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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 84
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0343

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Xo. 84.

Zweiter Jahrgang.

Samstag^ 18. Juli 1868.

sür die Bnirkc Schwctzingcll und Philippsdurg.

Erscheint D i e n st a g,
Dvnnerstag und
S a in st a g r
belletristisch'en
, S onntags blatt
Alle Postanstalten und
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Die Boten erhalten
2 kr. nionatlich.

(unter Kontrole der landwirthschaftlichen Bezirksdirektio n Schwetzingen stehend).

Neuefte Hopfen-Nachrichtett.

Schwcizingcn, 17. Juli. Die Trockenheit der letzten
Tage, welche nicht die gnnstigste Wirknng auf die Hopfenpflanze
ausübte, ist nnn einer vortrefslichen Witlernng gewichen.

Ein lange anhaltender nachtlicher Regenguß kam den Ge-
wüchfen anßerordentlich zn statten nnd fteht die Pflanze, welche
iit deu letzten Tagen in Folge ihres welten Aussehens einen
ziemlich nngünstigen Eindrnck hcrvorbrachte, nnn wieder so frisch
und üppig lvie je. Der Himmel ist bei sehr schwüler Tempc-
ratur beivölkt und sino diese Witterungsverhältnisse im Hinblick
auf unsere Bodeneigenthümlichkeit die besten, welche wir uns
wünschen können.

Aus Bayern wird über kalte Nüchte geklagt, doch dürfte
fich dieser Uebelsland inzwischen verloren haben, wenn die Wit-
ternngserscheinnngen wie bisher den unsrigen gleich kamen.

Das Gesehäft in vorjähriger Waare zeigt sich sehr gedrückt,
lvas anch ganz nntürlich ist. Die Besttzer von vorjührigem
Hopfen müssen jetzt anf die kommende Ernte speculiren,
da der Bierverbranch im Laufe dieses Sominers schwerlich
cin so starker wcrden wird, daß deßhalb noch lebhaftere Nach-
frage nach letztjährigcr Waare cintritt.

Aus Württembcrg theilt man uns mit, daß die Pf'lanze
bei der langen Trockenheit keine Fortschritte im Wachsthum ge-
macht habe. Aus Böhmen rind einem Theile Englands be-
richtet man ähnliches.

Aus F-rankreich (Elsaß) erfahren wir, daß erfrischendc Regen
die Pflanze im Gedeihcn förderten.

Aus den ncnesten Verichten geht demnach hervor, daß die
WitterungSvcrhültnisfe des Continent's solvohl als auch die
England's so ziemlich die gleichen warcn nnd ebenso anch eine
ahnliche Wirkttng hervor brachten.

W o ch e rr s ch a u.

Das Nothgewerbegesetz ist im Bnndesrathe dnrchgegangcn.
Dagegen stimmten blos die beidcn Mecklenburg, welche eben am
liebsten Alles beim Alten ließen.

Die in England aufgekommene Mode, noch zn Lebzeiten
den Betreffenden Monnmente zn setzen, fand bezüglich des
Grafen Bismarck in Dentschland die erste Anwendung. Ein
Graf Limbnrg-Styrum errichtete auf dem Gute Groß-Petcrwitz
in Schlesten einen Obelisken zn Ehren des preußischen Ministers
nnd dentschen Bnndeskanzlers. Die lateinische Jnschrift des
Obelisken enthült die Widmung für den Mann, der „des über-
müchtigen Oesterreichs Geißel, Prenßens Rechts Retter" ge-
worden.

Der Andrang zu den prenßischen Cadettenhünsern ist so
kU'oß, daß Niele, die anfgenommen werden wollen, znrückgestellt
werden müssen. Von den Scminarien laßt sich dies weniger
sagen, woraus zu schließen, daß die jüngere Generation sich
liebcr dem Wehrstand als dem Lehrstand znwendet, was wir
dcrselben übrigens nnter den bestehenden Verhültnissen anch
nicht verdenken können.

Jn den Salons sowvhl, als in den Kaffee's Berlins wird
noch immer von Knak gesprochen, den auch die Zeitnngen noch
täglich tn die Cnr nehmen. Der Pastor Knak ist ein berühmter

Mann gcworden — ein Beweis, daß man dies anch ohne all-
znviele Grütze im Kopfe werden kann. Der Bcrliner Volkswitz
beschüftigt sich mit diesem Manne viel und nennt ihn den
größten Astronomen, da er alle Celebritüten dieses Fachs in
seincm Namen vereinige (Kopernikns, Newton, Arago, Keppler).

Ans Ostprenßen kommen nene Nothstandsberichte, doch
bctrcffen dieselben jetzt mehr die Fische als die Menschen.

Jn Leipzig wird am 28. d. M. das Bnrschenschaftslnbi-
lünm gcfeiert werden.

Dcr berühmte Zollparlamentsabgcordnete Völk wurde in
Jminenstadi im Allgüu von seinen Wählern, denen er Rechen-
schaft ablegte, gcfeiert und wnrde dessen Anwesenheit zn einein
förmlichen Volksfest.

Die Landwehr in Bayern ist bereits organnUt und sollen
die Bataillone noch in dicsem Jahre einbernfen werden. Die-
selben erhielten anch bereits ihre Fahnen.

Die Wahlen in Württemberg sind nach dem direkten Wahl-
systcM vor sich gegangen nnd wie vorausznsehen, auch diesmal
die Nationalliberalen nnterlegcn, indem nnr 9 dcrselbcn auS
der Wablnrne heroorgingen. Der Charakter der Kammer,
welche übrigens diesmal viel ncne Elemente erhielt, ist groß-
dentsch, ob aber die Regiernngspartei oder dic demokratischc
darin doininiren, wird sich erst zeigen, wenn der Landtag be-
ginnt, was nebenbei gesagt, erst im Herbste der Fall fein wird.

Die Sensationsnachricht, daß Baden wegen dcr Erzbischofs-
wahl in Freibnrg in direkte Unterhandlung mit Rom getreten
fei, hat sich als Zeitungsente erwiesen. Dagegen siiid allerdings
die Unterhandlnngen mit dem Domkapitel selbst noch im Gange.

Das reizende Baden-Baden, welches des Schönen in jedcr
Bcziehnng so viel bietet, wird im Scptembcr den intercfsanten
Wettkampf aller badischen Regimentsmusiken haben.

Die Czechenwallfahrt ist in Constanz bei nngehenrem Volks-
andrange in Ruhe und Ordnung vor sich gegangen. Es wnrde
ein Zng nach dein Huffenstein improvisirt, an welchem 200
Czechen in ihrcr modernen Nationaltracht und mehrere Damen
Theil nahmen. Dort wnrden drei Reden, zwei in böhmischer
und eine in dentscher Sprache gehalten. Da die böhmischen
natürlich kein Constanzer verstand, so lüßt sich nur constatiren,
daß die denlsche versöhnlich gehaltün war, obgleich stc natürlich
an der böhmischen Nationalberechtignng festhielt. Ein Bankett
im Consiliumsaale beschloß die Wallfahrt.

Die Agitation in Böhmen nimmt indessen ihren ununter-
brochenen Fortgang und finden dort Volksversaminli-ingen anf
Volksvcrsammlnngcn statt, welche nie von nnter 10,000 Per-
sonen besucht sein sollen. Jn Folge dessen und der vielen
Feiertage erscheint Vöhmen als ein wahres Schlaraffenland.

Jn Oesterreich ist das Vollzugsgesetz zu den direkten Wahlen
erschienen und wird daher das nächste Abgeordnetenhaus auf
direkter Wahl bernhen. Außerdem ist die Zahl der Tage, an
wclchen keine- Theatervorstellung stattfinden darf , nnd welche
man Normatage in Oestreich nennt, anf 5 rednzirt worden. ^

Die Aufregung wegen der römifchen Allokution hat sich in
Oestreich noch nicht gelegt, ist vielmehr noch im Wachsen bcgriffen.
An gegenfeitigen Demonstrationen fehlt es nicht. Der Verein
 
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