagt uns
doch, Ihr Herren, hat auch nur ein einziger Katholik die Takt-
losigkeit gehabt, sich in den Agendestreit innerhalb der
protestantischen Kirche einzumischen? Ferner, sind es nicht aus-
schließlich Protestanten, die als Vedakteurc und Correspondenten
in den sog. liberalen Müttern Tag für Tag über den Katholi-
cismus herfallen? Suchen sie nicht die Katholiken zum Abfall
von ihrer Kirche zu verlocken, indem sie die Prinz-Max-Vorträge
Ronges nnd Eons, ihnen als leuchtendes Exempel vorhalten,
indem sie ferner die lächerlichen Bestrebungen eines abgestan-
denen Priesters auf jede Weise fördern helfen und besser über
das Wesen des Katholieismus unterrichtet sein wollen, als die
Kirche selbst, deren Einrichtungen von ihnen als verwerflich
nnd als ketzerisch bezeichnet werden? Ja, was soll man gar da-
zu sagen, wenn im Protestantenverein selbst die Herren Blunt-
schli und Zitrel die Aufforderung ergehen lassen, ihnen
Material über das, Thun und Lassen der zu ihrer Kirche stehen-
den Katholiken behändigen zu wollen? Die Sache steht einfach
so: wehren sich die Katholiken gegen die Angriffe, die ihre Kirche
zu erleiden hat, snchen sie das, mass sie für ihr Recht halten
müssen, sich und dem Katholieismus zu wahren, so mischen sich
sofort jene rationalistischen Protestailten ein, die dabei gar nichts
mitzureden haben, weil Niemand ihnen zu nahe tritt; dagegen
nehmen die Protestanteil der bezeichneten Richtung niemals An-
stand, Dinge, die sie selbst betreffen und katholischer Anschauung
zuwider sind, auch den Katholiken mit der größten Rücksichts-
losigkeit cmfdxäilgen zu wollen. Ihr allein wollt herrschen,
Ihr Herren, und die Katholiken sollen Eure Sclaven sein!
* Heidelberg, 25. Febr. Wir erhalten von Seiten des
Hochwürd. Herrn Bischofs von Mainz auf unsre dfnsrage in
Betreff der Ronge'schen Pamphlete folgende freundliche Beant-
wortung. ' , T
Hochgeehrter Herr!
Nach den Erkundigungen, die ich in Folge Ihres geehrten
Schreibens vom 20. o. über den betreffendell Vorfall eingezogen
habe, ist an demselben nur das wahr, daß Barbara Werum
aus Mombach mit Hermann Knöffel, Lnkirer aus Frankfurt, ver-
lobt war, und daß sie dann von dieser Verbindung mit ganz
freier Entschließung wieder zurückgetreten ist; alles Andere ist

entweder entstellt oder ganz unwahr. Einen Kaplan Dahl gibt
es hier nicht; ob damit Kaplan Thaler an der Kirche zu St.
Quintin gemeint sein soll, weiß ich nicht. Jedenfalls ist "er an
der Sache vollkommen unbetheiligt. Davon, daß das Mädchen
in einen Orden treten sollte, ist durchaus keine Rede. Die
Franziskanerinnen haben hier ein Haus, wo weibliche Dienst-
boten sich aufhalten, während sie dienstlos oder nach einer Er-
krankung reconvalescent sind. Das betreffende Mädchen war
früher in diesem Hause und kam jetzt, nachdem sie entschlossen
war, das Verhältniß wieder aufzuheben, abermals zu diesem
Hause, um dort zeitweise Aufnahme zu finden. Wenn die Fran-
ziskanerinnen ihr abgerathen haben, die Verbindung einzugehen,
so geschah es in diesem Falle nicht der gemischten Ehe wegen,
sondern weil sie offenbar gar nicht im Stande ist, einem Haus-
stande als Frau vorzustehen. Uebrigens ist die Verbindung mit
vollkonunener »Zufriedenstellung des Hermann Knöffel ausgelöst
worden und er hat in einer Bescheinigung vom 30. Dez. 1865,
die uns vorliegt, ausdrücklich erklärt: „Der Unterzeichnete Her-
mann Knöffel, Lakirer, in Frankfurt wohnhaft, bekennt hiermit,
von seiner ehemaligell Braut, Barbara Werum aus Mombach,
dell Betrag von zweihundert achtzig und neun Gulden empfangen
zu haben, womit er sich für alle Ansprüche an dieselbe befriedigt
erklärt." Es liegt also hier lediglich der Fall vor, daß ein
Ehegelöbniß zunächst auf den Wunsch der Braut, und dann mit
voller Zustimmung des Bräutigams wieder aufgehoben worden
ist. Herr Rouge hätte gewiß viel zu schreiben, wenn er über
alle ähnliche Fälle in Frankfurt Bericht erstatten wollte. Alles
Andere ist nur Erzeugniß seiner eigenen kranken Phantasie.
Ich lese Ihren Pfälzer Boten mit größtem Interesse. Gott
segne Sie tausendfach für Ihre unerschrockenen Kämpfe für die
Wahrheit. Voll Hochachtung bin ich
Ihr ergebener
st Wilhelm Emmanuel.
X Vom Neckar. In dem Pfarrarchive einer prote-
stantischen Kirche Westfalens hat man kürzlich das Manu-
skript eines Ablaßbriefes vom Jahre 1320 gesunden, welcher
ganz dieselben Verpflichtungen zur Erlangung des Ablasses,
wie sie jetzt gelten nnd auch die noch jetzt geltende Ablaßlehre
enthält:
Denjenigen, welchetturch wahre Reue und aufrichtige Beichte
sich von den Sünden befreit haben, wird durch andächtige Ver-
richtung gewisser darin angegebener guter Werke die Nachlassung
der zeitlichen Sündenstrafen ertheilt. Als Zweck gibt der Ver-
fasser dieses Ablaßbriefes, Elgerus von Lund, Primas von
Schweden an: Hebung der Andacht des Bußeisers des Gläubigen
und „Mn Gott und seinen heil. Tempeln die schuldige Ehre Zu
erweisen."
ffst Äns der Pfalz. Herr Itt. Beer, fortschrittlicher Jude,
hat in Berlin eine Rede gehalten und ist bei der Vergleichung
der Frauen des Mittelnliers mtt den jetzigen, sowie der Sitt-
lichkeit des Mittelalters mit der jetzigen auf folgendes, freilich
! seinen Zuhörern nnd allen Nuchliberalen unangenehmes Resultat
gekommen, daß er den Zuständen des Mittelalters vor den
jetzigen in gedachter Beziehung den Vorzug einränmt. Unter
Andern: sagt er von der Stadt des Fortschrittes und der In-
telligenz: die Frauen Berlins feien fleißige Besucherinnen der
Kneipet!, Sittenlosigkeit fei herrschend, unter 30 Frauenzimmern
fei durchweg eine Kindsmörderin, das zeige die Menge^ der auf-
gefundenen Kindsleichen. Traurig steht es mit den Ehen, dem
Sinn für Häuslichkeit u. f. w."
Ob von solchen Zuständen wohl die vor ein Paar Jahren
in der Kammer beantragte Zwangscivilehe, die aber durchfiel,
hätte erretten können? Sicher ist, daß schon durch die facnlta-
tive Eivilehe die Sittlichkeit Schaden gelitten hat. Zum Be-
weise Folgendes: In Berlin dürfen liederliche Dirnen nicht chr
Schandgewerbe betreiben. Nun wissen sie einen Ausweg. Vor-
der Polizei lasseu sie sich mit einem Lumpen, den sie für die-
sen Zweck wo nöthig bezahlen, auch-ehelich trauen und diese
Auchehe ist ihnen dann der Schild, hinter welchem sie ihr Ge-
werbe unverfolgt von Polizei und Gesetzen treiben können
Würden diese nicht auch gerne sehen, wenn sie durch Einführung
der Zwangscivilehe mit andern ehrlichen Menschen noch ans.
gleiche Stufe gestellt würden? Gewiß so gern, wie mancher „ge-.
bildete" Herr unseres Ländchens, der zu der freien Eivilehe aus
irgend einen: ehrbares: Grunde seine Zuflucht nehmen mußte.
x Heddesheim, 21. Febr. Am 19. Sept. 1852 richtete
der hl. Vater, Papst PinS IX. von Castelgandolfo aus em
Schreiben an den König von Sardinien, worin es wörtlich heißt.
Die Eivilehe betr.
„Es ist ein Glaubenssatz, daß die Ehe durch Jesum Christum
unfern Herrn zu der Würde eines Sakraments erhoben ist, und
es ist ein Lehrsatz der tatst. Kirche, daß das Sakiaiuenl nicbt
 
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