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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0033

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Schwetzmgen und Phllippstzurg.

N°. 8.

Samliag^ 18. Ianuar.

1868.

4*4 W o ch e n s ch a u.

Jn politlscher Beziehung lüßt sich das Jahr, soweit man
wenigstenS den mündlichen und schriftlichen Aeußerungen der
Mächtigen entnehmen kann, sehr gut an. Niemand bezweifelt
hei der nicht wegzuleugnenden Nath und Geschäftsstockung, daß
der Friede für die nächste Zeit unser Hauptbedürfniß ist, daß
die Hoffnung auf dessen Erhaltung einen sicheren Anhalt ge-
winnen muß, wenn dem allerdings gehobenen nationalen Be-
wußtsein die nothwendige materielle Folie abhanden kommen
soll. Daß dieser Gedanke auch in dem Gemüthe Derer wie-
derklingt, welche in dieser Hinsicht das entscheidende Wort haben,
dafür ^eugt der Umstand, daß kaum eine Gelegenheit versüumt
wird, die friedlichsten Versicherungen kund zu geben. Das ge-
wichtige Wort „Friedc" erschallt von Paris und Berlin und
findet tn Wien ein wo möglich noch kräftigeres Echo. Es
gibt nun allerdings Leute genug, welche diesen Versicherungen
nicht unbedingten Glauben schenken, vielmehr glauben, daß die
bestehenden Verhältnisse einen Krieg nothweudig mit sich bringen
müßten. Am allerwenigsten sei den Worten Napoleon's zu
trauen, der von jeher immer das Gegentheil von dem gesagt
babe, was er spätcr gethan. Auch in russischen Regieruugs-
kreisen scheint man dem Wetter nicht recht zu trauen. Der
russische Jnvalide, ein der Regierung nahestehendes Blatt, spricht
es wenigstens gauz unverblümt aus, daß Napoleon für die
nächste Zeit einen großen Schlag vorhaben müsse. Die Vor-
gänge in Serbien auf der anderen Seite deuten freilich auch
das an, daß die Luft nicht überall von Friedensdünsten er-
füllt sein mag. —

Lauenburg ist in den Zollverein aufgenommen worden.
Mecklenburg soll in nächster Zeit eintreten, da, wie man
vernimmt, Frankreich, dessen Zollvertrag der Aufnahme Meck-
lenburgs im Wege steht, keine weitern Schwierigkeiten mehr
machen will. Daß in Lauenburg eine Nachverzollung stattzu-
finden hat, soll einige bedeutende Spekulanten, welche uoch vor
Thorschluß starke Ladungen jetzt zollpflichtiger Waaren impor-
tiren ließen, unangenehm berührt haben, eine Anuahme, die
nichts weniger als unwahrscheinlich klingt.

Das preußische Abgeordnetenhaus hat den Antrag Laskers
die Redefreiheit in der Kammer betreffend, angenommen. Wir
haben das erwartet und findcn es recht und billig. Der Teufel
mag noch Deputirter sein, auf die Gefahr hin, wegen einer
beliebigen Rede, die eben den Herren Ministcrn und Beamten
mißfällt, am Schopf gefaßt und in's Loch abgeführt zu werden.
UebrigenS ist in der Twesten'schen Angelegenheit, welche zu
diesem Beschluß Anlaß gegeben, auf eingelegte Appellation
bereits neuer Termin beim Kammergericht anberaumt worden.
Der neue preußische Justizminister, Hr. v. Leonhardt, hat bei
Gelegenheit der Debatte über den Lasker'schen Antrag seine
eigene Ansicht nicht auszusprechen sich veranlsßt gesehen, da
ec blos diejenige deS Gesammtministeriums im Nbgeordneten-
saalc zu vertreten habe.

Da die Fischerei bei Norderney durch Fremde bisher
stark beeinträchtigt war, hat die preußische Regierung zum künf--
tigen Schutz dcrselben ein Schiff aufgestellt. —

Die bayerische Reichsrathkammer, welche sich bei Gelegen-
heit des Zollvereinsvertrags so berühmt gemacht hat, will
solche, die blos Gymnasialbildung genoffen, nicht zu einjährigcn
Freiwilligen zulaffen. Wnhrscheinlich wünschen die Hcrren
Reichsräthe, daß blos Adlige Freiwillige werden, was für sie
immerhtu das Tröstliche hütte, daß auch die künftigen Land-
wehroffiziere alle von Adel sein würden. Jm Uebrigen wird
man nicht wohl fehl gehen, wenn man der bayrischcn Reichs-
rathkammer eine gründliche Abneigung der neuen Verhältniffe
zuschreibt und anuimmt, es würe derselben lieber g ewesen, wenn
halt Alles beim Alteu geblieben wäre. Bezeichnend jedenfalls
für die Stimmung in der bayrischen Metropole ift das uns
von dorther zugekommene Gerücht, von dem wir zur Ehre dcS
deutschen Namens annehmen wollen und müssen, daß es nur
ein Gerücht sei. Es soll sich nämlich am H»fe eine Partei
breit machen, welche sich mit keinem kleineren Gedanken um-
Lrügt, als der bayerischen Politik eine austro - französis ch c
Richtung zu geben! Daß Bayern von jeher gerne Großmäch-
teles gespielt, ist zwar wahr, doch hoffeu wir, daß der Groß-
machtstitel es nie so weit treiben wird, in deutschen Angelegen--
heiten französischen Einfluß herbeizurufen. Jn diesem Falle
würde es seinen Bestand unmöglich machen und
wahrscheinlich auch bald von der deutschen Karte
für immer verschwinde n. Jm Uebrigen wollen wir gernc
zugeben, daß es dem großmächtigen Bayern recht wehe gethau
haben muß, als diese Woche das kleine Holland seinen Ge-
sandten abberief, weil in München seraer keiner mehr nöthig sei.

Die badischen Kammern haben in verflossener Woche
das Militärstrafgesetzbuch, sowie das Gesetz über Ministerver-
antwortlichkeit angenommen. Ersteres schließt sich in allen
wesentlichen Bestimmungen an das preußische an und wahrt
die militürische Disciplin und Subordination mit gehöriger
Strenge. Das Ministerverantwortlichkeitsgesetz läßt an Frei-
finnigkeit alle bisher über dieses Thema erlaffenen Gesetze hinter
sich, insofern selbst die Auflösung der Kammer der Anklage
keineu Eintrag bietet und im Fall der Verurtheilung eines
Ministers die Begnadigung ausgeschlossen bleibt. — Auch das
Eisenbahnbudget kam diese Woche zur Erledigung. Man ver-
nahm bei dieser Gelegeuheit mit Befriedigung wieder den blü-
henden rentabeln Bestand unseres Eisenbahnwesens. Der viel-
fach in der Preffe laut gewordene Wunsch, die Gültigkeit der
RetourbilleLe zeitlich auszudehnen, fand in der Kammer zwac
Fürsprache, aber keine Majorität.

Jn Mannheim hat sich ein Eornite gebildet, an defsen
Spitze Hr. Oberbürgermeister Achenbach steht, zum Zwecke,
dem kürzlich verstorbenen Naturforscher C. Schimper ciu
Denkmal auf dem hiesigen Kirchhofe zu setzen. Daffelbe fordert
zu Beiträgen dafür öffentlich auf. Von andrer Seite wurde
nebstbei der Antrag gestellt, dem Steine auf der früheren
Rheinlust, welcher auf Schimpers Veranlasfuug dem Rhein-
betie seiner Zeit entnommen worden war, eine Jnschrist zu
gcben und denselben als Denkstein für Schimper zu ver-
wenden.

Die Beziehungen Oesterreichs zu Jtalien haben sich in
der letzten Zeit so gut wieder gestaltet, daß sich die bciden
 
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