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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0065

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^lo. 16.

Donnccstag^ 6. Icbruar.

Baden

Kttrlsruhe, 4. Febr. Seine Großh. Hoh. dcr Priuz
Wilhelm von Baden nnd Seine Großh. Hoheit der Herr
Dtarkgraf Maximilian von Baden haben sich gnüdigst be-
wogen gefnnden, dcn Rentamtmann Kärcher in Schwetzingen
zum Domünenrath bei Höchstihrer Domünenkanzlei zu befördern.
— Seine Großh. Hoheit dcr Prinz Karl von Baden und
Seine Großh. Hohcit der Herr Markgraf Maximilian
von Baden haben gnüdigst geruht, den Berwalter Stürzen-
acker in Bauschlott zum Vorstand des Rentamts Schwetzingen
mit dem Titel Rentamtmann zu ernennen.

Karlsruhe, 4. Febr. Jn entscheidungsvoller Stunde
hat unser Land einen eisernen Charakter, eine sichere, feste
Hand und einen klaren, in den Prüfungen des Lebens hart
geschulten Geist vcrlorcn: Staatsminister Karl Mathy ist
heute Nacht 1 Uhr an den Folgen einer Brustfcllentzündung
im Alter von 62 Jahren verschieden. Selbst in den Stunden
des erregtesten politischen Lebens blieb es unvergessen von Allen,
wie dieser Mann in den Zeiten der Gefahr kühn und mit
den schärfsten Waffen des Verstandes und der Jronie (seine
Zeitschrift der Zeitgeist, sein Landtagsblatt) für deutsches und
badisches Verfassungsrecht gekämpst, wie er die ruhige Entwi-
ckelung seiner Laufbahn der Ueberzeugung geopfert, wie er
(man lese die meisterlich aus Mathy's eigener Feder entstam-
mende Darstellung in Freytag's Bildern) sich in der Schweiz
eine neue Heimath unter Ringen und Entbehrung gegründet
und stets das Auge offen hielt in aller Brandung des sturm-
bewegten Lebens für die hohen Ziele seines Volks und der
Menschheit. Zum zweiten Male führten ihn die Rückschläge
der 48er Bewegung. die ihn auf die Höhen des Staatsdienstes
gehoben hatte, zurück in die Wettwerbung des Lebens, und
wieder wußte er sich durch Talent und Energie bald^ eine be-
deutende Stellung zu sichern (zuletzt als Leiter des Kreditin-
stitutS in Leipzig). Jn jenen Tagen der hochgehenden Bewc-
gung spielt die folgenreichste Episode seines Lebens, ausersehen
vielleicht, eines Tages zu zeigen, wie sein bestimmtes und jeder
Anarchie der Jdeen abgeneigtes politisches Wollen selbst den
schwersten Kampf der Pflichten zu bestehen vermochte. Als
leitende Persönlichkeit gehörte Karl Mathy dem badischen Staate
seit 1862 wieder an (23. September Direktor der Hofdomänen-
kammer und vorsitzendes Mitglied des Finanzministeriums,
1864 Prüsident des Handelsministeriums). Die. Ereignisse des
Jahres 1866 bedingten einen vorübergehenden Rücktritt in den
Ruhestand (5. Juli) und führten wenige Wochen spüter (27.Juli)
eine Reaktivirung als Staatsminister der Finanzen und Prä-
sident des Staatsministeriums herbei. Es war, als ob die
gewaltigste Brandung des Lebens Mathy als würdigen Gegen-
stand erkannt hätte. Seit jener Zeit bildet er die Seele der
badisch-nationalen Politik, offen und klar auf das Ziel losge-
hend, noch in seiner Krankheit durch zähe, überwindende Ar-
beitskraft die Eigenart der krastvollen Tage bewahrend. Treu
und opferbereit stand inmitten ihrer Seelenqual -die Gattin an
seiner Seite, die ihm Alles war, seitdem der Tod die Kinder
geraubt, die ein so unendlich wechselvolles Lebensschicksal un-

wandelbar mit ihm getheilt hatte. Was auch der Hader der
Parteien künftig für und wider erzählen nnd empfinden mag
über dcn unerwartet dahin Geschiedenen, der, wie wenig Andere
ringen mußte mit sich selbst und mit der Außcnwelt — stolz
oder widerwillig, je nachdem sie Freunde sind oder Feinde, an
diesem offenen, Grabe werden sie Alle eingestehen müssen: ein
Mann und ein Charakter ist dahin gegangen zu einer Stunde,
da Deutschland mehr als je der Männer und der Charaktere
bedarf. Die Beerdigung der irdischen Neste des Verewigten
wird Mittwoch Nachmittag halb 4 Uhr stattfinden. B. L. Z.

Mattttheirn, 2. Febr. Seit gestern ist der Verbrauch
von Gas thatsüchlich eingestellt und an Stelle deffelben ist
Petroleum getreten. Das Ereigniß gab Anlaß zn mehreren
öffentlichen Kundgebungen. Hrn. Profeffor Krebs wurde
z. B. ein Fackelständchen gebracht und im Prinz Max wurde
ein von sprühendem Humor gewürztes „P e tr o l e um - F e st"
gefeiert.

Freibuvg, 3. Febr. Von etwa 200 ansüssigen Kauf-
und Gewerbleuten ist eine Adreffe, „die herumziehendcn Waa»
renlager" betreffend, und die Bitte um deren Aufhcbung an
die 2. Kammer abgegangen.

Deutschlan-.

Stttttgavt, 3. Febr. Das Zollparlaments-Wahlgesetz
ist nun erledigt, indem die Erste Kammer gestern in einer
Abendsitzung das Gesetz einstimmig angenommen.

BeEtt, 2. Febr. Der Bazar zum Besten der Ost-
preußen hat an Eintrittsgelo und verkauften Gegenständen
50,000 Thlr. ertragen. Die noch nicht abgesetzten Gegenstünde
werden unter 15,000 Loose zu 1 Thlr. verloost. — Ein Riesen-
konzert unter Wieprechts Leitung ergab für den gleichen Zweck
3000 Thlr.

Berlin, 3. Febr. Außer dem französischen Botschafter
und dem belgischen Gesandten überreichte auch der bayerische
Gesandte seine Beglaubigungsschreiben bei dem norddcutschcn
Bunde. — Seitens der japanischen Regierung ist die nord-
deutsche Bundesflagge in der Art anerkannt, daß sie in den
drei geöffneten Häfen eben so behandelt werden soll, wie die
preußische nach dem mit Japan geschlossenen Vertrage. — Die
Summe, die der Hülfsverein für Ostpreußen unter Protektisn
des Kronprinzen bisher gesammelt hat, beläuft sich nach der
„Köln. Z." auf 350,000 Thaler, allein zur Bestreitung der
Unternehmungen, welche der Verein in Gang gesetzt ist bis zum
1. Mai d. I. eine Million Thaler erforderlich. Es ist bemer-
kenswerth, daß der Verein jetzt täglich massenhafte Sendungen
von Brod als Arbeitslohn nach Ostpreußen ablüßt, welche von
der Berliner Brodsabrik gefertigt werden. Zur Beschaffung
von Saatkartoffeln und Saatgetreide für die Provinz werden
4 bis 5 Mill. Thaler erforderlich, die doch nur aus Staats-
mitteln bewilligt werden können; hierauf, sowie auf Erweite-
rung der Darlehen auch an größere Grundbesitzer und die Ar-
beitevertheilung nach Vorgang des Hülfsvereins durch den Staat
dürsten sich die Antrüge der ost- und westpreußischen Landtags-
mitglieder beider Häuser richten. Uebrigens hört man auch von
einem Konsortium von Bankiers, welches Gelder vorstrecken
wollte, jedoch wohl nur gegen Staatsgarantie.
 
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