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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 26-39 (1.März - 31. März)
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103

eine dem Contrakt beigefügte Qualität ist, sondern zum Wesen
der Ebe selbst gehört, so daß die eheliche Verbindung unter
Christen nur beim Ehesakrament legitim und ohne dieses nur
ein Concubinat ist. Ein bürgerliches Gesetz, welches nicht auf
diesen Grundsätzen beruht, sondern eine von der Religion ver-
dammte Verbindung als legitim vor der bürgerlichen Gewalt,
vor den: Staate bestehen läßt, widerspricht der Lehre der Kirche,
raubt ihre unveräußerlichen Rechte, und stellt im Leben das
Concubinat und das Ehesakrament auf eine Linie. Möge
der Kaiser behalten, was des Kaisers ist, aber auch der Kirche
lassen, was der Kirche ist; es gibt kein anderes Mittel der Ver-
söhnung. Die bürgerliche Gewalt möge die bürgerlichen Wirk-
ungen der Ehe bestimmen, aber die Kirche die Gültigkeit der
Ehe selbst unter Christen regeln lassen. Möge das bürgerliche
Gesetz die Gültigkeit oder Ungültigkeit der Ehe, wie die Kirche
es bestimmt, zum Ausgangspunkte nehmen, und von dieser That-
sache, die sie nicht setzen kann, da sie außer ihrem Bereiche liegt,
ausgehend, die bürgerlichen Wirkungen derselben regeln.
Das beobachten freilich manche Staaten in ihren Ehegesetzen
nicht; der hl. Stuhl hat darin von jeher gegen solche in die
Rechte der Kirche eingreifende Gesetze Einsprache erhoben, sobald
sie ihm bekannt geworden sind; die Urkunden, worin die darauf
bezüglichen Remonstrationen enthalten sind, befinden sich noch in
Unfern Archiven. Das hat den apostolischen Stuhl aber nie
gehindert und wird ihn nie hindern, die Katholiken der Staaten
und Rationen zu lieben, die genöthigt sind, sich den Bestim-
mungen solcher Gesetze zu unterwerfen. Müßten Wir aufhören,
die Katholiken des Reiches, Ew. Majestät zu lieben, wenn sie
sich in der harten Nothwendigkeit befänden, sich der kirchlichen
Wahrheit widersprechenden Ehegesetzen zu unterwerfen? Gewiß
nicht. Noch mehr! Dürften die Gefühle der Liebe gegen Ew.
Majestät in Uns verlöschen, wenn Sie, was Gott verhüten
wolle, sich verleiten ließen, diesem Gesetze Ihre königliche Sanction
zu ertheilen? Unsere Liebe würde sich im Gegentheil verdoppeln
und mit noch größerer Inbrunst würden Wir Gott mit heißen
Gebeten anflehen, seine allmächtige Hand nicht von dem Haupte
Ew. Majestät wegzüziehen.Man klagt einen Theil der
piemontesischeu Geistlichkeit an, sie führe Krieg gegen die Ne-
gierung Ew. Majestät und reize die Unterthanen Zur Empörung
gegen Ew. Majestät und Ihre Gesetze auf. Wir bedauern, keine
Kenntniß davon zu haben. Wenn man übrigens unter den zum
Aufruhr reizenden Worten die Schriften versteht, die die piemon-
tesische Geistlichkeit gegen den Ehegefetzentwurf hat erscheinen
lassen, so sagen Wir, abgesehen von der Weise, wie sich Einige
dabei benommen haben mögen, daß darin die Geistlichkeit ihre
Pflicht gethan hat. Wir schreiben Ew. Majestät, daß das Gesetz
nicht katholisch ist; ist das Gesetz aber nicht katholisch, so ist
die Geistlichkeit verpflichtet, die Gläubigen darüber zu belehren,
müßte sie sich dabei auch den größten Gefahren aussetzeu. Maje-
stät! Im Namen Jesu Christi, dessen Siellvertrete? Wir trotz
unserer Uuwürdigkeit sind, sprechen Wir zu Ihnen und bitten
Sie in seinem hl. Namen, einem Gesetze Ihre Sanction nicht
zu ertheileu, welches die Quelle von tausend Unordnungen sein
wird .... und welches den Verfall der Sittlichkeit und der Re-
ligion in einem Staate bezeugt." Soweit der hl. Vater.
Karlsruhe, 26. Febr. Der heutige Sonntag-Nachmittag
vereinigte im Kponenwirthshause Zu Bulach eine große Anzahl
katholischer Männer aus dem Orte selbst zur Begründung eines
Männervereines. Es waren dazu auch Freunde aus dem
benachbarten Beiertheim und von Karlsruhe erschienen.
Man verlebte einige trauliche Stunden in angenehmer Gesellig-
keit und ein erhebender. Meinungsaustausch würzte die Unter-
haltung. Mit großer Freude vernahm die Gesellschaft die Nach-
richt, daß unser geliebter Landesfürst binnen wenigen Tagen
in Höchstseine Residenz zurückkehren werde; die Versammlung
stimmte begeistert in das dreimalige Hoch ein, das ein Karls-
ruher Bürger auf das Wohl Sr. K. H. des Großhevzogs
auszubringen beantragt hatte. Zum Schlüsse erhielten auch die
Gefühle für das geistliche Oberhaupt in einem dreifachen Hoch auf
den Hrn. Erzbischof ihren ehrerbietigen Ausdruck. (Bad.Beob.)
" Karlsruhe, 27. Febr. Se. Königl. Hoh. der Großherzog
wird in den nächsten Tagen hier eintresfen. Es sind allerlei
Gerüchte über Vetuinderuugen im Ministerium verbreitet.
Deutschland. _
Mainz 22. Febr. Wie wir vernehmen, ist in den letzten
Lagen an die Direction des Casino's im 'Frankfurter Hofe
eine freundliche Einladung des „katholischen geselligen Vereines
Ressource in Wien" eingetroffeu, worin der Wunsch ausge-
sprochen ist, die Freunde aus. Mainz bei der Eröffnungsfeier
des dortigen neuen Vereinslocales am nächsten 1. März begrü-
ßen zu können. Wie in so vielen Städten Deutschlands hatte
auch in Wien der Verein in der kurzen Zeit eines Jabres so

sehr an Mitgliedern zugenommen, daß derselbe ein neues, sehr
großes und schön gelegenes Local erwerben konnte. (M. Abdbl.)
Dresden, 26. Febr. Dem Dresdener Journal geht aus
London die telegraphische Mittheilung zu, daß der Graf von
Flandern die Wahl zum Fürsten von Rumänien abgelehnt habe.
Wien, 26. Febr. Die Pforte protestirt gegen die Bucha-
rester Vorgänge und beantragt eine Conferenz, deren Zustande-
kommen auch gesichert erscheint.
Pefth, 20, Febr. Ein auf die Politik Bismarck's bezüg-
licher Leitartikel des Pesti Naplo enthält unter Anderem folgende
Bemerkung: „Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung möge es
noch so sehr in Abrede stellen, so ist. dennoch wahr, daß seit
einigen Tagen vertraute Agenten der preußischen Regierung in
Pesth-Ofen ein- und ausgehen, und obwohl es eine handgreif-
liche Lüge ist, daß diese täppischerweise bestrebt gewesen wären,
wen immer zum Wiederstande anzureizen, so ist doch authentisch
bekannt, daß das preußische Cabinet von der ungarischen Stim-
mung und der wahrscheinlichen Entwicklung der ungarischen Sache
auf das genaueste unterrichtet ist." Hierzu bemerkt Pesti Hiernök:
Diese Entdeckung sei mit der traditionellen Politik der Preußen
vollkommen im Einklang, und es halte Bestechungsversuche
durchaus nicht für unmöglich. Eben so habe Preußen es auch
im Jahre 1790 gemacht, und. sei es ihm gelungen, eine solche
Oppositionsbewegung hervorzurufen, daß die Krone genöthigt
gewesen sei, mit den Türken Frieden zu schließen und Belgrad
und die Donaufürstenthümer ohne Schwertstreich zurück zu geben.
Die Preußen haben sich damals ins Fäustchen gelacht und die
ungarische Opposition beschämt eingesehen, daß sie sich der preu-
ßischen Jntrigue Zum Schaden des ungarischen Vaterlandes als
schnödes Werkzeug hingegebeu habe. — Diese Mittheilungen und
Bemerkungen des Naplo und Hirnök erhalten dadurch ein be-
sonderes Relief, daß die G.-Corrsp. dieselben reprod^lcirt. (F.Pstz.)
A n s l ti u d.
Paris, 26. Febr. Der Moniteur meldet, daß den neue-
sten Berichten aus Bucharest zufolge Fürst Kufa sich anschicke,
das Land zu verlassen.
* England. Die königl. Commission hat mit Ausnahme
von 9 Stimmen das Beibehalten der Todesstrafe ausgesprochen.
Elf andere englische und irische Richter haben schriftliche Gut-
achten eingesandt, ebenfalls für Beibehaltung, ausgenommen
H. Shnee , der sich mit seiner Meinung nicht auf die eigene
richterliche Erfahrung, sondern auf die Gründe des deutschen
Prof. Mittermaier stützt (!) Der Bericht sagt, daß die Todes-
strafe eine höchst abschreckende Wirkung habe und daß sie in
allen Fällen des Mordes nicht ab geschafft werden sollte.
Bekanntlich gibt es sog. bereiste, d. h. durchoxte Gelahrte, die
behaupten, daß diese Strafe nur noch im Gefolge der Clerisei
und des Conservatismus zu finden sei. Sie stützen sich dabei
vielfach auf Briefe, die sie aus den kalten, warmen und ge-
mäßigten Zonen erhalten, worin es immer heißeu soll: „uck
vaortsra ts Todesstrafe!" —
Diesen Marktschreiern ist der Kamin wieder einmal ge-
hörig gefegt worden; denn bekanntlich hat England die größten
Juristen, was übrigens von diesen Kathedermännern alle Tage
zugegeben wird, und sie haben das Urtheil gefällt, ohne von
irgend einer politischen oder religiösen Richtung geleitet worden
zu sein; weifen deshalb auch solche Briefe in die Mappe der
Lüge oder Unwissenheit. Wie lange noch. Catilina . .
Konstantinopel, 26. Febr. Die Pforte hat ihre Gesand-
ten bei den Großmächten angewiesen, gegen etwaige Beschlüsse
derselben, welche den Rechten der Pforte auf die Donaufürsten-
thümer widersprächen, zu protestiren.

Notadsns!
Montag den 5. März nicht zu vergessen.

Katholisches Casmo.
5. a m st a q den 3. Mürz, Astentw -8 Ahr tenarversam m ln n
/ Tagesordnung: 8tatutenreviston und vorstandsmaht.
i Der Vorstand.
 
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