Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1868

DOI chapter:
No. 20
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29847#0085

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint Dienstag,
Donnerstag und
Samstag nebst der
belletristischen Bcigabe
.Sonntagsblatt".
Alle Postanstalten nnd
Boten nehmen Bestel-
lungcn an.

Preis: jährlich 3 fl.,
vicrtcljährlich 45 kr.
Anzeigen werdcn dei
dreispaltige Zeile odcr
dcren Raunr mit nur
2 kr. berechnet.

Die Botcn erhalten
2 kr. monatlich.

Schwetzmgen und Philippsbnrg.

I^o. 20.

Samliag^ 15. Fclnuar.

1868.

An unsere Ltlcr!

Heute traf die Mittheilung von Karlsruhe hier ein:

Donnerstag, den 13. Februar, Abends 4 Uhr genehmigte die
Erste Kammer den Gesetzentwurf über Erbanung eincr Eisenbnhn
von Mannheim nber Schwetzingen nach Karlsruhe in
der Fasiung der Zweiten Kammer.

So wäre deun diese für uns so wichtige uud tiefgreifende Frage in eiu Stadimn getreten, welches

wir vor Kurzem noch kaum für möglich gehalteu haben.

Die Freude ist eine allgemeine, ungetheilte und innige und findet auch schon in dieser Stunde ihren

Ausdruck in der Beflaggung der Stadt^ Glockengeläute, Böllerschüssen und brillanter Beleuchtung des Rath-
hauses und verschiedeuer Privatgebäude.

Freilich stehen wir erst am Anfang der Dinge; zwar hat der unbestimmte Gedanke erst eine klare
Fassung erhalten^ allein die That, das „Zu Blut und Fleischwerden" desselben wird folgen und das Werk krönen.

Freuen wir uus also der jüngsten Errungenschaften, geben wir uns jedoch keinen ungerechtfertigten
überschwänglichen Hoffuungen hin; helfe aber Jeder, wenn die Zeit kommt durch Uneigenuützigkeit und
Opferwilligkeit das Werk fördern.

Dank aber unserem geliebten Fürsten, Dank den Vertretern 'unseres Landes^ unserem Abgeordneten
und den Mäunern allen, welche das tiefgefühlte Bedürfniß unserer schönen Rheinebene erkannt haben und
ihm gerecht zu werden trachteten.

Schwetzingen, den 14. Februar 1868.

^ W o ch e n s ch a u.

I.

Die Befürchtung, daß der Tod des Ministers Mathy und
der nahe Schluß des Landtags in die Rheinthaleisenbahnfrage
möglicherweise eine Stockung bringen, bezw. die Vertagung des
Projektes zur Folge haben könne, hat sich glücklicherweise nicht
bestütigt; vielmehr haben wir heute das Vergnügen, unseren
Lesern mitzutheilen, daß die zweite Kammer den betreffenden
Gesetzentwurf einstimmig angenommen hat. Somit würe, da
die Änuahme in der ersten Kammer wobl gleichfalls noch be-
vorsteht, diese für uns so wichtige Angelegenheit endgültig
festgestellt.

Die bevorstehenden Wahlen zum Zollparlament beschüftigen
die ösientliche Meinung in hohem Grade. An verschiedenen
Orten, so namentlich auch in unserer Nühe in Mannheim
wurden in dieser Woche größere Versammlungen deßhalb ab-
gehalten. Die Betheiligung ist von Seiten des Volks eine
große und immer mehr wird die Wichtigkeit dieses Parlaments
von letzterem erkannt. Wie richtig diese Auffassung ist, mag
cin bloßer Blick auf die Gegenstände, die im Zollparla-
ment zur Sprache kommen sollen, beweisen. Dieselben bestehen
in nichts weniger als folgenden: Zollgesetz, Zollordnung, Zoll-

strafgesetz, die verschiedenen Regulative für Zollbegünstigung
und Creditgewührnng, für die Niederlagen, für die Begleit-
scheinausfertigung, für die Post- und Eisenbahnabfertigung
zollpflichtiger Güter, die Beseitigung des Lüstigen im Legitima-
tionswesen des Grenzverkehrs, Geschüftsvereinfachung der Zoll-
ümter, Reorganisation der Zollschutzwache, Vereinfachung des
Zolltarifs, Tabaks- und anderer Steuerfragen, Prüfung nener
Handelsvertrüge, Post- und Eisenbahnsragen, Einführung eines
einheitlichen Gewichts im Verkehre, eines gleichen Civilgesetz-
buches, einer gleichen Münze u. s. w.

Die Debatten im preußischen Abgcordnetenhause über
die hannöverischen Provinzialfonds haben eine Meinungsver-
schiedenheit der Eonservativen und des Grafen Bismarck, wel-
cher der Decentralisation das Wort redete, ergeben. Der preu-
ßische Minister sprach es bei dieser Gelegenheit ziemlich unver-
blümt aus, daß er erforderlichen Falls auch hinter einer an-
deren Partei seinen Stützpunkt suchen und finden werde.
Uebrigens erbat sich am folgenden Tage Graf Bismarck „aus
Gesundheitsrücksichten" Urlaub, welchen er denn auch auf uu-
bestimmte Zeit erhielt. Man bringt natürlich dieses Urlaubs-
gesuch mit der gedachten Debatte in ursächliche Verbindung.
Wenn auch nicht allein, so mag dieselbe mindestens mit dazu
 
Annotationen