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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0041

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.SonntagS blatt*.
Alle Postanstalten und
Dotcn nehmcn Bestel«
lungen an.

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsbmg.

l^o. lv.

Donncrttng, 23. Ianuar.

l86L

8 Das ba-ische Verfassungsjubiläuiir.

Am 22. August d. I. ist ein halbes Jahrhundert vcr-
flossen, seit die Verfassungsurkunde unseres Landes dein frnhe-
ren Zustande eines zwar milden, aber immerhin absolutistischen
bystems ein Ende machte und das Großherzogthum Baden in
die Reihe der constitutionellen Staaten einfuhrte.

Diese Verfassung, welche, wie allcs Menschliche auch ihre
Mängel hat, Mängek, deren Verbesserung und Aenderung eben
angebahnt wird — hat sich während der langen Zeit ihreS
Bcstandes im Großen und Ganzen trefflich bewährt, sie hat
den politischen Sinn in dem kleinen Lande gekräftigt und dem-
selben dadurch eine seine Größe weit übertreffende Bedeu-
tung, politische Bcdeutung verschafft.

In den 50 Jahren, welche hinter uns liegen, haben die
politischen Verhältnisse Enropas im Allgemeinen und Deutsch-
lands insbesondere den mannichfachsten Wechsel erfahren. Es
ist nicht blos in äußerer, fondern auch in innerer Beziehung
eine förmliche Umgestaltung in Scene gegangen und das Meiste
in politischer Veziehung geradezu auf den Kopf gestellt worden.

Wenn wir uns auch blos auf die deutschen Verhältniffe
hter beschränken wollen, so müssen wir vor Allem uns verge-
genwärtigen, daß selbst die Form, welche bis vor Knrzem
Deutschland zusammenhielt, eine andere gewordcn ist. Der
deutsche Vund, dieses Schooskind der Reaktion,- welcher d"em
Fürstenrechte AlleS, dem Volksrechte Nichts verbürgte, hatte
fich längst in seiner wahren Gestalt enthüllt und alle deutschen
Patrioten erkannten in ihm den Hemmschuh aller politischen
Entwicklung. DaS einzige Gegengewicht gegen deffen frei-
heitefeindliche Tendenz lag noch in den wenigen Verfassnngs-
urkunden deutscher Einzelstaaten. Bis zum Jahre 1848 drehte
fich die innere deutsche Gcschichte blos um den Kampf zwischen
Bundestag und Verfassungen. Er war hart dieser Kampf
und mit vielem Ungemach und persönlicher Gefahr verknüpft,
ja oft schien es, als sei nicht aufznkommen mehr gegen die
widerstrebende Gewalt mit dem Rechte. Die hannover'sche
Derfassungsfrage bewies, sowie spüter die kurhessische, wohin
schließlich der Kampf gegen alle Verfaffung führen müffe, wenn
her Waizen des Bundestags in gleicher Üepvigkeit fortblühe.

Den kleinen, besonders unsern süddeutschen Verfassungen
urid vorzüglich auch der badischen, um welche sich eine An-
zahl deutscher Männer geschaart, auf die noch in spätester
Zeit das große Vaterland stolz sein wird, ist eS zuznschreiben,
daß die Grnndsätze, welche in Karlsbad und in der Eschenhei-
mer Gaffe die herrschenden gewesen, wenigstens den passiven
PZiderstand fanden, der nöthig war, die Augen des VolkeS
»ffen und deffen Gefühl für Recht, Frciheit und Einheit auf-
rrcht zu erhalten.

Das Iahr 1848 brachte eine Aenderung in die Sache:
per Bundestag mußte nothgedrungen, weil moralisch gezwungen,
kine Gewalt eine Zeitlang mit dem ersten deutschen Parla-
«ente theilen. Wer die Verhältniffe gehörig würdigte, konnte
sich nicht wundern, daß, sobald die Umstände sich anderS ge-
sialtkn würden, dle unnatürliche Verbindung auSemanderfallen,

und zum Nachtheile des VolkS sich wenden würden. Und so
geschah's. Nach kurzem Jnterim wurde die alte Neaktion in
neuer, verbefferter Auflage wieder eingeführt.

Wenn gleich die 1843r. Revolution doch nicht ohne allr
Spnren vorübergegangen und manche nicht wegzuwischende
Aenderung zurückgelaffen, so war doch auch jetzt der Platz, wv
der Kampf wieder aufgenommeu werden koniite, auch wiede-r
ganz vorzugswcise in den Kammern. '

Unsere badische Verfassung, im. Jahre 1849 ernstlich be»
droht, hat glücklicherweise auch selbst' in ^ieser trüben Zeit die
Probe bestanden und sich unverletzt erhalten. Auch die großcn
Vorgänge des Jahres 1866 haben an ihrem Bestande nichtS
geändert.

Ersüllt es uns einerseits mit Bewundernng, in der badi»
schen Verfaffung mit einen der mächtigsten Hebel der fortschritt-
lichen deutschen Entwicklung zu erkennen, so könncn wir andrer-
seits nur unserer Freude Ausdruck geben, daß dieselbe allev
Gefahren Stand gehalten und selbst von der Ungunst der Zeite»
unberührt geblieben ist.

Die Badener aber insbesondere, welche ihrer Verfaffung
viele innere vortreffliche Gefetze und Einrrchtnngen zu dankeo
haben. Haben dieselbe liebgewonnen und halten an derselbev
um so mehr fest, als deren zeitgemäßer Entwicklung kein Hin-
derniß entgegensteht.

Die Einführung der Verfaffung wurde vor 25 Jahren
im ganzen Lande feierlich begangen nnd zwar ganz vorzugs--
weise vom Volke, welches diese Feier selbst in die Hand ge-
nommen hatte. Es ist wohl nicht zu zweifeln, daß auch nach
50 Jahren dje gleiche Gelegenheit ebenfo warm ergriffer?
werde.

B a d e n.

Karlsruhe, 20. Jan. Das heute erschienene Regie-
rungsblatt No. 3 enthält eine Bekanntmachung des Großh.
Ministeriums des Jnnern, die Wahlen zum Zollparlament
betreffend. Nachdem die Vornahme derselben sür das ganze
Land auf Dienstag, den 18. Februar d. I. anberanmt worden
ist, sind gemäß Z. 26 der Vollzugsverordnnng als Wahlkom-
miffüre ernannt worden: Für den 1. Wahlkreis der Großh.
Oberamtmann Lang in Konstanz, für den 2. Wahlkreis der
Großh. Oberamtmann Lang in Donaueschingen, für den 3.
Wahlkreis der Großh. Oberamtmann Stösser in Waldshut,
sür den 4. Wahlkreis der Großh. Oberamtmann Sachs m
Müllheim, für den 5. Wahlkreis dcr Großh. Oberamtmarm
Haas in Freiburg, für den 6. Wahlkreis der Großh. Stadt-
direktor Gueriklot in Lahr, für den 7. Wahlkreis der
Großh. Oberamtmann Rieder in Gengenbach, für den 8
Wahlkreis der Großh. Stadtdirektor Schaible in Rastatt,
für den 9. Wahlkreis der Großh. Oberamtmann Lumpp i«
Ettlingen, für den 10. Wahlkreis der Großh. Stadtdirektör
v. Neubronn tn Karlsruhe, für den 11. Wahlkreis der
Großh. Stadtdirektor v. Stengel in Mannheim, für dcn
12. Wahlkreis der Großh. Stadtdirektor Stösser in Heidel-
berg, für den 13. Wahlkreis der Großh. Oberamtmann Otts
i« SinSheim, für den 14. Wahlkrcis der Großh. Oberamt
 
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