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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

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No. 37
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https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0155

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Schwehiiigen und Philippstzurg.


Erscheint D i c n st a g,
Donnerstag und
bamstaq nebst der
tellctristischcn Beigabc
» Sonntag? blatt
Nlle Postanstaltcn und
Boten nehnicn Bcstcl.
lungcn an.

PreiS: jährlich 8 si.,
viertcljährlich 45 kr.
Dnzeigen wcrden dic
dreispaltigc Zcile odcr
deren Raum mit n»r
2 kr. bercchnet.

Die Botcn erhalten
2 kr. monatlich.

«^io. 37.

Donncrjlng, 26. Män.

W o ch c » s ch a u.

Endlich ist der Frühling cingezogen und crn die Stelle
de§ rnuhen Winters getreten. Der letzte Sonntng, der sog.
Soinmertng, wnrde nnch alter pfülzischcr Sitte in unsererGegend
cils Frendentng gefeiert und nnf den Gefichtern fnst aller
Menschen, Alt wie Iung wnren die Spnren der sreudigen
Hoffnung zn lesen. Der Mcnsch hofft, so lnng er lebt und
strebt und in den vielen Mühen und Sorgen des Lebens kann
blos die Hoffnung aufrecht erhnlten, welche in denr Erwnchen
der Nntur nnch dem cisigen Winterfroste ihr göttliches Porbild
findet. Nud so wollen wir hoffen, dnß nuch in dem, wns die
Kölker drückt und bewegt, sich die günstigere Entscheidung er-
gebcn möge und namentlich, daß der fnst nllcrwürts in höherem
oder mindcrem Grnde eingetretene Nothstnnd sein bnldiges Ende
sinde.

Vcrsiegt, versiegt ihr Thrünen!

Es eudet die Noth, die Pein!

Die rnuhen Ketten der Erde

Wird sprengen der Sonne Schein! —

Der deutschffchweizerische Postvertrng ist zu Stande ge-
kommcn und werden in Zukunft frankirte Bricfe in die Schweiz
bis zum Gcwicht von 15 Grammes mit 25 Cts. und un-
frankirte mit 50 Cs. belastet.

Der 18. März als zwnnzigster Jnhreslag der 1848r.
Nevolmion hnt in Berlin vielfnche Erinnerungen hervorgerufen,
uud der Friedrichshnin, wo die damnls im Knmpf Gefnllenen
ruhen, wnr von vielen Bcsuchern heimgesucht, welche nicht ver-
fehlten, die betreffendcn Gräber mit Kränzen, Blumen und
anderen Zeichen zu schniücken. Auch die Zeitungen widmeten
seiner Zeit ihren Rückblick, sreilich unter sehr verschiedenen Gc-
sichtspunkten, se nach der Parteischnttirung, die natürlich in
ihren entgegengesetztesten Punkten, der Kreuzzeitung und Zukunft
den entgcgengesetztesten Ausdruck fiudel. Am originellsten viel-
leicht feierte ein Verliner Häringshündler nm Molkenmarkt den
verhängnißvollen 18. Mürz. Auf einem weißen Teller von
riesigen Dimensionen hntte er eine Menge Sardellen zu den
Worten zusammengefetzt: Heute ist der 18. Mürz. Eine ge-
schmackvolle Garnitur von Gurken und Citronenschciben um-
krünzte diefe kntzenjümmerliche Erinnerung.

Prinz Nnpoleon hat seine Rückreise von Berlin angetreten,
und ist übcr Dresdcn, Lcipzig, Weimar und Coburg, wo er
den betreffenden Höfen Besuch nbstnttete, in Köln eingetroffen.
Auf seiner Reise versüumte er nicht, die Sehenswürdigkeiten
nller Art eifrig zu besichtigen und nuch die iudustriellen Etn-
blissements wurden gebührender Aufmerlsamkcit gewürdigt.
Von Köln mnchte Plon-Plon auch einen Ausflug nach Effen,
und zwar eiuzig nnd allein dem berühmten Krupp und seinen
Kanonen zu Liebe, welche ihm wahrscheinlich mehr als alles
Andere einen gehörigen Respekt vor Dentschlnnd cmgeflößt
haben. Der Prinz soll, wie verlautet, ehe er nnch Paris gcht,
noch Brüfsel nnd Amsterdam besuchen.

Graf Bismnrck scheint wieder ganz auf dem Damm zu
sein, da er vor cinigen Tagen dns Ministerium des Aeußeren

wieder übernommen und dies durch Cirknlarschreiben den Herrn
Diplomaten nngezeigt hnt. Es wird dnher voraussichtl'ch jetzt
wieder regeres Leben in die diplomntische Welt kommen, als
deren eigentliche Seele Grns Bismnrck zu bctrnchten ist. Auch
die Eröffuung des Reichstages, welche persönlich durch den
König erfolgen wird, verspricht erueute politische Negsnmkeit.

dNnn knnn nicht gernde behnupten, dnß eben iu ^strenßen
ein Mangel nn parlnmentnrischen Einrichtungen besteste. Nord-
deutscher Reichstag, Zollparlnment, Abgeordneten- uud Herren-
haus wechseln mit einnnder in bunter Reihe nb. Daß dnneben
den bestehenden Provinziallandtngen nicht immer die mehr als
proviuzinle Aufmerksnmkcit zugewendet wird, kann bei dieser
Abuudnnz nicht vcrwuudern. Eine Ausunhme von dieser Regel
mncht eben der westphülische Kreislnndtag. Der bckannte groß-
deutsche Graf Westphalen hat vor zwei Jnhren bci Gelegenheit
des Krieges seinen Austritt aus dem Herreuhnus erklürt, uud
deuselben damit motivirt, dnß er unter den gegebenen Verhnlt-
nissen seinen Eid nicht mehr als bindend anerkennen könne,
dn der König von Preußen kein Bundesfürst mehr sei. Jn
Folge dieser Erklürung wurde er dieses Jahr auch nicht in
den Provinziallandtag eingeladen, ist aber trotzdem dnrin er-
schienen und hat sich nuf dic ergnngene Aufforderung des Laud-
tagsmarschalls auch nicht entfernt. Letzterer hat darauf die
Sitzungen geschlosfen nnd Jnstruktionen für sein weiteres Ver-
halten von Berlin verlaugt, welche den Wiedereintritt des
Grafen von der Ableistung des Homoginleides nbhüugig er-
klürt hnben sollen.

Wer keine neuen Steuern mehr will, mng sich an dem
preuß. Abgeordneten Hnrkort, welcher wegen eines Artikels
„Keine ncuen Steuern niehr" in Anklngestnnd versctzt wurde,
ein wnrnendes Beispiel nehmen.

Jn Kaukehuien sind Unruhen ausgebrochen und wollte
sich dns hungerude Volk der Getreidevorrüthe bemüchtigen.
Vierzig aus Tilsit dorthin beorderte Drngoner stellten die Ruhe
wiedrr her.

Die Königsberger Hnndelsknmmer hnt ihren Austritt nus
dem deutschen Hnndelstng erklürt. Der Grnnd dieses nuffnlleuden
Austritts ist uns unbekanut.

Wie wenig Preußen den guten Dänen noch trauen will
uud kann, beweisen die Vcrgrößerungen dcr Schnnzwerkc bei
Düppel und Alsen nnd deren verstürkte Armirung.

Die Frnge, ob Lehrer Schnurrbärte tragen dürfen oder
nicht, scheint immer noch unenlschieden zu sein. Jn der preuß.
Provinz Snchscn wurde deßhnlb diese Woche ein Lehrcr zu
3 Thlr. Strafe verurtheilt.

Der sächsische Kriegsminister h.nt in der Knmmer erklürt,
dnß die Luft denn doch noch nicht so sricdlich sei, als es den
Anschein hnbe, und dnß ein Kriegsgewitter vielleicht nüher sei,
als mnn glaube; er müffe daher mit aller Euergie darauf
dringen, daß nlle erhöhten Positionen des Militürbudgets ohnc
einen Pfennig Abzug bewilligi würdcn. Es würe zn wüuschen,
daß derartige Erklürungen, besonders wcnn sie an solcher
Stelle gegeben werden, nüher begründet würden, damit die
Geschäftswelt doch auch wirklich wiffe, woran man eigentlich ist.
 
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