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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 46
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0191

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Die Boten erhaltm
2 kr. monatlich.

burg.

Erscheint D i e n st a g,
Donnerstag und
Samstag nebst der
belletristischen Beigabe
, b onntagsblatt
Nlle Postanstalten und
Boten nehm-n Bestel-
lungen an.

für die Bezirke

No. 46.

18. Aprü.

W o ch e rr s ch a u.

(Schluß.)

Jn miserem Nachbarlande Hessen, das bekanntlich halb
nordbündlerisch, halb dalwigkisch ist, sollen fich der Ansfnhrnng
der Militürorganisation bedeutende Schwierigkeiten entgegenge-
stellt haben, in Folge dessen sich Prinz Lndwig veranlaßt ge-
sehen habe, als Divisionär seine Entlassnng zu nehmen. Ob-
gleich der Großherzog nicht darauf einging, hat doch bis
jetzt der Prinz seine Geschäfte noch nicht wieder aufgenommen.
Wie sich eigentlieh die Geschichte verhält nnd w e r nicht ziehen
will, ist ein öffentliches Geheimniß, das sich der Zeitungsbe-
sprechnng entzieht. Der prenßische Militürbevollmüchtigte in
Darmstaüt ist indessen Plötzlich abgereist, trotzdem an dem Tage
seiner Abreise die nene Oper „Don Carlos" von Verdi in
der prunkhaftesten Ansstattnng zuin erstenmale gegeben wurde,
worans man sicher schließt, daß an der Sache mehr sein müsse,
als man vielleicht annehmen möchte.

Der Tag scheint in Oesterreich nicht blos z« granen, son-
dern vielmehr in vollem Glanze anzubrechen. Der Neichstag
hat soeben alle Preßvergehen ohne Ansnahme dem Urtheil
von Geschworenen anheimgegeben. Anch die 14 Bischöfe,
welche eine Art Protest gegen das Ehe- und Schnlgesetz,
diese wirklichen Conkordatsbrecher, eingelegt, haben vom Mini-
sterprüsidenten eine Antwort erhalten, die Hand und Fuß hat.
Jn ruhiger, würdiger Sprache werdcn deren Bedenken darin
als nnbegründet zilrnckgewiesen nnd anseinandergesetzt, daß der
Staat zwar die Rechte der Kirche achten und wahren, dagegen
aber anch seine eigenen fest im Auge behalten werde.

Der Erkönig Georg von Hannover will unter die Kroaten
gehen. Er soll die Herrschaft Topolevec mn die Summe von
1,700,000 fl. dort angekauft haben. Wir wünschen ihm Glück
anf die Reise. Auch Herr v. Beust soll mit der Luftveründe-
rnng, die der hohe Herr vor hat, sich mehr als einverstanden
erklären.

Walldürn bekommt jetzt eine originelle Konkurrenz im Lande;
anch Konstanz ist zum Wallfahrtsort auserkoren. Von Prag
ans ist nänilich eine Wallfahrt nach der schönen Stadt am
Bodensee auf den 7. Juli, dem Todestage des Mürtyrers Jo-
hanncs Hnß ansgeschrieben.

Die Ar b eitse i n st e llu ng in Genf hat a ufge hört.
Den Bcmühnngen Camperio's, Gögg's und anderer Mitglieder
der internaLionalen Friedensliga soll die Bernhignng der Ar-
beiter, deren Forderungen theilweise von den Arbeitgebern be-
willigt wurden, gelnngen sein.

Die französische Presse hat immer noch mit dem
F r i eden zu schaffen, nnd behandelt das vielbesprochene Thema
in sortwährenden Variationen, so daß man es in der That
gründlich einmal satt bekommen kann. Es wird so viel von
dem Frieden gesprochen, daß Einem der Krieg kaum aus dem
Kopfe kommen kann. Während Limayrac den Lehrsatz, daß
je mehr Frankreich gerüstet habe, desto sicherer der Friede sei,
zum Zwanzigsten Male interpretirt, hat sein Kollege Caffagnae
mehr kriegerische Kapricen und rasfelt wieder eimnal zur Ab-
wechslung mit feinem Sabul. Dabei tadelt er Lie Regrments-

k868.

musiken, die sich seiner Ansicht nach zn viel mit Verdi, Rossini
und Flotow abgeben, anstatt die Marseillaise, den Otrant äs
äopart und das ,,V6iI1on8 nn salut cl6 l'onrzoiro" herunter-
zublasen, „Gesänge, von deuen es möglich ist, daß wir sie bald
nöthig haben." Uebrigens scheint anch das französische Volk
wieder uenen Geschmack an der Marseillaise gewonnen zu haben,
da dieselbe anffallend oft in Theatern nnd öffentlichen Orten
verlangt wird. Die Vorliebe für dieses kriegerische Lied kon-
trastirt mit dcn Friedensbetheuernngen fast eben so bedeutend,
als die Ausführnngen des „Pays," welcher wieder eimnal Bel-
gien von der Landkarte gestrichen haben will.

Da wir doch einmal an den Jonrnalen sind, so wollen
wir unsern Lesern nnch nicht versehweigen, daß das Blatt:
„La Sitnation," welches bekanntlich in hannöverischem Solde
arbeitete, und es blos bis zu 113 Abonnenten gebracht hatte,
sein Dasein beschlossen hat. Trotz der geringen Abonnenten-
zahl haben jedoch Redaktenr und Verleger sehr gute Geschüfte
gemacht und wir wären sroh, wenn wir in Jahren von unsern
liberalen Bemühungen nur annähernde Resnltate erzielten. Der
König von Hannover ließ sich, trotzdem, daß ihm die Entschü-
dignng von Preußen znrückbehalten und sein Vermögen mit
Beschlag belegt wurde, nicht lumpen, sondern ließ dcm kurzle-
i bigen Redaktenr Grenier 60,000 Fr. und dem Drucker, einem
Namensvetter unseres großen Schiller 30,000 Fr. Entschüdi-
gung anszahlen.

Der Prinz Napoleon hat bereits wieder eine neue
große Reise angetreten. Er geht zunüchst nach Florenz zur
Hochzcit des Kronprinzen Humbert, dann will er nach Kon-
stantinopel, von dort nach Wien und über Stnttgart wieder
heim. Da die prinzlichen Reisen jedensalls den politischen
Stempel von den Zeitungen erhnlten werden, so wird uns der
edle Prinz auch in Znkunft noch viel in die Feder gerathen.

Die Gesundheit des kaiserlichen Prinzen, des
Kindes von Frankreich, soll nicht zum Besten sein und
derselbe sogleich nach seiner Konfirmation, die am 20. d. M.,
dcm Geburtstage seines Vaters ftattfindet, nach der Seeküste
deßhalb geschickt werden. Er erhielt zu dieser feierlichen Hand-
lnng einen Rosenkranz vom Papste als Konfirmationsgeschcnk
und sein Vater erwiederte diese Aufmerksamkeit soglcich dadnrch,
daß er dem Papste Belagerungsgeschütz nnd Munition als Ge-
gengeschenk übersandte. Jeder gibt eben nach seinem Geschmacke.

Jm zoologischen Garten in London ist ein Rhinozeros
ausgebrochen und hat drei Tiger und vier Wärter in seiner
Wnth getödtet, ehe man desseloen Meister werden konnte. Die
Karlsruher können sich Glück wünschen, daß ihr zoslogifcher
Garten dergleichen Vorfälle nicht befürchten lüßG da wilde
Bestien in demselben nicht anzntreffen sind.

Auch in Turin rnmoren die Arbeiter und hat sich ans
diesem Grunde Ministerpräsident Menabrca dorthin begeben.

Der Gcist unter den Römischen Truppen scheint
nicht der beste zu sein. Selbst den Offizieren ist nicht immer
recht zu trauen und wnrde erst dieser Tage Oberst Pifferin,
Kommandant der Engelsburg wegen Unzuverlüssigkeit abgesetzt.

Der dänische Kriegsminister Rasloef hat eine Reise
nach Paris angetreten. Man hat natürlich diese Reise mrt
 
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