Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

DOI Kapitel:
No. 69
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0283

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6rscheint D i c n st a g,
Donncrstag und >
Samstag ncbst dcr
bclletristischcn Veigat'c
, S anntagsblntt
Ällc Pastanstulten unb
Vaten nehmen Bestel-
lungcn an.



Prci;! jährlich 8 sl.,
viertcljährlich .15 kr.
Anzcigcn werben bic
brcishnltige Zeile obcr
beren Raum mit «ur
" kr. bcrechnct.

Tic Botcn crhaltcn
2 kr. mouatlich.

für die Bezirle

SamBag,

W o ch e rr s ch a u.

So steriilst iin Allstemeinen immer noch die politischcn
AnSbenten der Zeitungen sind, so erfreulich gestnlten sich ande-
rerseits die Nnssichten anf ein seg.ensreiches Jahr nbeehaupt
und eine ergiebige Ernte insbesondere. Der Stand nnsercr
Felder berechügt zn den besten Hoffnungkn, wclche wir nm so
freudiger begrnßen, als uns selbstverstandlich nichts näher licgt,
als das tägliche Brod n.nd nächst diesem allerdings — der
Friede.

Graf Bismarck wnrdc dicse Woche Von einer leichlen Rip-
penfellentznndun-g befaüen und soll überhanpt sein Nrperlicher
Zuftand in Folge der vielen nnd ausregendcn Nrbeitcn so an-
gegriffen sein, daß. er sich einige Zeic don den Geschäften zn-
rückznziehen gedenke. Da Gras Bismarck gcwissermaffen alS
die Secle der hentigen cnropüischeu Politik zn betrachten ist,
so dürfte ein anch nur zeitweises Nichteingrcifen dieser hervor-
ragenden Persönlichkeit in diesclbe sich immerhin bemerkbar
mnchen. Der norddentsche Reichstag ist zwnr beisammen, aber
die Hitze scheint den Nbgeordneteir das Geschäst manchmal zi/
verleiden, mas darans hervorgeht, daß das Haus in Folge des
vielen Schwünzens schon mchrmalS beschlußnnfähig wnrde. Von
weiteren zn machenden Vorlagen, wird vielfach gesprochen un.d
unter denselben anch ein gemeinfameS Strasgesekbuch und eine
gleiche Strafprozeßordnung für ganz Norddentschland gcnannt.

Die dentsche Nordpolfahrt, lvelche durch Herrn Petermann
üngeregt, von den Regiernngen materiell unterstücht und von
den besten Wünschen des Volkes getra-gen ist, hat bereits b-e-
gonnen und wünschen wir deren wohlbehaltene nnd zngleich er-
folgreiche rechtzeitige Heimkehr..

Die Königin von Portngal ist in Ems znr Badeknr cin-
gctroffen.

Jn Bremen war dieser Tage der Protestanientag verfam-
melt nnd in Kasscl tagt im Angenblicke die allgememe dentsche
Lehrerversammlnng.

Prinz Napoleon setzt seine Besnche an den süddentschen
Höfen fort nnd wird sich sogleich darans nach Constantinopel
begeben. Obgleich er incognito reist, kennt ihn doch Jedermann,
nur weiß man nicht, was er eigentlich mit seinem vielen Reisen
bezweckt, und die Zeitungen überlegen in dieser Veziehnng hin
und her, ohne wahrscheinlich den Nagel anf den Kops zu treffen.
Uebrigens hält sich der Prtnz nirgends lcmge auf und ist in
dieser Beziehnng ein wirklicher Fortschrittsmann. Er hat in
dieser Woche in Stuttgart nnd München seine Nnfwartnng ge-
macht nnd befindet sich im Angenblick bereits in Wien, wo ihm
große Aufmcrksamkeit von Seiten des kaiserlichen Hofes er-
wiesen wird.

Jn Ermangelung eines andern Stoffes wird die Festung
Landau immer noch in den Blättern dieffeitS nnd jenseits dcs
Rheins vielfach besprochen. Der Behauptnng, daß man bayri-
scherseits vorhabe, dieselbe zu schleifen, wurde offiziell wider-
sprochen. Eine allensallsigc Besetzung durch preußische Truppen
rvürde den Franzosen ganz nnd gar nicht gefallen.

Die Stellung des Fürsten Hohenlohe soll mcht so fest sein,

als man seithcr annahm. Der König sci der Nnsicht, daß er
dic Selbstständigkeit Bayerns nicht gcnng wahrc.

Jn Baden wnrde der bisherige Oberbürgermeister Fanler
in Freibnrg cinstimmig wiedcr gewähll, nnd haben dainit die
großen Vcrdicnste dicseS tüchiigen Mannes anf's Nene gerechtr
nnd verdientc Nnerkennnng gefundcn.

Bezüglich der Erzbischosswahl verlautet, daß das Dom-
kapitel ans seincr Liste beharrt nnd stch ;veigert, cine neue
ausznstellen, indem, seiner Nusfassnng zn Folge, die Regiernng
blas berechtigt set, von den präscntirlen Eandidaten eine ge-
wisse Zahl (bis ans drci) ausznschließen. Dieser Nnsicht zu
Folge tönnte die Regiernng sehr leicht in die Lage kommen,
hinsichtlich des „Mehr und mindcr genehm" eigcnthümliche
Wahl treffen Zu müssen., da es leicht vorkommen könnte, daß
das Domkapitel blos „nicht genehme" Candidaten anfstellen
würde, und dann unter allen Ümständen cin „nicht genehmer"
Erzbischof anS der Wahlnrne hervorgehen würde.

Nach dem „Pfälzer Botcn" soll die evangelischc Protest-
partei d. h. die orthodoxe Geistlichkeit in einer Versammlnng
zn Heidelberg beschlossen haben, das Präsidinm in den Orts-
schulräthen niedcrznlegen, „da unter den jetzigen Verhültnissen
ihrer ersprießlichen Thätigkeit kcin Raum gelassen sei."

Mit der BodeMsgürtelbahn scheint es noch gute Weilr
zw habcn, denn die Schweizer haNn dabei mitzureden und so
cmfach dieselben sich sonst geberden, so prätentiös pflegen sit
zn sein, wenn sie mit Fremden zu vrrhandeln haben. Für
die Genehmigung, der. Bodensecbahw verlaugeu sie die H-erstel-
luug zweier Eisenbahnlinieu im Kan.ton Schaffhansen, nämlich
der Linie Stein-Singen und Beringen-Schleitheim,. wsrauf sich
Baden mit Recht nicht so schlcchthin verstehen kann.

Msire Leser loerdeu sich mnnern, daß vor cinigen Wochrn
gar viel die Rede war, daß die Hessen in der Stärke eineS
Regiments in Mainz einrücken würden, um in der Folge diese
Festung mitvertheidigen zn können. Jestt erfährt man,
daß aus der Sache nichts wird, da Preußen Reibereien
zwischen beideu Theilen voranssteht und denselben vorber^
gen lvill.

Die Bekenntnißgesetzc stnd zwar in Oestreich pulnizirt,
allein der Kaiser soll deusslbeu nur widerstrebeud seiue Zustinr-
mnng gegeben nnd diesetben nur als änßerste Grenze deP zu
Bewilligenden bezeichnet. haben. Uebrigens hat der päpstliche
Nuntius Faleinelli nicht nnterlaffen, gegen dieselben Proteft
einzuleg-en.

Wer vor 20 Jahren gefagt hätte, daß JohanneS Rong^
auch nach Wien noch kom-men würde, der hätte so wenig Glau-
ben gefunden, als derjenige, welcher prophezeit hätte, daß dic
Tnrken in Wien oder Berliu ihren Einzng halten würden.
Und doch ift Ersteres emg-etreten r Ronge predigt in Wien!
Große nnd glänzende Geschüfte wird er freilich nicht machen;
doch hat Herr Alban Stolz immerhin für nöthig erachtet, eine
seiner Zehnkreuzerbroschüren gegen ihn losznlaffen, welche den
Titel hat: „Ioh. Nonge oder die neuen Kometeu und ihr
Schweif."
 
Annotationen