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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0109

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SanMg, 29. Icbruar.

W o ch ens ch a u.

Die in die vorige Woche gefallenen Wahlen zum Zollpar-
lament in Baden haben die Erwartuugen, welche man zum
Voraus hegte, theilweise bitter getauscht, iudem von deil 14
Wahlen über die Hülfte ultramontan ausgefallen sind. Wenn
man übrigens bedenkt, daß die llerikale Partei auf dem Lande
sehr thütig gewesen und in dem allgemeinen Stimmrecht, das
zum ersten Male ausgeübt wurde, einen mächtigen Hebel für
ihre Agitationen in die Hand bekam, so wird man einen Shloß
daraus auf die öffentliche Meinuug nicht mit Sicherheit ziehen
können. Die Stüdte waren durchgehends der liberalen Abstim-
mung getreu nnd wenn man die Stimmen hätte wiegen, anstatt
zühlen dürfen, so wäre ein anderes Resultat ganz ficher her-
ausgekommen. Eine Lehre kann übrigens immerhin die liberale
Partei daraus abuehmen, nümlich die, nicht in dem Wahne,
es könne nicht anders kommen, die Hünde in den Schoß zu
legen, sondern dem rührigen Gegner mit gleicher Rührigkeit
zu begegneu.

Das Zollparlament wird nicht wohl vor Anfang April
zusammenkommen. Die württemöergischen Wahleu haben uoch
nicht stattgefunden, werden jedoch in Bülde vor sich gehen.
Ganz zuletzt erst werden die Hessen an die Reihe kommcn.
Hr. v. Dalwigk hat die Wahlen so lang als möglich hinaus-
geschoben und auf den Josephstag deren Termin anberaumt.

Die silberne Hochzeit des Welfenkönigs in Hietzing hat
in Preußen diese Woche am meisten von sich reden machen.
Besonders der Toast, den Exkönig Georg, im Kursaale des
Stadtparkes bei dem glünzenden Bankette, welches er seinen
Gästen zu Ehren gab und worin er das haldige Wiedersehen
im Welfenlande anssprach, hat in den höchsten Berliner Regio-
nen einen sehr üblen Eindruck gemacht. Es sollen deßhalb
auch bereits Beschwerden in Wien erhoben worden und insofern
auch nicht ohne Erfolg geblieben sein, als Kaiser Joseph der
fortwährenden Verlegenheiten, die ihm sein fürstlicher Gast be-
reitet, endlich überdrüssig geworden, nicht unzweideutige Beweise
seiner Mißbilligung kundgegeben haben soll. So soll der bis-
herige kaiserliche Adjutant zurückgezvgen worden sein- und man
spricht sogar davon, daß es der Hannöverischen Majestüt in
Wien gar nicht mehr so recht gefalle, ja, daß sie damit um-
gehe, ihren Wohnsitz nach England zu verlegeu. Jn Preußen
selbst würde eine Beschlagnahme des Vermögens des Königs
von Hannover in Aussicht gestellt, wenn derselbe fortfahren
sollte, weiter im partikulariftischem Sinne zu wühlen.

Wie wir mitgetheilt, war Graf Bisnwrck bei Gelegenheit
der Debatte über den Haunöverischen Provinzialsonds mit den
Conservativen hart zusammengerathen und dadurch ^mit den-
selben in eine etwas schiefe Stellung gekommen. Von einer
schiefen Stellung bis zu einem Vruche ist dcr Weg mcht allzu-
weit und Manche glaubten bereits letzteren als uuvermeidlich
und setzten manch schöne politische Hoffnung darauf, ohne an
das bekannte Sprüchwort, daß alte Liebe nicht leicht rostet,
dabei zu denken. Die neuesten Nachrichten stellen dagegen wieder
die baldige Versöhnung Bisnwrcks mit den Conservativen in
Aussicht und lasfen annehmen, daß BislMrck bei dem Ende

seiues Urlaubs auch zum Ende seines Unmuths über die Con-
servativen kommen werde.

Der süchsische L ande s ku lt ur rat h hat bei dem Nord-
deutschen Bund sich nachdrücklichst der „licbeu Vögelein" ange-
nommew indem er zu deren Schutz nicht blos ein Bundesgesetz,
sondern auch iuternationale Verträge mit auswärtigen Staaten
deßhalb beantragte. Man kann derartige Bemühungen im
Jnteresse der Landwirthsehaft nur billigen.

Die Gedanken, welche Köuig Georg bei seinem silbernen
HochzeitStoast ausgesprochen, haben in dem Herzen seines kur-
hessischeu Kollegen die verwandte Saite berührt. Auch der
Kurfürst von Hessen hat bei Gelegeuheit eines ihm in Gestalt
eines Fußteppichs dargebrachten Geschenkes ausgesprochen, daß
die gewaltsame Trennung von der Heimath nicht von langer
Dauer sein, die Zeit der Prüfung balö ein Ende gewinnen
und Heffens Schild und Wappen werde wieder aufgerichtet
werden. Wir gehören in dieser Beziehung zu deu unglüubigen
Thomassen und erlauben uns anderer Ansicht zu sein, als der
letzte Kurfürst deutscher Nation.

Da wir gerade von den depossedirten Fürsten reden, so
wollen wir unsern Lesern auch etwas vom Herzog von Nassau
erzühlen, üen vielleicht am Ende gar der Eine oder Audere
schon vergessen hat. Als es im Jahr 1866 losging da unten
am Rhein, da hat der Herr Herzog untcr andern Dingen
auch seinen köftlichen Weiu fortgeschafft, wahrscheinlich weil er
denselben den Preußen, von denen er annahm, daß sie densel-
ben nicht stehen laffen würden, nicht gönnen wollte. So ging
der köstliche Hochheimer, Rüdesheimer, Johannisberger und wie
sie alle hießen, diese feurigen edlen Nassauer, den Rheiu hinauf
nach Straßburg unter die Fittige des Napoleonischen Adlers,
der sie auch großmüthig aufnahin. Diese nassauischen Weine
welche eine halbe Atillion werth sind, werden jetzt ihre^.Heim-
reise antreten und nach der Weisung des Herzogs nach Biebrich
verbracht werden.

Jn Bayern ist Minister Pechmann gestorbeu und gebcn
sich die Herren Reaktionüre der Hvffnung hin, daß Einer ihrer
Vollblutleute an seine Stelle kommeu werde. Die National-
liberalen haben dagegen weniger Hoffuung.. — Der alte König
Ludwig soll in Nizza wieder ach dem Wege der Besserung sich

befiuden. ^ ^ ,

Der württembergische Landtag ist am 20. p,-ebruar vom
König geschlosfen worden. Der König beklagte^ in stiner Kede,
„daß das schbne Reich, welehes bis daher sein Geschick mit
uns getheilt, von uns geschieden." Deutschlaud habe sichsiwu
gestaltet uud er hoffe, daß das was Deutschland verloren,^ jeine
Ausgleichung finde dureh die Anzjehungskraft gfeicher Gesittuug

id gleicher Jnteressen.

Der Großherzog von Baden hat die erledigte Stelle eiues
eiegsministers dem preußischen Generallieutenant vou -Beyer
iter gleichzeitiger Ernennung desselben zu seinem Generalad-
tanten übertragen. , ^ .

Die ultranwntanen Umtriebe in Oesterreich, besouderv in
berösterreich und Steiernwrk haben den Mimster des Pnnern
ranlaßt, ein Schreiben an die betreffendcn Provinzwlregie-
 
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