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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 103-115 (1. September - 29. September)
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461

* Heidelberg, 20. Sept. In dem Wahlbezirke Lörrach
ist Herr Staatsrath Lamey bekanntlich mit großer Mehrheit ge-
wählt worden. Wir hören jedoch, daß derselbe nicht gesonnen
sei, eine Wahl in die II. Kammer anzunehmen. Sollte sich
dies bestätigen, so wäre es sehr wünschenswerth, wenn Frhr.
v. Edels heim dort als Candidat aufgestellt würde und wenn
auch die bei der letzten Wahl dissentirenden Stimmen ihm zu-
fielen. Die Bedeutung von Edelsheims Eintritt in die Kam-
mer dürfte wohl nicht zu unterschätzen sein.
* Heidelberg, 20. Sept. Heute früh nach 5 Uhr wurden
wir durch Feuerlärm erschreckt Es brannte in dem Güterschoppen
des Gasthauses zum Neckarthale. Zahlreiche Vorräthe waren dort
aufgehäust, die ein Raub der Flammen wurden. Der rasch her-
beigeeilten Feuerwehr und ihrer angestrengtesten Thätigkeit gelang
es indessen rasch, dem Feuer ein Ende zu machen.
Freiburg, 18. Sept. Wie uns mitgetheilt wird, befand
sich heute der berühmte Convertit Ratisbonne hier. Derselbe
machte Besuch bei dem hochw. Herrn Erzbischof und las im
Münster eine heil. Messe.
Walldürn, 17. Sept. Mit der Cholera scheint es nun
den Höhepunkt erreicht zu haben. Es sind seit gestern nur ein-
zelne Sterbfälle vorgekommen — etwa drei — während an den
vorhergegangenen Taget! durchschnittlich 8 — 9 Personen der
Krankheit erlegen sind. Schwere Krankheitsfälle haben nachge-
lassen. Seit einigen Tagen werden die unbemittelten Patienten
mit Lebensmitteln aus den Unterstützungen versehen. Große Ver-
dienste erwerben sich die im Armenkinderhaus befindlichen Franzis-
kanerschwestern, welche die Kranken verpflegen und abwarten. (Tbr.)
Deutschland.
Darmstadt, 17. Sept. Heute früh verließ die seit unge-
fähr 14 Tagen hier in Garnison gelegene oldenburgische Artil-
lerie unsere Stadt, und wird bis Mittwoch die noch hier lie-
gende preußische Garnison nebst Stab gleichfalls von hier weg-
gehen. Bis Ende der Woche erwartet man den Einmarsch der
Landestruppen, deren größerer Theil jedoch alsbald beurlaubt
werden wird. — Die Zahlung der ganzen Kriegskosten-Entschä-
digung ist vorgestern in Berlin erfolgt.
Frankfurt, 18. Sept. Herr General-Major v. Beyer ist
zum Commandanten von Frankfurt ernannt worden.
Frankfurt, 18. Sept. Der Einverleibungsakt wird
noch diese Woche erwartet.
Frankfurt, 18. Sept. Das „Franks. Journ." schreibt:
Nachdem gestern den ganzen Tag über die Landwehrmänner des
32. Infanterie-Regiments wegen der Excesse am verflossenen
Sonntag in der Dominikaner- und Deutsch-Hauskaserne wegen
der eiugeleiteten Untersuchung internirt waren, wurden sie gestern
Nachmittag 5 Uhr unter starker militärischer Eseorte auf den
Main-Weser-Bahnhof gebracht und von da mittelst eines Extra-
zuges über die Verbindungsbahn nach Mainz. Mehrere Rä-
delsführer befinden sich verhaftet in demselben Zug.
Mainz, 16. Sept. Die Demobilmachung der preußischen
Armee hat uns endlich heute Morgen von der Einquartierungs-
last gänzlich befreit. Seit drei Tagen ist von allen hier stehen-
den Corps die Landwehr entlassen morden.
Mainz, 18. Sept. Im Laufe des gestrigen Tages sind
wieder mehrere Cholerafälle, darunter einige mit tödtlichem Ver-
laufe hier vorgekommen. In Finthen waren bis zum verflos-
senen Samstag 30 Personen an der Seuche gestorben. (M. A.)
Mainz, 18. Sept. Wir haben gestern Abend hier ein
trauriges Schauspiel erlebt. Es hatten nämlich die von hier
entlassenen Mannschaften des k. preußischen 32. Infanterie-Re-
giments sich schon vor ihrem Abgänge dagegen aufgelehnt, daß
man ihnen zumuthe, die Reise in die Heimath zu Fuß zurück-
zulegen. Unterwegs kam es zu offenem Aufruhr und in Frank-
furt haben sie, wie man sich hier erzählt, den sie führenden
Hauptmann erschlagen. Hierauf wurden dieselben, 1500 Mann
stark, per Eisenbahn hierher zurückdirigirt, von einer starken
Eseorte, die sie auf allen Seiten einschloß, am Bahnhof in Em-
pfang genommen und einstweilen im Wesenauer Lager internirt.
Die Untersuchung des bedauerlichen Falles wird zur Bestrafung
der Unglücklichen führen. „Der Mohr hat feine Schuldigkeit
gethan — der Mohr kann — gehen!" (N. Bad. Lds.-Ztg.)
Mainz, 18. Sept. Sie werden aus dem „Franks. Journ."
bereits ersehen haben, daß 1500 Landwehrmänner des 32.
preuß. Infanterie-Regiments gewaltsam einen Eisenbahnzug occu-
piren wollten, um in ihre Heimath (Thüringen) gebracht zu
werden. Schon vor ihrem Abmarsch aus Mainz haben sie die
Forderung gestellt, man solle sie nicht zu Fuß marschiren las-
sen, und es kam dabei zu solchen Exeessen, daß sich alle Macht
militärischer Disciplin als nutzlos erwies. Sie marschirten
zwar vorgestern Morgen hier ab, wiederholten aber in Frank-
furt den Versuch, sich die Beförderung per Eisenbahn zu er-

zwingen, und als sie der vom dortigen Gouvernement ihnen
entgegengesetzten Gewalt weichen mußten, suchten etwa 700
Mann das Weite, während die Uebrigen Nachts in einer Ka-
serne untergebracht, und am andern Tage auf einen angeblich
nach ihrer Heimath abgehenden Eisenbahnzug gebracht wurden.
Dieser Zug führte sie aber nach dem hiesigen Bahnhofe, von
wo sie unter zahlreicher Bedeckung in die hiesige Citadelle ge-
bracht wurden, um einer strengen kriegsgerichtlichen Untersu-
chung anheim zu fallen. Ihr Loos wird jedenfalls ein höchst
trauriges sein. (N. B. L.)
Würzburg, 17. Sep;. So eben zieht das 9. Jnfanterie-
und das 2. Artillerieregiment unter Anführung des Divisions-
generals v. Hartmann wieder in ihre Garnison hier ein. Sie
wurden mit Triumphbogen, Blumenregcn und Hochruf empfan-
gen, welche Genugthuung den braven Truppen wohl zu gönnen
ist, die, wenn sie auch nicht Sieger geblieben, es nirgends an
Bravour fehlen ließen. Namentlich waren die Geschütze der
Batterien Königer und Lottersberg, die den Preußen so großen
Schaden zugefügt, mit Kränzen geschmückt. Pferden und Mann-
schaften sah man noch sehr die Strapazen des Kriegs an.
(A. A. Z.)
Berlin, 16. Sept. Der Kriegsminister v. Roon hat sich
zu seiner Erholung am Freitag Abend für einige Tage nach
der sächsischen Schweiz begeben. — Dem Vernehmen nach soll
noch im Lauf dieses Jahres mit der trigonometrischen Vermes-
sung der neu erworbenen Länder begonnen werden. Die Ver-
messungsarbeiten werden durch Generalstabs-Offtziere ausgeführt.
Wegen der jetzt eintretenden Verstärkung des stehenden Heeres
ist auch eine Erweiterung des großen Generalstabs nothwendig.
Um die dazu erforderlichen Kräfte zu gewinnen, wird vom
I. Okt. an die Kriegsakademie als Hauptvorbildungsanstalt für
den Generalstab eine größere Zahl von qualificirten Offizieren
aufnehmen, als seither. — Allen Anzeichen nach hält die Staats-
regierung an dem Entschluß fest, nicht vor Entscheidung der
Anleihefrage eine Vertagung des Landtags eintreten zu lassen.
Die zu dieser Entscheidung bestimmte Sitzung des Abgeordneten-
hauses wird wahrscheinlich erst am 25. Sept, stattfinden.
Berlin, 18. Sept. Ein in Posen erscheinendes polnisches
Blatt spricht sich mit großer Leidenschaftlichkeit gegen die Ein-
verleibung der Provinz Posen u. Westpreußen in den norddeutschen
Bundesstaat aus und meint, daß die polnische Bevölkerung fest
bei ihren historischen und politischen Rechten stehe und mora-
lisch ihre bedrohte Existenz vertheidige, während die Gegenpartei,
aus ihre Macht sich stützend, dem polnischen Element die Existenz
und deren Rechte versage.
Berlin, 18. Sept. Die Verhandlungen mit Sachsen
haben, wie versichert wird, eine etwas bessere Wendung ge-
nommen. Hrn. v. Trautmannsdorf werden noch immer
die meisten Aussichten für -die österreichische Gesandtschaft in
Berlin zugewiesen. Der Zustand des Grafen Bismarck hatte
sich gestern Abend noch nicht wesentlich gebessert.
Berlin, 18. Sept. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Das
Jnvalidengesetz wird nach kurzer Discussion nach dem Anträge
der Commission angenommen. Bei der folgenden Berathung
über Aufhebung der Wuchergesetze empfiehlt der Handelsminister
nachträglich Genehmigung der königlichen Verordnung vom 12.
Mai d. I. und Ablehnung des Entwurfes des Herrenhauses.
In Betreff der von der Commission vorgeschlagenen Resolution
erklärt der Handelsminister, daß die darin ausgesprochenen
Wünsche sich von selbst erfüllen werden. Nach längerer Dis-
eussion wurde der Entwurf des Herrenhauses einstimmig abge-
lehnt und die königliche Verordnung mit großer Majorität ge-
nehmigt; ebenso die Resolution der Commission.
Berlin, 18. Sept., Abends. Die „Kreuzzeitung" sagt,
die Publikation des Gesetzes über die Einverleibungen und der
betreffenden Proklamationen werde nächste Woche stattfinden.
Die Verzögerung sei vermuthlich durch das Unwohlsein des
Grafen v. Bismarck veranlaßt.
Kiel, Montag, 17. Sept. Das Ostseegeschwader wurde
heute aufgelöst, die Schiffe größtentheils nbgerüstet und die
! Marine-Reservisten entlassen.
Wien, 16. Sept. Oesterreich wird in Berlin zunächst
durch einen bloßen Geschäftsträger, den Legationsrath Haimerle
von der ehemaligen Bundestags-Gesandtschaft, vertreten werden.
Der Gesandte ist noch nicht ernannt. (Karlsr. Ztg.)
Wien, 16. Sept. In den nächsten Tagen bereist ein kai-
serlicher Commissär das von den Kriegsleiden heimgesuchte nord-
westliche Ungarn, da zumeist die Krongüter Göding und Ho-
litsch gelitten haben. Den Privaten wurde Auslicht auf volle
Entschädigung eröffnet. — Mit dem heutigen -rage haben die
Preußen Mähren verlassen und dürfte mit Ende der nächsten
Woche der gesummte Staat geräumt sein. Gleichzeitig werden
 
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