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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 49
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0203

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-tätsbibl i

/

Erscheint Dierrstag,
Donnerstag und
Samstag nebst der
belletristischen Beigabe
onntagsblatt
Älle Postanstalten und
Boten nehmcn Bcstel-
lungen an.

für die Bezirke

Preis: jährlich 3 fl.,
vierteljährlich 45 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zcile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.

Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

KIo. 49

Samllng^ 25. April.

ric

W o ch e n s

sSchluß.)

cr u»

Die hessischen M i l itür kon fl i k t e haben ihr Ende
gesunden. Das Kriegsininisterium ist in Darmstadt aufgehi^
ben wordcn und hat einer Verwaltungsbehörde Platz gemacht.
Die eonservativen Darnistädter sollen den entsehlichen Gedanken,
daß ihr Land keinen Kriegsminister haben soll, kaum ertragen
lönnen, und Herr v. Dalwigk soll einer Depulatisn, die ihn
deßhalb besuchte, gesagt haben, auch ihm thuc es leid, sehr leid,
aber er könne es leider Gottes nicht ündern.

Der ö sterre i ch i sch e C o n st itu t i on a li s m us kann,
wie es scheint, die freie Luft doch nicht so recht uoch vertragen.
Es sollte diese Woehe die erste Versammlung unter sreiem Him-
mel abgehaltcn werden. Sie wnrde jedoch verboten.

Der Wiener Neichstag will von einer V erm ö g en s-
steuer uichts wissen. Scin Finanzausschuß beantragte deren
Ab lehnung.

Es gibt Leute, welche den Gesaudten aufpassen, wie
die Hechelmacher; ihnen nachspiiren, wo sie hingeheii, mit wem
sie sprechen, was sie essen und bessnders, was sie treiben.
Daraus ziehen sie dann ihre wichtigen Schlüsse und stellen
ihr politisches Barometer. Ein solcher Schlaumeier hat heraus-
gebracht, daß der preußische Gesandte in Wien, Hr. v. W er-
ther — eine am österreichischen Hofe nicht allzubcliebte Per-
sönlichkeit — dies Jahr noch keine Sommerwohnung gemiethet
habe, ein Umstand, der ketneswegs in dem Osterschnee seinen
Grund haben könne. sondern beweise, daß er abberufen sei.
Vur stehe die Abberufung noch nicht im Preußischen Staatsan-
zeiger: aber sie könne nicht lange mehr ausbleiben. Bis jetzt
hat man sie indessen dort vergeblich gesucht.

Jn Telegyhazad (Ungarn) sind U n r u h e n wegen der
Vcrhastung des Nolksagitators Asztolos ausgebrochen, bei
denen es mehrere Verwnndete und einen Todten absetzte.

Der geseierte Gegner Kossuth's, Perczel machi sich
Viel mit den Honved's zu schaffen, auf die er große Stticke
halten mich, wie aus einer kürzlich von ihm gehaltenen Rede
hervorgeht, in welcher er sagte: „weiin mich das Vertranen
der HonvedV stützt, wird mich keine Macht der Erde besiegeu
können."

Jn Frankreich ist wirklich wahres politisches Aprilwetter.
Heute steht dcr Barometcr auf Krieg, morgen ans Frieden;
so daß man gar uieht aus der Sache klug werden kann. Kaum
ist der dünische Kriegsminister Nasloef sort und das nordschles-
wig'sche Schwefelhölzchen Vieder im Schächtelchen, so erhebt
Herr Girardin seiiie pathetische Stimme und ruft in die Welt
hinaus: „Wir wollen nur wieder, was ims gehört hat, von

—1814; so erheischt es die Billigkeit (!). Nichts mehr
(wirklich?), aber anch nichts iveniger. Daneben wird von
k-iner angeblichen Kriegslust gefaselt, welche sich Rußlands be-
müchtigt habe nnd von Preußen geschürt werde. Ans dem
Umstande,- daß dieses Jahr gleichzeitig fiinf Lager in Frank-
reich stattfiiiden, nümlich zn Chalons, zn Larmemazan, zu SU
VUiur, zu Sathory und zu Pas de Lanciers (bei Marscille)

will man auch uicht die friedlichste Stimmung eutuehmen, und
wenn auch noch dem Sommer zu trauen sei, so könnte doch
der Winter seine Naupcn haben, besonders da Marschall Niel
für einen W i n t e r s e l d z u g sörmlich begeistert sei. Auch
findet man, wenn man die französischeii Zeitungen durchblüttert,
hier uud da iuteressaute Bemerkungeii, welche beweisen, daß die
preußische Macht deu Frauzoseu uoch immer etwas schwer im
Mageu liegt. So scheint es dieselben recht sehr zu fnchsen,
daß Mainz von den Preußen besetzt ist. „Denn," sagen sie,
„vnrch Mainz ist Preußcn politisch und kommerziell Herr von
Deutschland gewordcn."

Wenn man freilich dagegen die Rcde hört, welche Baroche
bei der Gruiidsteinlegung der Kirche in Rambouillet ge-
halteu, so zersüllt all dieses Stürmen in deu Journalen iu
Nichts und ckeuchtet die Sonue des Friedeus iu hellstem Glauze.
Es gibt keinen sriedtiebeudereu Mami als Napoleou und weun
er rüstet, so geschieht dies nur, nm den Krieg unmöglich zu
machen. 8i vis zouesin, xura psllrwa.

Einen nenen großartigen Friedensbeitrag verspricht eine
neue Z c r st ö r n n g s m a s ch i n e, welche unter dem Namen:
„Mitiailleufe" probirt wurde. Mit derselben wurden 30 aus-
rangirte Pferde aus 200 Metres Eiitsernuiig, uicht uur ge-
tödtet, souderu sogar in Charpie verwandelt! Wer wird da
nvch mit den Frauzvseu anbiudeu wollen?

Kaiser Napoleon soll neuerdings wieder in den Pabst
gedrungen sein, doch in Etwas in Jtalien n a ch z u g e b e n;
aber Letzterer beharrt nuf seiuem idlon xossrwiuL mit einer
imerschütterlichen Festigkeit, die noch einer besseren Sache wür-
dig wäre, uud läßt sich selbst von seinem geliebteu Sohne, dem
allerchristlichsten Kaiser uicht impouiren, von dem er zudem
glaubt, daß er ihn wegen der nüchsten bevorstehenden Wahlen
nur allzu nöthig habe, als daß er sich bemüssigt finden könnte,
ihm seinerseits Zugeständnisse zu machen.

Der kaiserliche Prinz ist nach seiner Konfirmation
riehtig nach der Seeküste abgereist und hat bereits Cher-
bonrg und Brcst besucht, an welchen beiden Orten er glünzende
Anfnahme sand und mit Festlichkeiten aller Art, Jllnminatioiieii
u. s. w. gefeiert wnrde. Gewiß würde sich der Prinz den
Magen schon verdorben haben, wenn sein erhabener Vater
nicht seiner Unigebung auf das strengste eingeschürft hätte, ihm
das viele Torten- und Zuckerwerkesseii ernstlichst zu verbieten.

Auch der Kaiser selbst svll eine große S om m e rr eise
vorhaben und wird dieser Umstand natürlich gleichsalls hochst
friedlich gedentct. Diesmal soll's in den Orient gehen
und Napoleon kann daher die orientalische Frage selbst nüher
in's Auge fassen. Erst will er den kranken Mann in Kon-
stantinopel, dami den jungen Hellenenkönig in Athen mid
schließlich den reichen Js ma il Pafcha in Eqypten besnchen,
nnd sich nebenbei das Schlachtseld bei Pharsalns anschaiien,
„mn den Lesern seines Jnlius Cäsar was Schöues sür die
Wiiiterabende zu bicten.

Riccioti Garibaldi soll in Paris gewesen sein
uud Waffeu augekauft habeu. Die Polizei hat zwar
auf ihn gefahndet, alleiii nicht erwischt. Ueberhaupt traut
man der Familie Garibaldi eben gar nicht unv erzählt, daß
 
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