Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

DOI Kapitel:
No. 153
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0628

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zo. 153.

Mittwoch, 30. Dezember 1868.

Zweiter Jahrgaug.

Erschcint Sonntag,
Mittwoch und
F r e i t a g.

Alle Postanstalten und
Voten nehinen Bestel-
langcn an.

sür dic Bcchbe Schwchingcn und Philippsbnrg.

Preis i ^/Fährüch -Idkr.
per Post bczogcn 56 kr.
Anzeigen wcrdcn die
drcispaltige Zcile oder
deren Ranm init nur

2 kr. berechncl.

Die Boten erhalten

3 kr. inonatlill).

Einladnng zum Abonnement!

Mit dcm 1. Immar 1869 bcginnt cin neues Abonnement anf nnser Blatt nnd laden wir zn recht zahlreichem Beitritt
crgcbenst cin. Unsere geschützten Postalwnnenten bitten wir, ihre Bestellung nn der betr. Postanstnlt rechtzeitig zn erneuern,
da Nichternenerung des Abonnement nls Abbestellung behandelt wird.

Schwetzingen, ini Dczember 1868. Die (§§PediilLM.

für die HnrLerblicberren des verunglüEtcn Knspar Haag
von Ketsch r

Uebertrag aus voriger Nummer.60 fl. 15 kr.

Mit drm Poststempel Würnöerg unter Couvert mit
der Bezeichnung „auf dcnWeihnachtstisch dcr armen
Haag'schen Kinder" . ... 4 fl. — kr.

(Trotzdem der menschenfreundliche, ferne Cinsender
sich nicht nannte, glaubm wir aus den Schriftzügcn
auf nnsern hochgefchätzten Correspondenten Hr.

Conr. Schdt. schließen zu dürfen.)

Von Hr. R. St. hier.2 fl. — kr.

Summa . 66 sl. 15 kr.

Wir dankcn dcn gütigcn Gebern anf's herzlichste und bitten nnsere
werthcn Leser, dcnen vergönnt ist, dem Unglücklichen und Vcrlassenen
helfend und unterstützend beizustehen, um wcitere Beiträge.

Iie Krpedition d. Z3k.

* W ü ck 6 ki ck.

Das Jahr 1868 eilt seinem Ende rnsch enlgegen und
wir benützcn den flnchiigen Augenblick, den Gang dcs diesjührigen
Hopfengeschäfts nochmnls nn uns vorüber pnssiren zu lassen,
um aus den Ergebnisseu der Vergnngenheit Erfnhrungen fnr
die Znknnst zn schöpfen.

Mit welchen Erwartnngen gingen wir der Hopfenerndte
des Jahres 1868 entgegen, welches dazu bestimmt schien, die
Scharte auszuwetzen, die das Vorjahr gerissen hatte und wie
sehr fanden wir uns — nach amünglicher, scheinbarer Realisi-
rung unserer Wnnsche — in unscrn Hoffnnngen getüuscht.

Die ungemein warme nnd meist trockene Witterung des
heurigen Sommers beeintrüchtigte einigermaßen das Wachs-
thum und die Eiltwickelnng der Hopfenpslanze sowohl aus dem
Festlande, als in England und Amerika. Die Befürchtnngen
einer Ueberpro dn ktion schwanden somit und machten der
Hossnnng Raum, daß mindcstens annehmbare Mittelpreise di^ses
Jahr anf die Tagesordnnng kommen würden.

Die Pflücke begann unter den obenerwähnien Wiitcrnngs-
verhältnissen früher als sonst und fielen die ersten Künfe in
Nürnberg schon anf die zweite Hülfte des Monats Juli.

Bei uns kamen die ersten Geschüftsabschlüffe im Anfange
des Angust vor und begannen hier mit den bescheidenen Preisen
von fl. 45—50.

Aller Angen waren, wie gewöhnlich, nach England ge-
richtet, desfen Erndteertrag für die künftige Gestaltnng des
Geschafts inaßgebend sein mnßte. Die fortwährenden Kkagen
aus den englischen Hopsendistrikten über die enorme Hitze, über
Ungeziefer, Fänlniß rc. rc. legten denn anch die Vermuthnng
nahe, daß England genöthigt sein würde, Bezüge vom Festlande
her zu machen und entfaltete die Speknlation deßhalü bei Be-
ginn deL GeschLfts eine ziemliche Rührigkeil.

Anch bei nns machte sich ein lebhafler Geschäftsgang be-
mertlich. Die Preise stiegen bei täglichcn, ziemlich namhasten
Umsätzcn, langsam und standen gegen Ende August auf fl. 60.
bis fl. 65. (einschließlich der Trinkgclder.)

Ein Umschlag, der plötzlich in den Witterungsverhältniffen
des ganzen Continents, sowie Englands auftrat, änderte die
Sachlage und führte den Gewüehsen die längst ersehnte Feuch-
tigkeit zur gedeihlicheren Entwicklung in reichlichem Maße zu,
so daß binnen Kurzem die Anssichten snr einen umfangreichen
Export nach England schwanden nnd das gefürchtete Gespenst:
U e b e r p r o d u k t i o n immer näher rückte.

Die Situation änderle sich rasch. Jn Nürnberg trat
Flaue, mit Preisrückgang verbunden, ein.

Der Einfluß, den Nürnberg aus alle Produttionsplätze
ausübt, zog überall die gleiche Erscheinung nach sich; dem seit-
herigen belebten Geschäftsgang folgte Ruhe, dem Preisaufschlag
— Preisrückgünge.

Die Angebote begannen bald di? Nachfrage zn übersteigen.
Die Verkansslust ängstlicher Hopfenpflanzer war die Veranlas-
sung, daß Nürnberg, die Metropole des deutschen Hopfenhandcls,
mit Znsnhren in meist' ordinären Sorten wahrhaft überfluthet
wnrde; diese kanm zn bewültigenden Massen von Hopfen hatten
hinwiederum eine gänzliche Muthlosigtüt und ein weitercs
Fallen der Preise zur Folge. Ebenso verharrte der Londoner
Markt in fortwührender Leblosigkeit.

Daß somit auch bei uns die Preise nicht Stand haltcn
konnten, ist selbstverständlich nnd gingen dieselben, nach mehr-
fachen Schwantungen avf fl. 22—30. für bessere Sorten zurück,
auf welchem Pun'kte solche heute noch stehcn.

Ueberdies mußte Amerita, welches dieses Jahr ein unge-
mein starkes Ernteergebniß anszuweisen hat, sei.wm Produkte
einen Abfluß um jeden Preis erösfnen und warf daffelbe deßhalb
massenhaft nach England herüber, wodurch dem sestlündifchen
Gewächs eine gesähiliche Konkurrenz erstand, die nicht wenig
dazn beitrug, daß das Geschüft sich in so engen Schranken und
zu so niedrigen Preiscn seither weiter bewegte.

Wührend so auf der einen Seite die Produktion eine
noch stürkere als in den Vorjahren war, zeigte sich der Ver-
branch weit schwacher als sonst. Die Braner waren allenthal-
ben noch mit Vorräthen in 1867r Waare, sowie in äckern
Iahrgängen versehen, wodurch die Placirung des 68r Jahr-
ganges bedentend beeinträchtigt wurde.

Unter diesen Umstünden ist es klar, daß an eine Aende-
rung der Geschastslage nicht mehr zn denken ist. Ein Auf-
schwung wäre nur dann möglich, wenn sich die Anssichtew sür
die Erndte des tomnienden J-ahres schlimm gestalten würden,
worüber sich natürlich vor Mitte künstigM Jahres und selbsi
da-, nsch teür sicheres llrthe'vl fällen lüßt..
 
Annotationen