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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0105

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Erscheint Dienstcig,
Donnerstag nnd
Sainstag nebst der
belletristischcn Bcigabc
„Sonntags b latt".
Me Postanstalten und
Boten nehmen Bcstel-
lungen an.

für die Dezirke

Prcis: jährlich 3 fl.,
viertcljührlich 45 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile odcr
dcrcn Rnum init nur
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2 kr. nionatlich.

Die WahleZr MM ZoüpLrrLamerrL.

Die Ergebuisse derselben sind, das ist nicht in Abrede
zu stellen, dem klerilalen Element unerwariet gnnstig. Lindan
ist zweimal mit großer Stimmenzahl gewählt, Stotzingen im
Scekreis gegen Faller im Vortheil, selbst Dahmen, ein Mann
der keinerlei Begabnng besitzt, gewann irber Eckbard die Ober-
hand; ein Kaufmann Leo, von dem kein Mensch etwas wußte,
siegte fnstgar im 3. Wahlbezirk. Dies Zeichen ist schr merk-
würdig, denn es beweist, das; die Gcistlichkeit in gewissen Lan-
destheilen dnrch ihre hervorragcnde Stellung nnmittelbar vor
den Wahlcn ganz beliebig wirken konnte; sie hatte die Leute
in der Hand, nnd es war ganz einerlei, ob sie den Herrn
lli, N oder Z auf den Schild hob; er wlirde gewckhlt. Deutet
dies cinerscits daraus, wie geschickt alle konseHionellem Fragen
benntzt wurden, so lars man anderseits die Wirkung der
Stcuererhöhung, des Militürgesetzes, den altgewohntcn partikn-
laristischen Zug nicht öergessen. Obwöhl das rein klerikale
Element sieh nicht in der Mehrheit befindet, so geht doch ein
Gefnhl des Staunens, ja der Beschümung durch die denkende
Vevölkerung, sich Plötzlich im SLaate einer Masse gegennber
zu sehen, deren Mechanismns außerhalb des Staates liegt.
Von der Zugkrast dieses Mechanismus hatten die liberalen
Parteien ofsenbar nieht den rechten Begriff, nnd vielleicht heute
schon wnrde der erste Wahlkreis am See anders wählen, denn
gerade dort haben sich die starken freisinnigen Elemente im
Landvolk vom Gcgner nbcrrumpeln lasten; fast cbenso wird es
im 5. Wahlkreis Offenburg-Lahr gegangen scin. Nun, das
läßt sich nicht leugnen, wir sind geweckt worden, nnd es wird
die eigene Schuld der liberalen Parteien sein, wenn sie nicht
Nutzen von dem Stoß ziehcn. Nicht als ob irgend wer im
Lande gedacht hätte, das in aller Welt am Alten haugende
Landvolt sei enthusiasmirt snr neue Stenern und fnr den
Nordbund. O, Nein! Aber daß man mit den plumpsten
Schlagwörtcrn, dem plumpsten, von klcrikalen Fraktionen ge-
tragenen Partikularismus noch diese Stimmenzahl erwerben
konnte, das deutet darauf, wie nothwendig es war, dem deut-
schen Nationalgefühle nach außen durch die Allianzvertrüge
eine zwingende Form zu geben. Konsessionell oder nicht, das
partikularistische Element ist da und ist eine Gesahr für Deutsch-
land; es bleibt nur der eine Weg, durch schstematische Bekütnp-
fung dieser Gefahr den Boden zn nchmen. Dieser Kamps
der Jntelligenz gegen die blind geleiteten Bevölkerungskreise
zieht dureh die ganze Gegcnwart; er konnte anch nns nicht
erspart bleiben.

B a d e rr.

Kavlsrmhe, 25. Febr. Seine Königl. Hoheit der
Großherzog habcn mit höchster Entschließnng ans Großherzogl.
Staatsministerium vom 23. Febr. d. I. gnüdigst geruht, den
vormnligen Königl. Preußischen Generalleutnant von Beyer
Zum Kriegsminister, sowie zum. Generallientenant und Ge-
ncraladjutant in Höchstseinem Armeekorps zu ernennen.

D e rr L s ch L a rr d.

BeEn, 25. Febr. Der amerikanische-norddeutsche Ver-
trag vom 22. Febr., dessen Natisikationsfrist 6 Monate ist,
wird vvraussichtlich früher ratisizirt werden. Das Grundprin-
zip des Verlrags ist, daß ein in Amerika natnralisirter Nord--
deutseher nach 5jührigcm Aufenthalt amerikanischer Bürger
wird, ausgenommen Verbrecher nnd direkt sahnenflüchtige De-
serteure. Die Annahme durch die amerikanischen Kammer ist
zweifellos.

Die Angelegenheit der hannover'schen Legion ist Frank-
reich gegenüber bekauntlich so gnt wie erledigt. Dieß war um
so weniger schwierig, als man in Paris naeh Allem, was ver-
lautek, wirklich von den Hintergedankeu, welche der sog. welsische
Hof in Hietzing damit verbunden habcn mag, keine Kenntniß
gehabt zn haben seheint. Hr. v. Moustier soll, als er jüngst
davon hörte, kaum gewußt habeu, daß eine hannover'sehe Le-
gion ePistire, nnd ans die von Straßburg, wo man ansragte,
ergangene Antwort sofort die bekannten Ataßregeln augeordnet
habcn, die darauf Preußen angezeigt uud von diesem als be-
friedigend ausgenommen wurden. Die Bezüge zn Frankreich
sind im Ällgemeinen friedlich, und man vermeidet von bciden
Seiten möglichst, was sie trüben könnte. Wenu allerdiugs der
Abcndmoniteur bemerkt, der neue badische Premier seheine den
„Jrrungen" seines Vorgüngers folgen zn wollen, so ist das
ein kleiner Nückfall in eine srnher nbliche Spraehe der sran-
zösischen Offiziösen, dic keine allzn große Bedeutuug haben wird.
Man wird denn auch in Paris sich wohl darein finden, daß
der preußische General und militürische Bevollmächtiate in
Karlsrnhe v. Beyer zum badischen Kriegsminister ernannt
ist. General v. Beyer verläßt die Preüßische Armee, abcr es
ist anzunehmen, daß seinem etwaigen spüteren Wiedereintritt
nichts im Wege stehen würde. Auch in Wien wird das viel
zu reden geben. Hat mau sich doch in den österreichischen Re-
gierungskreisen, wie aus gewifsen Korrespondenzen zu schließeu,
N-och soeben über die bekannte und erst besprochene Thatsache
gewundert, daß die preußischen Gesandtcn überall gleichzeitig
fnr den Vund, nnL nichtzum Wenigsten für jetzt, bei dcn
suodeutschen Höfen beglaubigt werden. Man hatle übersehcn,
daß die süddeutschen Staaten in einem internationalen Verhält-
niß-zum Ausland, zu Preußen dagegen schon jetzt in einem
viel eugeren stehen. — Das Zollparlement wird wahrscheinlich
um den 24. Mürz zusammentreten und schwcrlich vor Ostern
seine Arbeiten beendigen. Der Reichstag wird gleich daraus
eröffnet werden und manchc umfassende Nrbcit so namentlich
über die Gewerbefreiheit, vorfiuden, daher wahrscheinlich in den
Juni hinein tagen. — Bei dem Eintriti Mecklenburgs in den
Zollverein, wegen dessen die Verhandlungen sortdauern, wird
es zu einer Nachverzollung kommen. Ein Uebergangsstadinm,
gewissen Spekulanten willkommen, müßte Angesichts des ^ gc-
ringen Umfangs des Landes von ziemlich langer Dauer sein,
sollen die angesammelten Waaren in der Zwischenzeit konsumirt
werden, wie das in den Herzogthümern der Fall war. In
Mecklenburg würde ein Uebergangsstadinm, von dcr bezeichneten
Minorität von Spekulanten abgesehen, nur Nachtheil'' babcn,
 
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