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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 21
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0089

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Erschcint Dienstag,
Donnerstcig und
Sninstag nebst der
bellctristischcn Beigabe
„Sonntags blatt".
Allc Postanstalten und
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für die Bezirke

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No. 2!.

Dicnstag^ 18. Mrmu'.

Ansruf!

Zu der heute stattfindenden Wahl eiues Abgeordneteu znm Zollparlament wurde Herr Kaufmann
Heirnich ChristiaN Disferr^ aus Alannheim in Vorschlag gebracht.

Da die Hauptaufgabe des Zollparlaments ist, Handels- und Volkswirthschaftliche Angelegenheiten zu
erledigen, so ist es wnnschenswerth auch Mäuuer von Fach dabei vertreteu zu sehen.

Obiger Kandidat ist aber uicht nur eiu wohl erfahrener tüchtiger Handelsmann^ er ist auch mit deil
politischen Verhältuisseu wohl vertraut und seine Gesinnungeu sind denen eines jeden fre idenkelldeu
Deutschen gleich.

Wir ladeu daher nlle Wahlberechtigten ein, recht zahlreich bei der Wahl zu erscheineu^ und ihre
Stimmen diesem Vorschlaa aemäü abzuaeben.

Viele Wähler.

W o ch e n s ch a n.

II.

Neuerdings verluutet, daß Graf Euleuburg als Minister
des Junern zurücktreten und an seine Stelle der Präsident
der Kammer, Hr. v. Forckenbeck vorrücken werde. Da Eulen-
burg nicht zu oen Vorgeschrittensten gezählt wird, würe einem
solchen Wechsel allerdings eine größere politische Bedeutung
beizumessen.

Für die Nothstündischen in Ostpreußen ist unter Anderrn
aus der Champagne eine Sendung von 500 Flaschen Cham-
pagner eingekommen. Freilich ein sonderbares Geschenk sür
Arme, wenn es nicht durch Verkauf in Brod umgewandelt wer-
den könnte.

Die hannöverische Emigration, welche jetzt im Elsaß sich
in ziemlich großer Zahl (über 700) angesammelt, nimmt die
Aufmerksamkeit der preußischen Negierung gar sehr in Anspruch.
Es wird dabei Oesterreich der Vorwurf gemacht, daß dasselbe
die^Sache dadnrch begünstigt habe^, daß es den Betheiligten
Püsse ausgestellt. Auch die fortwührende militürische Organi-
sation derselben wurde ubel vermerkt und dagegen das Ein-
schreiten des asylgebenden Frankreichs veranlaßt. Man kann
es übrigens der preußischen Negierung nicht übel nehmen, daß
sie den Welfischen Umtrieben nieht allzu ruhig zusieht, denn
die eben vorbereitete Feier der silbernen Hochzeit des Exkönigs
Georg, zu welcher eine Extrafahct auf der Eisenbahn von
Hannover nach Wien in Aussicht genommen sein soll, liefert
den Beweis, daß man dort mit der neuen Ordnung der Dinge
noch nicht überall ausgesöhnt ist. Geschenke der mannichfal-
tigsten Art, unter welchen ein großer Tafelanfsatz im Werthe
von 10,000 Thalern und ein silberner Baum vou Seiten der
selbstständigen Dienstmünner genannt wird, sollen zu dem Ende
bereits bestellt sein, wie auch ein Juwelier in der Georgenstraße
in Hannover ein solches sogar in seinem Schaufenster auszu-
stellen, den Muth gehabt haben soll.

Jn Nassau bestehen die Communalschulen, gegen welche
man sich gewisserseits so arg wehrt, bereits längere Zeit, ohne
daß man dieser Thatsache bis jetzt den Umstand, daß der nas-
sauische Staat in die Vrüche gegangen, nnseres Wissens zuge-
schrieben hat. Kürzlich wurde bei der jetzigen preußischen Re-

gierung eine Petition eingebracht, dieselben in Konfessionsschulen
zu verwandeln; allein diese hat ihr Gesuch abschlüglich beschieden.

Ein eigenthümliches Licht aus die politischen Zustände in
noch einigen Lündcrn des dcutschen Landes, die sogar dem
Norddeutschen Bunde angehören, wirft eine weitere Petition
welche der mecklenburgischen Regierung um eine landständische
Verfassung eingereicht worden ist. Jn den Reichsapfel mußte
die Mecklenburger Regierung zwar beißen, ob sie aber Lust
haben wird, deßhalb auch sich einen eigenen Borstorfer Ver-
fassungsapsel gesallen zu lasseu, darüber sind leider die Ge-
lehrten nichts weniger als einig.

Der Pfülzer Vote, welcher neulich so frenndlich war,
unseres Blattes, des kleinsten der kleinen Lokalblätter und seines
Wochenberichtes Erwühnung zu thun, wird die Aufmerksamkeit,
welche wir ihm mitunter widmen, aus diesem Grunde begreif-
lich finden. Wir theilen daher unseren Lesern gegendienstlich
mit, daß derselbe den von ihm so genannten Anchkatholiken
gar zu gerne den katholischen Namen nehmen möchte. Sind
wir gleich damit weniger einverstanden, da unserer Ansicht zu
Folge die freisinnigen KatholikM ebenso gut aus diisen Namen
Anspruch zu machen haben, als die Ultramontanen (ja sogar wie
wir glüuben, mit viel größerem Rechte), so stimmen wir mit
unserem großen, vierschrötigen, schwarzen Pfälzer Collegen doch
darin überein, daß dic Sache allerdings ihre bedeutende Schwie-
rigkeiten habe.

Jn Oesterreich ist eine neue Gantordnung dem Reichs-
tage vorgelegt worden und soll fortan auch keine Schuldhaft
mehr dort stattsinden.

Hinsichtlich der Unterhandlungen, welche zwischen Oester-
reich nnd Rom wegen des Conkordats in der Schwebe sind,
erführt man, daß der Papst die Grundlagen der Verhandlung
als antikatholisch bezeichne und die Abberufung des Nuntius
aus Wien, sowie die Verabschiedung Crivelli's angrdroht habe,
wenn diese Grundlagen nicht zurückgezogen, beziehungsweise
mit anderen, der püpstlichen Anschauungweise genehmeren, ver-
tauscht würden. Das österreichische Ministerium soll jedoch
nach Rom bereits telegraphirt haben, daß vatikanisches Bange-
machen in Wien nicht mehr gilt.

Selbst in Frankreich füngt man nachgerade an, vor der
 
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