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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0009

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(Frei-Exewpkkir. >

Grscheint Dlcnstag,
Donnerstag und
Srrm stag nebst der
belletristischen Bcigabe
„Son ntagS blatt".
Klle Postanstalten und
Bsten nehmen Bcstel-
lungen an.

für die Bezirke

PreiS: jährlich 3 fl>,
vierteljährlich 45 kr.
Anzeigen werden di«
dreispaltige Zeils oder
deren Naum mit nm'
2 kr. berechnet.

Die Boten erhaltr«
2 kr. monatlich.

Samstag, 4. Ianuar.

^ W o ch e » s ch a u.

Die letzten Tage des Jahres pflegen gewöhnlich arm an
Neuigkeiten zn sein. Um so größer sind die Erwartnngen,
welche an die erste Zeit des nenen Jahres sich knnpfen. Und
in der That ist cin solcher Zeitabschnitt in der Regel in dieser
Beziehnng nicht ohne Ausbeute. Biele persönliche Auszeich-
nungen und Ernennungen sind in dieser Zeit nblichcrwcise an
der Tagesordnnng nnd auch das herannahende Jahr wird
hier wohl keine Ausnahme machen. Verlautet fa doch schon,
daß in Prenßen allein drei weitere Feldmarschälle zu dem vor-
handcnen einzigen (Wrangcl) in der Pcrson der Generäl'e
HerwarLH v. Bittenfeld, Steinmetz und Vogel v.
Falkenstcin ernannt werden sollen. Auch die bcvorstehenden
Gratulationen, besonders diejenige des lkaifers Napoleon, welche
zwar nur einmal vor 9 Jahren eine ominöse, weltgeschichtliche
Bedeutung erhalten haüen, aber deßhalb doch noch fort
und fort ihr Ansehen bei dem großen Publikum erhalten, rnfcn
die allgemeine Spannung hervor. Was in dieser Hinstcht das
ueue Jahr bringen wird, werden die nüchsten Tage zeigen,
bis dahin müsfen wir uns gednlden und wird bei dieser Ge-
lkgenheit jedenfalls unsere Gednld weit mehr auf die Probe
gestellt, als diejenige nnserer verehrten Leser, welche wahrschein-
lich die bezüglichen Telegramme zugleich mit dieser Wochenschau
erfahren können.

Das nene Iahr bringt uns indcssen ein recht schätzbares
^lngebinde bereits von Vornherein: wir meinen die Bestim-
mungen der neuen Postreform, welche neben wesentlichen
Verbesserungen und Erleichterungen den einheitlichcn dcutschen
Pestverkehr immer mehr zur Thatsache macht.

Das österrcichische Ministerium, welches uns neulich der
leider täglich unzuverlässiger werdende Tclcgraph bereits six
und' fertig gebracht, ist noch immer nicht gebildct. Die auser-
wählten H>wren, msbesondere Herbst und Berger scheinen
noch keine rechte Fiduz zn haben. Das Ministerium ist über-
haupt so eine eigenthümliche Sache. Es hat seine Licht-, aber
auch seine Schattenseiten. Das hohe Ansehen, die vielen De-
korationen, die großen Besoldungen gehören zn den ersteren;
der Umstand, daß man es nicht Jedem recht machen kann, zu
ben letzteren. Daher kommt es denn auch, daß, während um
andcre Stcllen eine massenhaste Bewerbung gang und gäbe ist,
rin wirkliches Reißen nm die Ministerposten, wie es so natür-
lich wäre. selbst in Dentschland crnffallenderweise nicht wahrge-
nommen wird. Selbst wir würden, trotz unserer bescheidenen
Stellung, uns besinnen, österreichrscher Cultusminifter oder gar
Finanzminffter zu werden.

Uebrigens verlautet in jüngster Zeit wieder, daß auch
Graf Thun etwas Aussicht dazn habe, österreichischer Premicr
zu werden. Gras Thim ist aber ein Feudaler, wie mcm in
Lesterreich sagt, was fo ziemlich mit unseren Begriffen von
einem ächten Reaktimiären zusammenfällt. Es zeigt die Un-
fertigkeit der Zustände Oesterreichs und wirft einen sehr dun-
Uln Schatten aus die behaupiete österreichische neuürarische, beu-
stische Glorie, daß überhaupt die Möglichkeit eines solcheu Mi-
Tistexiums km Ernste dargethan werden kann. —

Die österreichischen Kammern haben der Judencmanzipatiou
die Weihe gegeben. Selbst die vier Bischöfe, welche Sitz und
Stimme im dortigcn Herrenhause haben, stimmten nicht da-- .
geg en.

Der Reliqnienschatz, die Silberkammer und das Münzka-
binet des Erkönigs Georg von H.mnooer sind zn Weihnachten
mittelst Extrazngs in Wien eingetrofsen, und aller Wahrschein»
lichkeit nach von dem depossedirten Herrn mit Vergnügen in
Besitz genommen worden. Ein weitercr Extrazug mit der
Leiche des Kaisers Maximilian von Mexiko; welche bereits voN
Cadix aus signalisirt ist, wird in Bäide erwartet.

So sehr man sich in Bay e rn bekanntlich in musikalischex
Beziehung bestrebt, über die Mnsik der Gegenwart hinans zu
gchen, so wenig ist man, wie die „Süddeutsche Presse," das
dortige Regicrungsorgan erklärt, Willens über das Zollparla-
ment weiter hinaus zu gchen. Herr v. Barnbüler soll mit
dieser Erklärung noch mehr als einverstanden sein. —

Herr v. Varnbülcr und seine schwübischcn Collegen sind
endlich zur Erkenntniß gckommen, daß die württembergische
Verfaffung denn doch rwch einiger Verbesserimg fähig sei urck
haben eine Revision derselben in nächste Aussicht gestellt, dereu
Grundlagen Liberalität nicht abzusprechen ist.

Staatsminister Mathy, Legationsrath v. Türckheim
und Ministerialrath Kilian wrrden Baden im Bundesrath
des Zollvereins vcrtreten.

Die jetzt zusammengestellten Ergebnisse der Volkszühlnng
weisen eine bedentende Zunahme der badischen Städte Mann«
heim, Freiburg nnd Heivelberg nach. Namentlich die erstere
Stadt hat 4900 Köpse mehr als vor 3 Jahren anfzuweisen.
Von Karlsruhe weiß man bis jetzt noch nichts Nähcres; Pforz-
heim, welches sich srüher so kolossal iu der Bevölkernng hob,
ist sich diesmal aus leicht einzusehenden Gründen gleich ge>
blieben. Bei Bretten ist eine nicht unbedcutende Abnahme
konstatirt. —

Obcrhessifche Vauern in der Gegend von Schlitz-
haben es herausgebracht, daß die Telegraphendrüthe ein Wer?
des Tenfels seien nnd nichts anderes. Jn diescr Erkenntniß
haben sie es natürlich nicht über ihr Geivisten bringen können,
die Telegraphenstangen über den Hausen zn werfeu. Die
Prcußcn kommen jedoch eben von Fulda, um sie zn beruhigerr
und aufznklärcn.

Das Fürstenchnm Greiz mit Lobenftein nimmt sich eiR
Beispiel an der Sclbstverlängnimg Waldecks. Wie man auK
bcster Quelle vernimmt, soll die Verwaltung des Landes arr
Preußen kommen. Vivnt 86czu.6ns.l

Die Regierungsräthe des Kantons Zürich müssen übel
oder wohl m der nächsten Zeit sich beqnemen, wenigstens eine
Zeitlang wirkliche Revisoren zu werden- Das Volk verlangk
nümlich die Verfassnngsrevision und da bereits 25,009 Stim-
men darnach erschallen, so muß verfastnngsmäßig die Sacht
in Angriff genommen und kann nicht mehr todtgeschwiegen
^ werdew.
 
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