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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 63
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0259

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Donnerstag und
Samstag nebst -er
belletristischen Beigabe
„ S onntagsblatt
ALe Postanstalten und
Loten nehmen Bestel-
lungen an.

PreiS: jährlich 8 fl.,
vierteljährlich 48 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Rauin mit nur
2 kr. berechnet.

Die Voten erhalten
2 kr. monatlich.

^ W o ch e rr s ch a rr.

DaS sich zu Ende neigmde Zollparlament hat in dieser
Woche mehrere sehr wichtige Beschlüsse gefaßt und auch iu po-
litischer Beziehung recht interessante Verhandlungen gebracht.
Zuerst wurde der Handelsvertrag mit dem Kirchenstaate, dem
wir freilich keiile allzugroße mercantile Bedeutung beilegeu
können, einstimmig genehmigt, daun die Tabakssteuer (6 Thlr.
pro Morgeu) angenommen uud schließlich die Petroleumssteuer,
welche der Abg. Metz kurzweg Lichtsteuer nannte, mit 190
gegen 99 Stimmen verworfen. Die politische Discussion re-
sultirte aus dem Autrage des Abg. Bamberger, in Betreff der
Großh. Hessischen Weinzölle. Da platzten die Geister aufein-
auder: eiu gewisser Theil bestritt heftig uud leidenschaftlich
die Competenz des Parlaments hierzu, was jedoch den anderen
Theil uud zwar nicht blos Natwnalliberalen veranlaßte, eine
krästige Lanze für die Competenz und damit für die Einheit
selbft einzulegen. Es wurden prächtige Reden gehalten, dcn
höchsten rednerischen Lorbeer aber erwarb^sich der bayrische
Abgeordnete Völk, deffen Rede wahrhafA begeisternd züudcte.
Wenn man den Eindruck ermißt, den di'ese Rede in todten
Lettern auf uns hervorbringt, so kann man wohl begreifen,
wie ste aus lebendigem, warmem Herzen hervorquellend die
Hörer gepackt haben muß. -Obgleich auch Löwe sehr schön
gesprochen, blieb Völk deunoch der Parlamentslöwe des Tages.
Die Mehrheit der Versammlung ließ dann auch, von der Kraft
der Worte hingerissen, alle Competenz-Bedenklichkeiten fahren
und selbst Graf Bismark, der bei der Adreßdebatte seinen Rock
etwas stark zugeknöpft hatte, ließ sich dießmal nicht schweigsam
finden, sondern redete nicht allein der Competenzerweiterung
das Wort, sondern schlug so zu sagen Zwei Fliegen mit einem
Schlage, indem er die Hoffnung aussprach, daß ein Appell an
die Furcht vor dem Ausland in deutschen Herzen nie ein un-
patriotisches Echo fiuöen werde.

Gleich nach dem Schluß des Zollparlameuts wird der
Norddeutsche Reichstag wieder zusammeutreten und sich mit der
Schuldhaft und andereu Gesetzvorlagen befassen. Man will
bereits vor dem Anfang das Ende wiffen und bezeichnet letz-
tcres auf den 20. Juni.

Die erste sächsische Kammer hat den Antrag auf Auf-
hebung der Todesstrafe mit 22 gegen 15 Stimmen abgelehnt.
Die adligen Herren haben an so Vielem Vergnügen, warum
nicht auch au dem unschuldigen Köpfen? Auch d'ie hohe säch-
sische Geistlichkeit hat für die Beibehaltung gestimmt, aber frei-
lich keinen anderen Grund dafür beibringen können, als den
bekannten Mosaischen Spruch von dem Menschenblutvergießen.
Moses und die Propheten müssen halt überall herhalten. Aber
trotzdem, prophezeien wir, wird es mit der Todesstrafe bald
alle sein.

Bayern ist hinsichtlich seiner Verfassung in derselben Lage
wie wir: es hat dieselbe jetzt volle 50 Jahre. Während wir
indessen noch nicht wissen, ob ein Verfassungsfest bei uus statt-
ffnden wird, ist dies in Bayern durch königlichen Erlaß beja-
hend bereits entschieden.

Der Bad. Beobachter brachte diese Woche sehr interessante

Nachrichteu, die blos das Fatale haben, daß sie sämmtlich sich
nicht bestätigen. Heute ließ er es ausgemacht sein, daß die
Vadische Postverwaltuug mit Sack und Felleisen an den Nord-
deutschen Vund „mit Nüchstem" übergeheu werde, und daß die
rothgelben Postillone in kurzer Zeit zu cxistiren aufhören wür-
den. Was aber der Beobachter ausmacht, das erkennt die
Karlsruher Zeituug nicht so schnell an. Auch die Sensations-
nachricht, das; ein Bäd. Negiment auf Wuusch der Regieruug
nach Mainz verlegt würde, hat der Beobachter aus der heiteren
Maienluft gegriffen. Die badischen Regimenter werden vor-
derhand noch im Lande bleiben.

Von anderer Seite hört man, daß das Domcapitel die
Candidatenliste für den erzbischöflichen Stuhl der Regierung
eingereicht habe. Dieselbe euthalte folgeude Namen: Bischof
Ketteler von Mainz, Wcihbischof Baudri in Cöln, Bischof
Martin von Paderborn, Vischof Eberhard von Trier, Weihbi-
schof Kübel in Freiburg, die Domcapitulare Orbin und Wei-
ckum, endlich Pfarrer Müller in Krozingen. Ein Blatt will
sogar schon wissen, daß die ganze Candidatenliste verworfen
worden sei.

Die Probefahrten auf der Bahnstrecke Engen-Donau-
eschingeu sind befriedigend ausgefallen und wird dieselbe dieser
Tage dem allgemeinen Verkehre übergeben werden.

Die Augenheilanstalt des Hrn. Prof. Knapp in Heidel-
berg wird im nächsten Spätjahr nach New-Hork übersiedeln.

Die Stadt Wien sinkt in den Augen der Ultramontanen
immer mehr und der Freiburger Bote, welcher früher die Ge-
müthlichkeit der guten Wiener über Alles schätzte, nannte sie
dieser Tage vsuia „einen abgestandenen Misthaufen."

Wir wissen nicht, was den Freiburger Boten so in Harnisch
bringt, ob die 17^,'v Coupousteuer, an der der Finanzminister
festhalt, während der Finanzausschuß 25^/0 will, oder der Um-
stand, daß der Kaiser die drei interconfessionellen Gesetze end-
lich sanctionirt und den Erzbischof Hayuald wegen der Auf-
hebung des Concordats nach Rom geschickt hat, wo seiner frei-
lich nicht die freundlichste Aufnahme warten mag.

An dem Scheitern des schweizerischen Zollvertrags soll das
Bier Schuld sein. Auch die Gürtelbahnunterhandlungen iu
Constanz sind in Folge der schweizerischen Ausprüche bis jetzt
erfolglos geblieben.

B a d e u.

Vadett, 24. Mai. So eben erfahren wir, daß bis Enöe
nächsten Monats in Straßburg ein e l s ä s s i s ch e s S ch ü tz e n-
fest abgehalten wcrden soll und dazu sämmtliche badischeu
Schützen eingeladen werden sollen.

Karlsrirhe, 25. Mai. Zur Landwehr sind in
hiesiger Stadt bereits E i n b e r u f u n g e n erfolgt.

Karlsruhe, 25 Mai. Die 7 badischen Portepee-
fähnriche, welche ihrer weiteren Ausbildung wcgen die
königl. preuß. Kriegsschule zu Engers besuchten, sind letzter
Tage zurückgekehrt. Eine weitere Anzahl Fühnriche beffndet
sich in der Kriegsschule zu Kassel.

Karlsruhe, 22. Mai. Als Mitglieder des l a n d-
ständischen Ausschusses wurden s. Z. gewählt, von
 
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