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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 82
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0335

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Dienstag, 14. Juli 1868.

Xo. 82.

Zweiter Zahrgang.

Erscheint D i e n st a q,
Donnerstag und
Samstag nebst der
bclletristischen Beigabe
„ S onntagsblatt
'llllc Postanstalten und
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lungen an.

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2 kr. monatlich.

sür dic Bcnrke Schwctzingcn nnd Philippskurg.

Verkündigungsblatt d-Z Amts'u. Amtsgerichtsbezirks Schwchingen.
Hrgan der badischen Kopfenproducenten

(unter Kontrole der lcmdwirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwehingen stehend).

Neuefte Hopfcn-NachrichLcn.

Nürnberg, 8. Juli. Wir haben scit Eingang des Monats schr
kühle Witterung, der Thermometer zcigt Morgcns nur 9 Grad Wärme.
Einige schwache Rcgen ausgenommen, hatten wir trockcnes W4ter. Ueber
den Einflust diescr Wittcrung auf die Hopfcnpflanze gehen die Ansichten
sehr anseinander. Während von cincr «seitc das Entstchen von Ungezicfer
und darauf eintretende Schwärze als ficher angenonnnen wird, behauptet
man andcrerseits, daß dieses Wetter nicht im Geringsten fchadet, iin Gegen-
theil, cben rechtzeitig eingetreten ist, um das Ueberhandnehmen des sich hie
und da zeigenden Kupferbrandes zu verhindern. Wenngleich wir recht gut
wisfcn, daß kllhle Temperatur dcr Hopfenpflanze lncht zuträglich ist, so
könncn wir uns doch nichtzder Ansicht anschließen, wornach das gegcnwärtige
trockene Wetter zur Entstehung von Ungeziefer beitragen soll. Etwas anderes
wäre es, wmn wir starke Regen bei fehr kühlcr Witterung erhalten wür-
Len. Dann, ja dann würde das Ungeziefcr sich zcigcn und bei eintretender
Hitze Schwürze erfcheincn. Der Ansicht, daß das Wachsthum der Pflanze
unter dcn gegenwärtigcn Wittcrungsverhältnissen nur sehr langsam fort-
schreitet, wollen wir gcrne beipflichten.

Von jetzt ab haben wir nur mit einem Faktor zu rechnen und dieser
ist das Wetter. Die Entwicklung desselben spielt jetzt eine so bedcutende
Rolle, daß die kommcnde Ernte beinahe am meisten davon abhängig sein wird.

Den lautgewordcnen Befürchtungen gegenüber verhält sich die Speku-
lation ganz ruhig, damit beweisend, daß sie für jetzt noch keinm Werth
auf solche legt. Für Consum wurde seit unserem letzten Bericht sehr wenig
genommen. Es fanden einige Abschlüsse in Mittel- und Gutmittel-Waare
zu st. 30—81 stait, sür Hallerdauer in Mittelqualität bczahlte man fl. 30
und für prima Waare st. 36. Geringe Sorten sind zu fl. 28—29 erhältlich.
Die auswärtigen Plätze melden ein gleich lahmes Geschäft bei ziemlichen
Vorräthcn. Ricderschläge haben die meisten Produktions-Plätze in den letzten
Tagen gehabt und nur England klagt in seinen letzten Berichten über
Mangel an ausgiebigcn Regcn.

f Die Rathfchreiber.

Vor einigen Tagen fand eine Versammlnng badischer
Rathschroiber in Mülheim statt, welche sich mit den Angelegen-
heiten ihres Standes beschäftigte. Es wnrde bei dieser Gele-
geahnt die Ausmertsamkeit des Publitnms aus diesen Stand
besonders wieder geleitet und wirtlich sind dessen Funktionen
anch wichtig genng, um das vollste Jnteresse der Allgemeinheit
in Ansprnch zn mchmen.

Der Rathschreiber ist in den Städten Viel, ans dem
Lande sast Alles. Er ist in den meisten Fällen die rechte
Hand des Bnrgermeisters und in seiner Person liegen vorzugs-
weise mit die Gemeindeangelegenheiten. Jst schon hierin die
große Bedeutling dieses Amtes fnr die wesentlich noch dnrch
den Umstand, daß ihm die Führung der Grund- und Hypo-
thekenbank obliegt, ein Umstand der blos angeführt zu werden
brancht, um anch sosort in seiner ganzen Bedeutung gewürdigt
zu werden.

Trotz Allem dem hat sich bisher die Allgemeinheit und
selbst der Staat im Ganzen wenig darnm bekümmert, welchen
Personen dieses Amt in die Hünde gegeben werde. Es wird
selbst für viel geringere nnd weniger wichtige Stellen, nament-
lich wenn sie der Staat zu besetzen hat, der Nachweis ganz be-
stimmter Kenntniste gefordert, wührend hier die Gemeinde resp.
deren gewühlte Vorstünde das volle Recht haben, zn diesem
Amt die zn bestellen, welchs sie wollen.

Wir können dieser weitgehenden Auswahl nicht das Wort
reden, sind vielmehr der festen Ueberzeugung, daß es sowohl
mit dem Stande selbst, als mit der Führung des Amts erst
dann durchgehends besser werden tann, wenn desten Uebernahme

an gewisse Bedingnngen, welche jedoch die Nachweisung der
Besühigung allein betreffen, getnüpft wird.

Wir stellen dabei nicht in Abrede, daß es in unserem
Lande viele intelligcnte Münner gibi, die diesem Berufe ihre
Kräfte widmen und daß auch die Mehrheit nicht btos von dem
Ernste ihrer Anfgabe dnrchdrungen ist, sondern auch Alles thut,
nm derselben gerecht zu werden. Aber immerhin spielt hier
der Zufall eine sehr wichtige Rolle und es ist nnd bleibt stets
eine gewagte Sache, dem Zufall in wichtigen Angelegenheiten
allzuviel anyeimziistellcn. Denn anch die Fülle gehören nicht
gerade zn den Seltenheiten, wo in einzelnen Gemeinden Rath-
schreiber vorhanden waren, welche den ihnen obliegenden Ver-
pflichtungen zum Nacktheil der Gemeinden und des Publikums
in nicht genügender Weise nachkommen.

Es ist ein s?hr erfreuliches Zeichen, und zengt von dem
Dnrchdrnngensein der Wichtigkeit ihrer Ausgabe; daß auch in
diesem Stande die Kollegen sich zusammenmachen und die An-
gelegenheitcn ihres Bernfs esprechen und erörtern. Die allge-
gemeine Aiifmerksamkeit, der nichts Wichtiges entgeht, wird
dadnrch gleichsalls in Nnregung gezogen und aus dem Zu-
sammengehen derselben mit den cigentlich znnüchst Jnteressirten
kann nnr sür Beide gute Resultate erzielt werden.

Auf der angegebenen Rathschreiberversammlung in Müll-
heim kamen besonders zwei Punkte zur Sprache. Der eine
betras das Pretüre der Abhüngigkeit und Kündbarkeit derselben,
der andere dis in der Regel ganz unzureichende Bezahlung der
mit der Rathschreiberei Betrauten.

Beide Pnntte sind nur zu sehr gerechtfertigt und erheischen
baldige und dringende Abhülfe.

Während mit Recht darauf gedrungen wurde, daß die
vom Staate Angestellten in ihrer Existenz sicher gestellt seien,
ließ man den Gemeinden anffallender- und inconsequenterweisc
in dieser Beziehnng freies Spiel und gad damit die Personen,
welche dem, anch für den Staatsorganismus so wichtigen Ge-
ineindewesen ihre Dienste widmen, geradezn der Willkühr Preis.

Die Sparsamkeit der Gemeinden ist bekannt, ebenso daß
diese an sich sehr löbliche Eigenschaft nicht immer, besonders
auf dem Lande, am rechten Platze ist. Nicht das Sparen ist
ist es, das zu verwersen ist, wohl aber das Abzwacken, das
Herunterbieten selbst da, wo es unrecht ist, und unter Um-
stünden selbst verderblich wcrden kann. Und unter diese Fülle
gehört gar oft die Besoldnng der Rathschreiber.

Wir sind überzengt, daß auch diese beiden wohlbegründeten
Uebelstände aufhören würden, wenn eine besondere Rathschreiber-
prüfimg vom Staate vorgenommen würde und nur solche wirk-
lich Rathschreiber werden könnten, welche diese Prüfung be-
standen. Jedensalls aber sind diese Klagen des Standes der
allgemeinen Aufmerlsamkeit werth und wir glauben leinen Fehl-
griff gethan zu haben, sie hier anch der allgemeinen Besprechung
zu nnterziehen.

^ W o ch e n s ch a u.

(Fortsetzung von voriger Woche.)

Die nene Gerichtsorganisation in Württemberg, welche der
badischen ziemlich genau nachgebildet ist, wird am 1. Februar
 
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