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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 57
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0235

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krjchemt DitttfiLg,
Dvnnerstag und
Hamstag nebst ber
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Schwetzingen und Philippsburg.

Ko. 57.

Domicrstag, 14. Mai.

!868.

W o ch e n s ch a u.

Die politische Ausbeute in dieser Woche beschränkt sich
fast ausschlicßlich auf das Zoü'parlament. Sonst ift jetzt poli-
tische Windstille und die Lectüre der Zeitungen daher ganz
und gar nicht kurzweilig. Wir befinden uns daher in dieser
Woche in der nicht allein für unsere Leser, sondcrn auch für
unS selbft nichts weniger als unangenehmen Lage, uns recht
kurz fassen zu können.

Jm Zollparlament selbst handelte es sich besonders um
die Adresse, und so einstimmig man hinsichtlich des Spanischen
Handelsvertrags gewesen, in dieser Beziehung ging man gar
weit auseinander und die Extreme berührten sich ganz und gar
nicht. Herr Bluntschli ließ scine ganze Beredsamkeit spielen,
aber es half nichts, denn die Adresse wurde mit 36 Stimmen
Majorität verworfen und die einfache Tagesordnung belicbt.
Die s. g. süddeutsche Fraction braucht daher ihren Entschluß,
auszutretcn, nicht zu verwirklichen, sondern kann auch weiterhin
in Ruhe ihr Geld in Berlin verzehren. Außer dieser Fraction
baben die Herrn Franzosen große Freude an diesem Beschlusse
bereits scheel kundgegeben und auch die Börse sieht nichts we-
niger als scheel dazu, denn die Papiere, diese Friedensdrachen
sanden dadurch Gelegenheit, wieder etwas in dieHöhe zu steigcrn.

Die Tabakssteucr ist nun vom Zollbundesrath definitiv
augenommen und die 21 Thaler für den Morgen werden bald
das sein, was die Franzosen „lait ueooru^li" nennen. Man
hat zwar behauptet, die Sache wcrde in elfter Stunde noch
zurückgenommen, allein diese Nachricht hat sich bis dato nicht
bestätigt, vielmehr wird versichert, daß in eincr der nächsten
Sitzungeu des Zollparlaments die Vorlage erfolgen wcrde.

Um wenigftens Etwas noch aus Norddeutschland anzu-
sühren, das cben blos „zollparlamentarisch" in die Erscheinung
tritt, wollen wir vorübergehend bemerken, daß der achtfache
Raubmörder Timm Thode in Holstein dieser Tage wirklich hin-
gerichtet werden soll. Wer nsch eine Hinrichtung mit ansehen
will, der mag sich das Reisegeld nicht gereuen lassen, denn
bald dnrften glücklicherweise die Hinrichtungen in Deutschland
seltener werden als weißc Raben und schwarze Schwäne.

Der Buchhündler Herdcr, der Verlcger sämmtlicher Werke
des Herrn Alban Stolz, hat seiner Verdienste wegen um Litera-
tur und Religion vom Kaiser von Oesterreich den Franz Jo-
scphs Orden erhaltcn.

ES geht vielfach die Nede, daß Mainz neben dcn Preußen
ein Hessen-Darmstädtischcs Negiment in Garnison erhalten werdc.
Die Sache schcint nicht ohne zu sein, da selbst die Karlsruher
Zeitung nicht umhin kann, diese Nachricht zu bringen.

Zn Oestcrreich soll die Frcigebung der Advokatur bevor-
stchen und das betreffende Gesetz ausgegebcn werden, sobald
Staatsminister v. Beust sich von seiner Darmkolik erholt haben
würde, was dcn neuesten Nachrichten zu Folge nicht mchr lange
dauern kann, da Hr. v. Beust nach sehr heftigem Gallenerguffe
bereits beinahe ganz wiederhergestellt sein soll. Dagegen scheint
cs in der Concordatsangelegenheit wieder einmal langsamer
gehen zu müssen, indem der damit beauftragte Geschäftsträger
Hr. N Crjvelli unterdeffen, ehe er etwas zu Wege gebracht.

in Rom selig verschieden ist. Es muß daher erst ein neuer
Vertrauensmann dorthin geschickt werden und bis man den
rechten findet, wird noch mancher Artikel über diese Angelegen-
heit die Walze passiren.

Jn Linz ist ein großes Unglück vorgefallen. Ein mit
vielem Getreide beladener Schleppkahn hat sich losgeriffen und
einen Brückenpfeiler gebrochen. Die Fama verzeichnet 30 Todte.

Der Patriarch Volenga in Triest hat dem Sultan große
Eomplimente gemacht, weil er die Christen so gut behandle.
Nun soll noch Einer klug werden aus der Geschichte. Jn
Rußland, Rumänien, und Griechenland macht man dem armen
Sultan gerade aus dem Gegentheil schwere Anschuldigungen.

Jn Frankreich ließt man jetzt auch die Zollparla-
mentsverhandlungen Deutschlands mit ganz besonderer Auf-
merksamkeit, die Abstimmuug über die Adreffe hat dort
nllgemein befriedigt, und die Verstimmung, welche bisher über
diese Debatten dort sich Geltung gemacht, in den Hintergrund
gedrängt. Der arme Kaiser, der doch bekanntlich nicht ver-
antwortlich ist, wurde von der Presse schier gar für die na-
tionalliberalen Reden verantwortlich gemacht, und „das Zau-
dern sowie die Unsicheiheit seiner Regierung als die halbe
Stürke des Hrn. v. Bismark angesehen." Die Äeußerung deS
Generals Frossard in Cherburg an die Marinebeamten, dah
große Ereignisse für 1868 und 1869 bevorstünden, und die
Marine sich bereit halten müsse, hat die allgemeine Sehnsucht
rege gemacht, daß Napoleon 111. nächstens in Orleans wieder
einmal eine Friedensrede vom Stapel lassen werde, auf welche
die Franzosen in ihrer Mehrzahl warten, wie hungrige Wölfe
und Haifische. Ob übrigen? der Kaiser wirklich in die Frie-
densposaune stoßen oder gar nichts reden und sich „die Zukunft
offen erhalten" wird, daS müssen wir abwarten, bis die Feier
des Geburtstags dcr Jungfrau von OrleanS hinter unS liegt.

Fortfctzung folgt.

Ans Baden.

Karlsrnhe, 11. Mai. Nachdem die Großherzogin sich
gestern nach Baden begeben hatte, hat sich auch der Großher-
zog heute Nachnnttag dorthin verfügt, um der Königin
Augusta, sowie dem Kronprinzen von P r e u ß e n,
welcher auf der Rückreise von Jtalien vergangene Nacht in
Baoen eingctroffen ist, cinen Besuch abzustatten. Der Groß-
herzog und die Frau Großherzogin werden hcute Abend hieher
zurückkehren. Der Kronprinz von Preußen gedenlt morgen
zum Besuch der Großherzogl. Familie sich nach Karlsruhe zu
begeben, um dann von hier aus die Reise nach Berlin fortzu-
setzcn.

Mannheim, 11. Mai. Gestern wurde von einer G e-
sellschaft Kapitalisten und Geschäftsmünner. Böh-
ringer und Genoffen aus Württemberg, Engelhorn und andere
Theilnehmer von hier, eine große Bäckerei in Fabrikbetrieb
in's Leben gerufen. Dieselbe wird auf Grund und Boden
der ehemaligen Kunstwollefabrik in der Nähe des Rheinhafens
errichtet werden. Jn der Stadt sind gleichfalls in der Bäckeri
des Kaufmanns D. Böhm ganz vortreffliche Maschinen für
Knettung des Teiges, Heizvorrichtungen für Backöfen ein-
geführt worden.
 
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