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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 44
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0183

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"rrlverstttrt

Krschrint Dienstag,
Donnerstag un-
tzamstag nebst dcr
delletristischen Beigabe
S onntagsblatt
Nlle Postanstalten und
Boten nchmcn Bestcl-
lungcn an.

filr die Bezirke

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Die Boten erhaltc?,
2 kr. monatlich.

^Io. 44.

SnnNtn!,, 11. April.

^ *

W o ch

e n s ch «r

dieser Woche'

U.

ist eiir sehr dürf-

,Das politische Ergebniß
tigeS tiud über Ueberfluß an poiitkschem Stoff können sich die
Herren Zeitungsschreiber im Angenbticke nicht beklagen. Sie
haben vielmehr ost saure Mühe, die laugen Lpalten ihrer
Blätter Tag für Tag ausznfülleu uud erscheinen in dieser Be-
ziehung für sie die Parlamente uud Kammern als wahre Retter
in der Noth. Es ist wirklich für die Zeitungen ein Gtück,
daß im lieben Vaterlande eine „kammerlose Znt" zu den mo-
dernen lU.moglichkeiteu gehört, die Kammern vielmehr von den
Rrichstageu und drese wieder von dem Zollparlamente abgelöst
werden. —

Der Reichstag des norddeutschen Bnndes, dem außer
dem Gesetze über die A ufhe b n n g der Schuldhaft, auch
eine M a ß- und G ewi'cht s o rd n u n g, die ziemlich auf die
französisehe herauskömmr, vorgelegt werden soll, hat diese Woche
eine nicht uuiuteressante Verhandluug geliefert. Bekanntlich
beziehen die Neichstagsabgeordneten keine Diaten. Gewähtt
kaun zwar Jeder werden, wer aber gewählt ist, mag zusehen,
wo er das Moos her holt, aus dem er sich in Berlin betlet.
Und da auch die Eiseubahn keine Freikarten zu parlamentari-
schem Zwecke verabfolgt, so muß der Mann des atlgemeinen
Stimmrechtv, wenn er kein Geld hat, am Ende zu Fuße dahin
wandern. Der Abgeordnete Wa ldeck hal dies im Reichstag
des Weiteren ausgeführt uud die übrigen Abgeordneten schienen,
da die Deinokraten diesma! mit den Nationalliberalen zusammen
gingen, gute Lust zn haben, der D i ä t e n l o s i g k e i t den
Garaus zu macheu. Der famose Arzt Bismarck rettete ihr
indeß, wenu auch mit kuapper Noth, da der Antrag Waldeck
nur mit 97 gegen 92 Stimmen durchfcel, das Dasein, indcm
er vor Aenderungen an der jungen Verfassung nachdrücklichst
warnte Bei dieser Gelegenheit berührte Graf Bismarck aueh
die Frage, meßhalb sich das füddeutfche Bolk uoch zum
größten Theile gegen den Eintritt rn den norddeut-
sch e n Bnnd sperre „Warum wollen die Süddentschen nicht
zn uns kommen? Richt weil wir ihnen nicht kiberal g enn g,
fondern weil wir ihnen z u liberal sind. Reaktionäres Ent-
gegenkommen würd-e vielleicht znm Ziele führen. Jch laffe cs
dahin geftellt, vb es überhaupt ein Vorzug ist, liberal zu sein
oder nicht; aber derjenige muß Süddeutschland, mit Ansnahme
Badens, sehr wenig kennen, der nicht weiß, daß sie dort im
Liberalismus, ich will nicht sagen uin ein Menschenalter, aber
doch um die Zeit, die seit der Julirevolntion verflossen, znrück
stud." Wir Badner köuuen mit deni Kompliment des berühm-
teu Grafen wohl zufrieden sein: die Württemberger, Bayern
und Hcsfen werden sich jedoch deßhalb hinter den Ohren kratzen.

Die Dona n m ündungen sollen endlich eimnal f a h r-
bar gemacht werden. Da dies in europäischcm Jntereffe ge-
schieht, aber heidenmäßig Geld kostet, so soll die dadurch noth-
wendige Anleihe anch mit vom norddeutschen Reichstnge garantirt
werden.

Die V e r ha nd lu n g e n zwischen Preußen und Dä -
ncmark sollen abgebrochen worden sein, da sich ersteres nicht
veranlaßt fehen konnte, die exorbitanten Forderungen der Dü

nen, welche Düppel nnd Alscn znrückverlangen, zn bewilligen,
Von andrer Seite heißt es, Prenßen habe eine Grenzlinie vom
Ainte Hadcrsleben bis znr Gjenner Bncht proponirt, nnter
Garaniie der Herstellung des Znstands von 1846 jenscits der
Grenzlinie. Dänemark lehnte ab, ohne Bezeichnung einer be-
stiinmten Grenze, festhaltend an dcr Abstimmiing nach dem
Grundsatz der Nationatitüten im nördlichcn Schleswig.

Die Mennoniten, denen dcr Militäroienst aus reli-
giösen Rücksichten nicht nachgelaffen wnrden, beabsichtigen deh-
halb in Masse von Preußen nach Nnß'aiid auszuwanoeru.
Wcnn sie nur nicht ans dem Rcgen in die Transe gcrathen.

Wie natürlich hat die Rei se des Prinzen Napoleon
anch an den kleinen Hosen politischen Klatschstoff geliefert. Dem
Herzog soll er das, dem Minister jenes ins Ohr gesagt haben.
Der weimarische Minister Watzdorf stellt dies, soweit es seine
Person betrrfft, ösfentlich in Abrede.

Die Bayern scheinen den P r e u ß i s ch e n Militä r-
e i n r i ch tu n gen immer noch ctwas a b g e neigt. denn, ob-
gleich die Traunsteiner Excedenten hinter Schloß und Riegel
gekommen nnd dort wohl noch lange bleiben werden, liest
mcui noch da nnd dort von ühnlichen, menn auch nnbcdenten-
dcren Knndgebungen des bayrischen Partiknlarismus. So wieder
diese Woche iu Alttöttiug. So schwer es aber auch deu Att-
bayeru werdeu mag, uud so weuig sie überhaupt dem Geist
der Zeit Ncchuuiig trageu, geschweige Opfer zu briugen, geueigt
seiu dürsten, geändert wird die Weltlage von dort auch nicht,
das erlanlren wir uns als sichere Behauptnng aufzustellen.
Rach der bayrischen Musik wird dic Politik der Zutuuft uicht
tauzeu.

Mau sollte es kaum glaubeu, daß in dem aufgeklarten
Baden, welches eben jetzt wieder von Berlin ans ein so schö-
nes politis hes Lob erhatten, es nicht nnr Leute gebeu kanu,
die au deu Teufel in matura glauben, souderu auch solche,
die vou demfelben beseffeu zu sein behaupten. Uud doch ist
dies im Jahr 1W8 noch der Fall. Jn Wollmatingen bei
Eonstanz lebte ein folcher Beseffener uno der geistiichen Für-
sorge gelang es nichl, den Gottseibeiuns anszntreiben, ans de.n
eiufachen Grunde, weil die infernatische Majcstät nach dein
Ausspruch der Aerzte gar nicht zng-gen war. Gegen dicses
ärztliche Gutachten erhob sich aber Widersprnch von Einsicdeln
aus, wohin sich der Mann begeben hatle, so daß dieser nach
wie vor sich für den Herbergsoater dcs nnsanberen, schwarzen,
gehörnten nnd geschweisten, schwefelduftenden Gcsellen hült.
Man hat rhn jestt staatlicherseits nach Jllenan geschickt, wo es
seit der Zeit, wie manche fromine Seele behauptet, auch uicht
geheuer sein soll.

Jn Herrenwies im Schwarzwalde lag am 1. April
noch fnßtieser Schnee.

Der trefftiche Phitologe Cadenbach, Lyzeumsdirektor
m Heidelberg, ist mit Tod abgegaugeu.

Die in das Verhüttmß des Staats zur Kirche. so tief
eiugreifeuden nenen Gesetze beschäftigen die ö ster r eichi s ch e n
Volksvertretung fortwährend; und werden bei diefer Gelegenbeit
immer auf's Nene wieder Reden gehalten, welche zu deu aus-
gezeichnetsten gehören, welche die neueste Zeit überbaupt zu

Der hohen Feiertage wegen erscheint nächsten Dienstag kein Blatt.
 
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